{ "version": "https://jsonfeed.org/version/1", "title": "neunetz.com", "home_page_url": "http://neunetz.com", "feed_url": "http://feed.neunetz.com/neunetz", "items": [ { "id": "https://neunetz.com/?p=15711", "url": "http://neunetz.com/2024/02/22/persoenliche-ki-assistenten-wo-und-wie-wird-die-naechste-riesige-plattform-entstehen/", "title": "Pers\u00f6nliche KI-Assistenten: Wo und wie wird die n\u00e4chste riesige Plattform entstehen?", "content_html": "
ChatGPT und Co. zu benutzen kann sich anf\u00fchlen, als w\u00e4re man Bill Murray in \u201eUnd t\u00e4glich gr\u00fc\u00dft das Murmeltier“. Denn die Modelle \u201evergessen“ die Interaktionen mit den Nutzern. Und dann muss man ihnen alles wieder von vorn erkl\u00e4ren. Was aber wenn dieser Teil der Architektur gel\u00f6st ist? Was fehlt dann noch f\u00fcr den gigantischen Markt des pers\u00f6nlichen Assistenten?
\nEs sind, nat\u00fcrlich einmal wieder, die Daten. Denn die Chat-Historie allein wird das nicht l\u00f6sen. Wo k\u00f6nnen sie herkommen, sprich also an welchen Stellen wird sich dieser riesige Markt formieren k\u00f6nnen?
\nDas sind die Fragen, mit denen ich mich anl\u00e4sslich erster Memory-Experimente bei GPT-4 (Nexus 186) und insgesamt wachsenden Kontextfenstern (siehe Google Gemini) in meinem Text f\u00fcr das D:Economy-Briefing der F.A.Z. besch\u00e4ftigt habe.
\nNeben den \u00fcblichen Verd\u00e4chtigen (Apple & Google mit ihren mobilen OS) kommen auch Tastaturapps wie Grammarly und Onlinespeicher wie Dropbox in Frage.
\nNur in Europa sind die potenziellen Kandidaten noch rar ges\u00e4t.
\n\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2024-02-22T11:08:35+00:00", "attachments": [], "image": "http://neunetz.com/wp-content/uploads/neunetzcom-Logo-2015-Avatar-150x150.jpg" }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15709", "url": "http://neunetz.com/2024/02/21/aleph-alpha-der-vermeintliche-usp-und-das-wahrscheinlichste-szenario/", "title": "Aleph Alpha: Der vermeintliche USP und das wahrscheinlichste Szenario", "content_html": "\nDer USP der Datensouver\u00e4nit\u00e4t wird bei Aleph Alpha v\u00f6llig \u00fcberh\u00f6ht:
\nHinter Open Source zu landen, ist katastrophal f\u00fcr Aleph Alphas Position und Argumentation:
\nMan muss hier nat\u00fcrlich anmerken, dass alle LLM-Benchmarks mit Vorsicht zu genie\u00dfen sind, weil sie sehr komplexe Systeme in wenige Zahlen zu gie\u00dfen versuchen. Sie bieten eine grobe Richtungsangabe, die nicht immer pr\u00e4zise ist.
\nAber die Unterschiede im Stanford-Benchmark sind enorm. Und decken sich mit allen Aussagen \u00fcber die bisherige Qualit\u00e4t, die man bei Aleph Alpha sieht.
\nDas wahrscheinlichste Szenario f\u00fcr Aleph Alpha deutet sich hier an:
\nWeiterlesen im Mitgliederbriefing!
\nDieser Text ist zuerst in Aleph Alpha: Qualit\u00e4t, vermeintlicher USP, wahrscheinlichstes Szenario; Hoss & Hopf, Sora, GPT-4 bekommt Memory, 3rd-Party-Cookies (Nexus 186) am 16.02.2024 erschienen. Nexus ist das Mitgliederangebot von neunetz.com mit w\u00f6chentlichem Briefing und mehr. Mehr Informationen zum Mitglieder-Angebot hier.
\nDiese Themen werden au\u00dferdem in Ausgabe 186 des Briefings behandelt:
\nDiese Analyse von Temu ist urspr\u00fcnglich im Dezember 2023 im w\u00f6chentlichen Mitgliederbriefing Nexus erschienen. Auf mehrfachen Wunsch von Mitgliedern stellen wir den Text jetzt \u00f6ffentlich. Temu und die chinesischen Angreifer sind einer der drei gro\u00dfen Themenstr\u00e4nge, \u00fcber die Sascha Lobo und ich in neunetzcast 100 sprachen. Temu ist seit ca. einem Jahr regelm\u00e4\u00dfiges Thema im Nexus-Briefing und auch im Exchanges-Podcast.
\n\nPlattformen sind zweiseitige M\u00e4rkte. (Mein Primer von 2010) Die zwei auf der Plattform zusammenkommenden Teilnehmergruppen sind bei der Plattform-Art Marktplatz vergleichsweise leicht identifizierbar: Verk\u00e4ufer und Endkund:innen. (Bei Social Networks dagegen ist die Zuordnung zu den Gruppen flie\u00dfend.)
\nPlattformbetrieb ist deshalb immer ein Balance-Akt. Eine Balance zwischen den Seiten, die sich zwar auf der Plattform treffen wollen, aber jeweils Anreize und W\u00fcnsche haben k\u00f6nnen, die sich gegenseitig widersprechen. (Preisfindung von Geb\u00fchren bei Plattformen ist etwa ein besonderer Balanceakt, weil hier nicht nur die Preissensitivit\u00e4t der zahlenden Gruppe eine Rolle spielt.)
\nDie Mehrseitigkeit von Plattformen ist der Grund f\u00fcr das (oft untersch\u00e4tzte) Henne-Ei-Problem, wenn Plattformen beginnen. Eine Seite kommt nur wenn die andere Seite kommt und umgekehrt.
\nWie l\u00f6sen Unternehmen das Problem bei Marktpl\u00e4tzen?
\nIn westlichen L\u00e4ndern hat sich das Amazon-Playbook etabliert. Gro\u00dfe Onlineh\u00e4ndler \u00f6ffnen sich zum Marktplatz, weil das die n\u00e4chste marktgestaltende Expansionsstufe ist und sie bereits die eine, erfolgreiche Seite, die Endkund:innen, gewonnen haben. Henne-Ei!
\nHierzulande ist Zalando dem Amazon-Playbook gefolgt.
\nIn Exchanges 340 hatte ich \u00fcber die daraus folgenden Marktplatzarchitekturen gesprochen.
\n2021 war das schon mal Thema auf neunetz.com: Wie Tag und Nacht: Unterschiede in der Plattformarchitektur am Beispiel Amazon Marktplatz vs. AliExpress
\nAber erst im Exchanges-Gespr\u00e4ch ist mir aufgefallen, was ich in der FAZ noch einmal ausf\u00fchrlich aufgedr\u00f6selt habe:
\nWeil im Westen gro\u00dfe, relevante Marktpl\u00e4tze aus H\u00e4ndlern entstehen, entstehen hier produktzentrische Marktpl\u00e4tze. Verk\u00e4uferzentrische Marktpl\u00e4tze, der zweite Architekturstrang, kommen aktuell in relevanter Gr\u00f6\u00dfenordnung nur aus Asien, und da vor allem aus China.
\nDas merkt man auch an den hiesigen, \u201aalten\u2018 Marktpl\u00e4tzen. Check24 und Idealo stecken in der Produktzentrik fest. Oder anders gesagt: sie schaffen den Sprung nicht zur Verk\u00e4uferfreundlichkeit. Check24 ist auf hohem Niveau, klar. Aber dass das Unternehmen trotz seiner dominierenden Position \u00fcber die betroffenen Branchen hinaus kein Thema ist, k\u00f6nnte auch an dieser architektonischen Sackgasse liegen. Ein Preisvergleich sein, schr\u00e4nkt die Marktgestaltungsm\u00f6glichkeiten dann doch ein.
\nIn/aus China dagegen kommen die Plattformen und Marktpl\u00e4tze. Das reicht von Superapps wie WeChat bis eben Temu oder das kleinere AliExpress vom \u00e4lteren Alibaba.
\nVon au\u00dfen betrachtet f\u00e4llt erst einmal der immense Erfolg des gerade ein(!) Jahr alten Temu auf, das sich laut SensorTower in allen gro\u00dfen Regionen weltweit an die Spitze der App-Charts gesetzt hat:
\n\nDie Grafik ist eine \u00fcbersetzte Version von Sven Kramer, die Original-Grafik hat eine SensorTower-Analystin auf QQ ver\u00f6ffentlicht.
\nHier l\u00e4sst sich zun\u00e4chst n\u00fcchtern festhalten, dass niemand bis jetzt in so kurzer Zeit so weit kam. Vor allem nicht Wish oder Alibabas AliExpress, beide vom Ansatz her am n\u00e4chsten an Temu dran: Discount-Marktpl\u00e4tze, die chinesische Anbieter global mit Endkund:innen zusammenbringen.
\nSensationell niedrige Preise allein ist es also nicht. Auch nicht allein massive Werbeausgaben. Vor allem Wish ist seinerzeit auch mit massiver Facebook-Werbung gewachsen.
\nTemu gibt so viel Geld f\u00fcr Onlinemarketing aus, dass es direkt von Etsy im Q3-Earnings-Call als Grund f\u00fcr gestiegene Marketingkosten bei Social angef\u00fchrt wird. (Werbepl\u00e4tze auf Google, Facebook etc. werden auktioniert.)
\nDer Online-Werbeexperte Eric Seufert hat das auf Threads in einem Thread (jaja) analysiert. Laut Insidern hat Temu allein in den USA 2023 1,4 Milliarden $ f\u00fcr Werbung ausgegeben. Global reichen die Zahlen von 3 bis 5 Milliarden $, die Temu f\u00fcr Werbung ausgegeben hat. Sein Fazit (von mir \u00fcbersetzt, mit Hilfe von DeepL):
\n\n\n Qualitativ gesehen ist es zweifelhaft, dass Temu im Alleingang die Preise auf einer so gro\u00dfen Plattform wie der von Meta verzerren k\u00f6nnte. Neben anderen Gr\u00fcnden (die in meinem Artikel erl\u00e4utert werden) scheint Temu, obwohl es wohl mit Verlusten wirbt, auf preisg\u00fcnstiges Inventar f\u00fcr seinen Marktplatz f\u00fcr Discount-Waren abzuzielen.\n
Temu macht hier alles wie die anderen, nur mehr. Sehr viel mehr.
\nNikkei Asia hat ein ausf\u00fchrliches, lesenswertes Protr\u00e4t \u00fcber Temu und dessen Mutter PDD ver\u00f6ffentlicht.
\nWas Temu vor allem unterscheidet, ist (von mir \u00fcbersetzt, mit Hilfe von DeepL):
\n\n\n Solange die Produkte eines Verk\u00e4ufers von PDD genehmigt sind, muss er die Waren nur an ein Lager in der s\u00fcdchinesischen Provinz Guangdong schicken, und Temu k\u00fcmmert sich von da an um alles, einschlie\u00dflich des Versands ins Ausland und After-Sales-Services, sagte ein PDD-Manager gegen\u00fcber Nikkei.\n
Das ist der erste Punkt, den Temu bis jetzt vom Rest unterscheidet:
\nTemu \u00fcbernimmt nach der \u201eersten Meile\u201c die gesamte Logistik. (Beziehungsweise der/die von Temu koordinierten Logistik-Dienstleister \u00fcbernehmen, siehe Nexus 176)
\nDas hat verschiedene Effekte:
\nDer zweite Punkt, den Temu vom Rest unterscheidet:
\nSie sind quasi sofort weltweit gestartet. Innerhalb eines Jahres sind sie weltweit au\u00dferhalb Chinas und Indiens (wegen des China-Banns in Indien) verf\u00fcgbar gewesen. Das ist, vorsichtig ausgedr\u00fcckt, ungew\u00f6hnlich im Onlinehandel.
\nDiese Geschwindigkeit hatte einen pragmatischen Grund: Temu-Mutter PDD hat zwar viele Verk\u00e4ufer bereits bei sich auf der einheimischen Plattform. Aber damit sie diese und weitere Verk\u00e4ufer anlocken k\u00f6nnen, brauchen sie schnell viele Endkund:innen.
\nErinnern wir uns: Die Henne und das Ei. Erfolgreich eine neue Plattform zu starten, hei\u00dft, einen Weg finden, wie man die beiden Seiten erfolgreich anlockt.
\nPDD hatte hier den Vorteil, dass sie bereits eine Macht im Heimatmarkt sind, also bereits Kontakte zu heimischen Produzenten hatten. PDD lag schon 2020 bei 731 Millionen aktiven Kund:innen in China. (Exciting Commerce)
\nPDD konnte also mit einer Grundmasse starten. Mit Marketing-Brute Force haben sie dann zun\u00e4chst die Endkund:innen im gro\u00dfen US-Markt angegangen.
\nDann Europa und der Rest: USA September 2022, Februar 2023 Kanada, M\u00e4rz 2023 Australien & Neuseeland, April 2023 Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Spanien und UK, und danach der Rest.
\nSchneller geht nicht.
\nEs wird im Westen stark rein auf die Endkundenseite und die Marketingausgaben geschaut, aber das ist ein verk\u00fcrzter Blick. Man muss bei Plattformen immer auf alle Seiten schauen, um die Beweggr\u00fcnde erkennen zu k\u00f6nnen.
\nIn diesem Fall ist die Aggression dem Henne-Ei- oder Kaltstartproblem geschuldet. Entweder Brute Force oder Flop.
\nMan muss deshalb sowohl Temus Vorgehen wie auch TikTok Shop mit der Brille eines chinesischen Anbieters betrachten, der nicht nur westliche Endkund:innen erreichen will sondern auch die heimischen chinesischen Anbieter erreichen muss.
\nF\u00fcr die Anbieter braucht er eine ausreichend gro\u00dfe Menge an Abnehmern auf der anderen Seite.
\nDer dritte Punkt, den Temu vom Rest unterscheidet:
\nTemu verfolgt nicht nur ein konsequentes Plattform-Playbook.
\nIn China selbst greift PDD den Platzhirsch Alibaba seit Jahren auch mit einem geradezu Textbuch-Disruptionsansatz an, der sich auf Temu \u00fcbertr\u00e4gt.
\nAlibaba ist bei Tmall und Taobao \u00fcber Geb\u00fchren gewachsen, die sich die kleinsten Hersteller und Verk\u00e4ufer in China nicht leisten k\u00f6nnen. PDD hat sich auf diese konzentriert und hat damit den chinesischen Markt von unten aufgemischt. Das \u00fcbertr\u00e4gt sich jetzt abgeschw\u00e4cht auch auf Temu, das kleinste Verk\u00e4ufer bei sich internationale Gesch\u00e4fte machen l\u00e4sst.
\nDas hat den Nebeneffekt das die Kleinsten der Kleinen vom Absatz bei Temu dominiert werden.
\n\n\n\n Mit Temu machen nach Sch\u00e4tzungen verschiedener Zwischenh\u00e4ndler vor Ort, die mit der gesprochen haben, bis zu 50 Prozent der H\u00e4ndler in Yiwu Gesch\u00e4fte. [\u2026]
\nSein Tag sieht so aus: Zuerst sucht er sich passende Produkte zusammen, von denen er denkt, dass sie sich auf Temu gut verkaufen lassen. Und zwar entweder auf dem Gro\u00dfmarkt oder auf Online-Seiten, auf der Fabriken ihre Produkte direkt anbieten. Dann kauft er sie ein, verpackt sie und schickt sie zu Temu. \u201eFr\u00fcher mussten wir alles selbst machen: Internationale Logistikunternehmen kontaktieren und die Waren selbst direkt ins Ausland verkaufen.\u201c
\nJetzt sei alles viel leichter, denn Temu mache die ganze Arbeit f\u00fcr ihn: \u201eWir H\u00e4ndler beliefern Temu mit Waren. Das Unternehmen hat Lager in Guangzhou im S\u00fcden Chinas. Wir schicken unsere Waren dorthin, und dann \u00fcbernimmt Temu alles weitere und sendet sie in verschiedene L\u00e4nder.\u201c\n
F\u00fcr Alibaba bedeutet das, dass Temus Lieferanten sich unterhalb der Untergrenze bewegen, die Alibaba braucht, damit sein Marktplatz-Modell funktioniert.
\nDisruption vom unteren Ende des Marktes. Sogar in China m\u00f6glich.
\nEin PDD-Manager \u00fcber die Unterschiede gegen\u00fcber Nikkei Asia und die Folgen f\u00fcr Alibaba:
\n\n\n \u201eAlibaba\u2019s focus is on selling traffic and advertising, primarily through Tmall,\u201c a PDD executive told Nikkei. \u201eTo emulate our model entirely, they\u2019d have to reverse their strategy by prioritizing small vendors on Taobao. However, this change would significantly impact their revenue and stock price, which would be self-destructive.\u201c\n
(Innerhalb von China hat PDD auch f\u00fcr Payments die N\u00e4he zu WeChat Pay geholfen, das dank der Gr\u00f6\u00dfe von WeChat gr\u00f6\u00dfere Verbreitung hatte als Alibabas Alipay.)
\nDer vierte Punkt, den Temu vom Rest unterscheidet:
\nOK, das machen sicher auch die Anderen in unterschiedlichen Auspr\u00e4gungen. Aber ich habe Temu getestet und ich kann mich noch an Wish erinnern. Die Qualit\u00e4t der g\u00fcnstigen Produkte auf Temu ist oft \u00fcberraschend gut. Besser als auf Wish.
\nTemu hat also einen besseren Qualit\u00e4tsmechanismus gefunden als zumindest Wish seinerzeit. (Es bleibt nat\u00fcrlich Discount.)
\nTagesschau:
\n\n\n Es gebe sogar Strafen, wenn Kunden M\u00e4ngel beklagen. Ma Chao, der \u00fcber Temu Weihnachtsdekoration verkauft, sagt: \u201eWenn es schlecht l\u00e4uft und der Kunde Qualit\u00e4tsm\u00e4ngel entdeckt, dann werden wir bestraft. Die Strafe ist f\u00fcnf Mal h\u00f6her als der Preis. Wenn also ein Produkt umgerechnet sechs Euro gekostet hat, dann muss ich 30 Euro Strafe zahlen.\u201c\n
(Hervorhebung von mir)
\n\u200b
\nDie H\u00f6he der drohenden Strafen ist wohl zum Teil nicht festgelegt, so dass das Risiko unkalkulierbar wird, was durchaus ein sehr gro\u00dfes Abschreckungspotenzial hat:
\n\n Tagesschau konnte Vertr\u00e4ge einsehen, die H\u00e4ndler unterschreiben m\u00fcssen, wenn sie sich bei Temu registrieren. Demnach beh\u00e4lt sich Pinduoduo, der Mutterkonzern von Temu, mit dem der Vertag geschlossen wird, vor, Strafen zu verh\u00e4ngen und die H\u00f6he der Strafen festzulegen, wenn H\u00e4ndler gegen die Vertragsbedingungen versto\u00dfen.\n
\u200bDas ist wiederum das Amazon-Playbook. Im Zweifel auf der Seite der Endkund:innen hei\u00dft zwar schwerere Zeiten f\u00fcr Verk\u00e4ufer, aber solang die Endkunden bleiben, bleibt auch die Masse der Verk\u00e4ufer. Distribution ist King.
\n\nHier noch ein Beispiel, wie klein die Hersteller bei Temu zum Teil sind, Tagesschau:
\n\n\n Vor dem Messestand von Temu in Yiwu hat sich Qian Longwei angestellt. Er hat eine Fabrik in Yiwu, sie sei 1.800 Quadratmeter gro\u00df, 25 Mitarbeiter habe er, erz\u00e4hlt er. Stolz zeigt er ein Video davon auf seinem Handy. \u00dcberall stehen Kartons und Verpackungsmaterial und lange Tische, an denen Arbeiter Luftmatratzen und andere aufblasbare Schwimmartikel herstellen. Von seiner Fabrik aus verkauft er diese direkt an Temu, sagt er. Ein Schwimmring kostet umgerechnet einen Euro pro St\u00fcck. F\u00fcr Temu ist das die schnellste Lieferkette. Und der niedrigste Einkaufspreis.
\nWang Songwei, ein weiterer Fabrikbesitzer, der auch einen Laden auf dem Gro\u00dfmarkt in Yiwu hat, meint, die Hersteller in der Stadt Yiwu h\u00e4tten es durch Arbeitsteilung perfektioniert, die g\u00fcnstigsten Waren herzustellen. Jeder konzentriere sich auf eine Sache. Es werde in kleinen Einheiten produziert, daf\u00fcr sehr flexibel \u2013 das sei die St\u00e4rke der Stadt.\n
Das funktioniert nur, wenn Temu die Logistik \u00fcbernimmt und zentralisiert. Das ist der Dreh- und Angelpunkt des ganzen Modells.
\nAlles, die Disruption Alibabas, die Anbindung der Kleinsthersteller und Kleinsth\u00e4ndler, die extrem g\u00fcnstigen Produktpreise, alles folgt aus dem Fulfillment by Temu.
\nEs gibt viele Produkte, die man so neben Temu auch teurer auf Amazon und zu vergleichbaren Preisen auf AliExpress findet. Aber es gibt auch viele, die es sicher nur exklusiv auf Temu gibt. Nicht aus strategischen Gr\u00fcnden der Verk\u00e4ufer oder vertraglichen (das sicher punktuell auch), sondern rein aus Kapazit\u00e4tsgr\u00fcnden.
\n/Kurzer pers\u00f6nlicher Einschub: Ich habe die letzten Monate Werkzeug und Heimwerksachen wie Winkel, Haken, Akkuschrauberaufs\u00e4tze etc. auf Temu gekauft. Die hiesigen Baum\u00e4rkte haben mich an Temu verloren. Anyway. Die Vielfalt der Produkte reicht von Standardprodukten bis hin zu ausgefallenen Produkten, die man wahlweise als innovativ oder dorky bezeichnen w\u00fcrde. So oder so, aus den chinesischen Marktpl\u00e4tzen kommen zunehmend Produkte, die man bei europ\u00e4ischen H\u00e4ndlern nicht in der Vielfalt findet. Auch online nicht. Die beste Kategorie, bei der man das immer noch sehen kann, auch wenn es nicht mehr so extrem wie vor einem Jahr ist, sind Lampen mit Solarpanels. Da verlieren selbst die hiesigen Spezialisten gegen den allgemeinen Discounter Temu. Allein das sollte jedem das F\u00fcrchten lehren./
\nZu all dem kommen \u00fcbliche Taktiken, wie jene \u00fcber die Late Post berichtet. Temu richtete etwa sein B\u00fcro f\u00fcr die Fashion-Abteilung wenige hundert Meter von Shein entfernt ein, damit Shein-Mitarbeiter kurze Wege f\u00fcr Vorstellungsgespr\u00e4che hatten..
\nRegulierung kann und wird f\u00fcr Temu ein Problem werden. Siehe Indien oder Indonesien, wo TikTok deshalb Tokopedia \u00fcbernahm.
\nWir wissen auch nicht wie nachhaltig Temu arbeitet, also wie die relevanten Deckungsbeitr\u00e4ge, oder wie die jungen Leute sagen die Unit Economics aussehen. PDD ist sehr verschlossen, was die Zahlen von Temu angeht. Es wird nicht separat ausgewiesen.
\nTrotzdem. Temu ist unter der Haube mehr als niedrige Preise. Nicht nur im Westen ist der rasante Sprint von Temu an die globale Spitze innerhalb eines Jahres Thema, auch in China ist er das, aus Nexus 179:
\n\n\n\n
\n- TikTok sieht den Erfolg von Temu und mehr noch den von Shein und daran wollen sie teilhaben. Das wollen sie auch. Sie sehen wie schnell man mit chinesischen Herstellern als Marktplatz gro\u00df werden kann und sie haben bereits die Reichweite im Westen.
\n- TikTok/Bytedance wei\u00df so wenig wie wir, wie und ob Temu wirtschaftlich nachhaltig ist. Sie sehen nur die Geschwindigkeit von 0 auf 100.
\n
Bei all dem d\u00fcrfte den aufmerksameren Beobachter:innen aufgefallen sein, dass TikTok Shop uns hier aufhorchen lies, weil sie auch Fulfillment by TikTok anbieten werden. (Nexus 178, Nexus 179)
\nEs ist das Temu-Playbook. Und TikTok wird es als N\u00e4chster spielen.
\nDieser Text ist zuerst in Temus Erfolgsrezept als Plattform, Matter, Netflix (Nexus 180) am 22.12.2023 erschienen. Nexus ist das Mitgliederangebot von neunetz.com mit zus\u00e4tzlichem w\u00f6chentlichen Briefing (Email, RSS), Fach-Forum und mehr. Mehr Informationen zum Mitglieder-Angebot hier.
\nIch war letztes Jahr auf einem Event f\u00fcr Kreativschaffende, auf dem sich auch Steady den potenziellen Steady-Kund:innen vorstellte.
\nEs war sehr erhellend, wie sich Steady da pr\u00e4sentierte. Steady, aus dem Krautreporter-Umfeld entstanden, ist urspr\u00fcnglich als eine Art deutsches Patreon gestartet und hat sich in den letzten Jahren mehr in Richtung deutsches Substack entwickelt. Das liegt zum einen am wirklich beachtlichen Erfolg von Substack im Journalismus-Bereich1 und nat\u00fcrlich daran, dass Steadys Gr\u00fcndungshintergrund nicht YouTube-Band sondern Journalismus ist.
\nSteady hat sich \u00fcber die Jahre damit als eine Art deutsches Patreon/Substack etabliert, das eben mittlerweile von Newslettern und Podcasts dominiert wird.
\nIch wurde \u00fcber die Jahre immer das Gef\u00fchl nicht los, dass Steady weit hinter den Potenzialen dieses riesigen Feldes zur\u00fcckbleibt. Steady ist ein langsamer Follower, der manche, aber nicht alle Features des gro\u00dfen US-Vorbildes umsetzt. Und oft macht Steady, bei aller Freude, die man haben sollte, dass es das Unternehmen in Deutschland gibt, den Eindruck, als w\u00e4re es manchmal ein bisschen, wie soll ich sagen, unterambitioniert.
\nWenn man sich fragt, wie man ein deutsches Tech-/Online-Unternehmen einordnet, dann lohnt sich als erster schneller Pi-mal-Daumen-Blick folgende Frage: W\u00fcrden wir \u00fcber dieses Unternehmen hierzulande reden, wenn es genau dieses Unternehmen exakt so in den USA2 geben w\u00fcrde?
\nWenn wir diese Frage auf die zwei KI-Unternehmen in der EU anwenden, welche die meisten Schlagzeilen gerade produzieren, dann kommen diese Ergebnisse heraus:
\nWenden wir die Frage auf Steady an, dann ist das auch ein sehr eindeutiges Nein. Steady sticht an keiner Stelle heraus oder macht etwas besser als die internationalen Konkurrenten. Vieles gleich, manches anders, aber nichts wirklich herausstechend besser.
\nSteady hat einen gro\u00dfen Vorteil. Als deutsches Unternehmen haben sie viele deutsche Creators und Medienunternehmen gewonnen und damit auf der anderen Seite auch deren Unterst\u00fctzer:innen bekommen. (Dazu z\u00e4hlen Uebermedien, Perlentaucher, Social Media Watchblog etc.)
\nDas ist nicht zu untersch\u00e4tzen. Steady vereint auf der Plattform viele Menschen, die bereits f\u00fcr ein oder mehrere deutsche Projekte bereit sind zu bezahlen. Die notwendigen Informationen f\u00fcr Bezahlung sind bereits hinterlegt. Ein weiteres Projekt ebenfalls zu unterst\u00fctzen, ist dann ein kleiner Schritt. Die bestehende Abonnent:innenmasse auf Steady ist der wichtigste, aber vielleicht auch der einzigste Grund, der aktuell aus Publisher/Creator-Sicht f\u00fcr Steady spricht.
\nWarum startet Steady nicht durch in Deutschland, warum macht es nicht (positive!) Schlagzeilen wie Substack als wirtschaftliche Basis f\u00fcr Online-Journalismus abseits der gro\u00dfen Presseverlage und mehr?
\nIch glaube, es liegt in der Eigenwahrnehmung des Unternehmens und der internen Sto\u00dfrichtung, die zumindest bis vor einem Jahr so auch nach au\u00dfen kommuniziert wurde:
\nDer Steady-Vertreter auf besagtem Event bestand im Gespr\u00e4ch mit den interessierten Kreativschaffenden darauf, dass sie Steady als freiwillige, spendenartige Zahlungen vom bestehenden Publikum verstehen sollten, statt Dinge zus\u00e4tzlich nur f\u00fcr Mitglieder zu machen. Macht weiter, was ihr bisher macht und nehmt Steady hinzu.
\nDas ist eine Aussage von einem Unternehmen, dass sich als Unterst\u00fctzer kleiner Liebhaberprojekte sieht, als Enabler von Hobbyprojekten, die vielleicht, vielleicht auch nicht, gr\u00f6\u00dfer werden k\u00f6nnten.
\nDas deckt sich nicht nur mit meiner Wahrnehmung, dass Steady mehr sein k\u00f6nnte als es ist, sondern auch mit den Gespr\u00e4chen, die ich \u00fcber die Zeit mit potenziellen oder ehemaligen Steady-Nutzer:innen gef\u00fchrt habe.
\nIch finde das als Ansatz pers\u00f6nlich durchaus sympathisch, aber es d\u00fcrfte deutlich geworden sein, wie schnell daraus enorme Opportunit\u00e4tskosten nicht nur f\u00fcr Steady sondern auch f\u00fcr die Creators und Publisher erwachsen, die Steady f\u00fcr ihre Projekte nutzen.
\nVor diesem Hintergrund muss man, finde ich, lesen, was Gabriel Yoran auf LinkedIn letzte Woche verk\u00fcndete:
\n\n\n Bei Steady wird es demn\u00e4chst die M\u00f6glichkeit geben, Newsletter zu sponsern, darunter die von Nils Minkmar und Bestseller-Autor Daniel Schreiber und den Newsletter des Jahres \u201eDas Leben des Brain\u201c von Bent Freiwald. Entweder gezielt oder als Paket. So l\u00e4sst sich ein vielseitig interessiertes und sehr aufmerksames Publikum erreichen, und zwar im pers\u00f6nlichen Kontext des bewusst abonnierten und gelesenen Newsletters.
\n\u00dcber diese M\u00f6glichkeit m\u00f6chte ich gerne mit Werbetreibenden und Mediafacheleuten sprechen. \u00dcber eine Direktnachricht w\u00fcrde ich mich freuen!\n
Steady macht jetzt also auch Werbung.
\nDas ist erstmals eine signifikante Abweichung von der zeitverz\u00f6gerten Umsetzung der Substack-Roadmap.
\nAuf der einen Seite ergibt das Sinn. Denn Steady hat sich darauf fokussiert, freiwillige finanzielle Unterst\u00fctzung ohne Gegenleistung zu erm\u00f6glichen. Bezahlschranken und gated Content gehen auch mit Steady, waren aber nicht der Fokus des Unternehmens. Werbung als zweiteren Erl\u00f6sstrom f\u00fcr \u00f6ffentliche Inhalte ist naheliegend.
\nEs ist auch naheliegend, dass Steady das als Mittelsmann angeht. Es kann die Newsletter b\u00fcndeln und ein hochwertiges Umfeld anbieten, das nicht nur Reichweite hat sondern auch einzigartig ist.
\nAber man kann es auch negativer lesen.
\nWer einmal wie etwa Nils Minkmar (oder beispielsweise Uebermedien, die gr\u00f6\u00dfte Bezahlschranke bei Steady) sein eigenes Publishingprojekt auf Steady aufsetzt, begibt sich in eine ausgesprochen extreme Abh\u00e4ngigkeit.
\nDenn Steady \u00fcbernimmt die komplette Abwicklung des Payments. Das hei\u00dft, alle, die einmal einen Teil ihres Publikums f\u00fcr kostenpflichtige Abos/Mitgliedschaften/Spendenartige Zahlungen gewinnen konnten, k\u00f6nnen Steady nicht mehr verlassen, ohne Gefahr zu laufen einen signifikanten Teil des zahlenden Publikums zu verlieren. (Weil solcher Zusatzaufwand immer zu mehr Churn f\u00fchrt.)
\nIm Gegensatz dazu setzen Substack, Ghost, Beehiiv, Convertkit, ButtonDown, Memberful (was wir hier f\u00fcr das Mitgliederangebot nutzen) und nahezu alle anderen Creator-Dienste f\u00fcr Zahlungen auf den Dienstleister Stripe. Die genannten Dienste sind im Grunde nur das Frontend, w\u00e4hrend das wichtige (Payment-)Backend beim Stripe-Account der Publisher liegt.
\nDas ist der Grund, warum Substack-Newsletter wie Casey Newtons Platformer nahezu problemlos von Substack an andere Orte wechseln konnten. Sowohl die Abonnent:innen des kostenlosen Newsletters als auch die zahlenden Abonnent:innen des kostenpflichtigen Newsletters mussten nichts machen.
\nDas gilt f\u00fcr Steady-Publisher nicht.
\nNehmen wir hinzu, dass Steady ebenfalls wie Substack vergleichsweise hohe 10 Prozent der Einnahmen als Geb\u00fchr einbeh\u00e4lt, aber im Gegensatz zu Substack hohen Lockin und geringe netzwerkbedingte Wachstumseffekte erm\u00f6glicht, dann ergibt das kein gutes Gesamtbild.
\nWir brauchen nicht viel Fantasie, um uns in dieser Situation unzufriedene Publisher vorzustellen, die von Steady mehr erwarten, eben weil sie nicht unproblematisch den Dienstleister wechseln k\u00f6nnen.3
\nAlso: Werbung.
\nEs ist auch auf gewisse Art eine Kapitulation. Steady scheint nicht ausreichend Wachstum auf der Abo-Seite zu sehen oder zu erwarten.
\nDabei ergibt sich aus der starken Position von Steady in Deutschland und des Aspekts als Paymentmittelsmann direkt ein sehr viel vielversprechender Schritt sowohl f\u00fcr Steady als auch f\u00fcr die Publisher: B\u00fcndel-Features. Aber auch daf\u00fcr m\u00fcssen die deutschen Steady-Publisher wohl wieder zuerst darauf warten, was Substack vormacht. Und selbst dann: F\u00fcr die Projekte ohne kostenpflichtige Mitgliederinhalte ist auch das keine Hilfe.
\nEs entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass Steady, das aus dem Krautreporter-Umfeld erwachsen ist, stattdessen jetzt zur Werbeagentur wird.
\nDer Vertrag zwischen Universal Music und TikTok l\u00e4uft heute, 31.1.24, aus, weil sich beide Seiten nicht einigen konnten.
\n\n\n\n Das weltweit gr\u00f6\u00dfte Musikunternehmen Universal Music und die Social-Media Plattform TikTok gehen vorerst getrennte Wege. Man habe sich nicht auf einen neuen Lizenzvertrag einigen k\u00f6nnen, teilte Universal gestern mit. Der gemeinsame Vertrag l\u00e4uft demnach am 31. Januar aus.
\nDamit k\u00f6nnte Musik von bekannten K\u00fcnstlerinnen wie Taylor Swift und Lady Gaga ab Donnerstag von TikTok entfernt werden.\n
Ein wesentlicher Grund f\u00fcr die fehlende Einigung: Die Macht liegt erstmals bei einer Verhandlung um Musikrechte nicht bei einem Majorlabel sondern auf der anderen Seite des Verhandlungstisches, bei der Plattform.
\nUnd der Plattformprovider Bytedance wei\u00df das nat\u00fcrlich auch.
\n\n\n TikTok habe den Musikern und Songautoren nur „einen Bruchteil“ der auf \u00e4hnlichen anderen Online-Plattformen \u00fcblichen Verg\u00fctung geboten, argumentierte Universal Music in einem offenen Brief.\n
Der offene Brief ist hier zu finden.
\nUniversal schreibt im offenen Brief unter anderem, dass TikTok nur f\u00fcr 1% der Gesamtums\u00e4tze verantwortlich ist.
\nDas liegt am Vertrag, nicht an der Bedeutung der Plattform. Oder anders: TikTok ist indirekt f\u00fcr einen gro\u00dfen Teil der Ums\u00e4tze bei Universal verantwortlich.
\nViele Musiker:innen werden auf TikTok gro\u00df, viele Songs haben auf TikTok ihren Durchbruch.
\nSo wie Booktok, die Buchcommunity auf TikTok, sp\u00fcrbar die Nadel in der Buchbranche bewegt, so ist es in der Musikbranche, nur dort noch zentraler. Weil Songs integraler Bestandteil der Plattform sind.
\nDas ist der Hintergrund zwischen der Kollaboration zwischen Billboard und TikTok.
\nDas geht \u00fcber die Zahlen und Charts hinaus. Man betrachte diesen Graph aus dem j\u00fcngsten The Sky Is Rising Report:
\n\nDieser zentrale, massive Wert, den TikTok f\u00fcr Musiker:innen darstellt, ist der Grund, warum TikTok-Mutter Bytedance sich so verh\u00e4lt wie sie sich verhalten.
\nSie wissen, dass Universal nicht lang auf TikTok verzichten kann. Die Musiker:innen unter Vertrag werden nicht begeistert sein; mehr noch, so bekommt man kein neues Talent unter Vertrag.
\nTikTok unterscheidet sich au\u00dferdem fundamental in der Nutzung von YouTube, Spotify und co:
\nYouTube, Apple Music, Spotify und co. werden f\u00fcr den passiven Konsum von Musik benutzt. Sie sind die spirituellen Nachfolger der Plattensammlung.
\nEs ist deshalb f\u00fcr diese Dienste undenkbar, auch nur auf einen Backkatalog eines Majorlabels zu verzichten.
\nTikTok dagegen ist das Tanzstudio, oder der Club: Hier interagieren wir mit Musik. Oder machen sie sogar selbst. Und im Schnitt h\u00f6ren wir dort nur die immer gleichen 30 Sekunden eines Songs, die sich dann ins Hirn fr\u00e4sen.
\nWenn Universal-Musik nicht dabei ist, dann halt 30 Sekunden von anderer Stelle.
\nDie f\u00fcr den vorliegenden Fall relevante Folge davon ist, dass auf TikTok der Universal-Katalog zwar fehlen wird, er aber die App nicht unnutzbar macht f\u00fcr die User, so wie das gleiche Fehlen bei Spotify der Fall w\u00e4re.
\nDie Musiker:innen von Universal brauchen TikTok, TikTok braucht nicht Universal.
\nDie Tagesschau irrt sich also bei der Schwere der Folgen, wenn dort geschrieben wird:
\n\n\n F\u00fcr TikTok k\u00f6nnte der Ausstieg von Universal Musik erhebliche Folgen haben: Sehr viele Videos haben musikalische Begleitung von ber\u00fchmten K\u00fcnstlern. Universal hat zahlreiche der bekanntesten Musiker unter Vertrag. Universal Music r\u00e4umte ein, dass der Schritt auch Konsequenzen f\u00fcr die eigenen K\u00fcnstler haben werde. Man habe jedoch die Verantwortung, f\u00fcr faire Konditionen f\u00fcr sie zu k\u00e4mpfen.\n
Dass Universal bereits jetzt schon(!) einr\u00e4umt, dass der Schritt Konsequenzen f\u00fcr die eigenen K\u00fcnstler:innen haben wird, zeigt, dass man im Unternehmen wei\u00df, wie im Vergleich zu anderen Verhandlungen schwach die eigene Position hier ist.
\nTikTok nutzt das in seinem Statement (via Variety):
\n\n\n It is sad and disappointing that Universal Music Group has put their own greed above the interests of their artists and songwriters. Despite Universal’s false narrative and rhetoric, the fact is they have chosen to walk away from the powerful support of a platform with well over a billion users that serves as a free promotional and discovery vehicle for their talent.
\n TikTok has been able to reach ‚artist-first‘ agreements with every other label and publisher. Clearly, Universal’s self-serving actions are not in the best interests of artists, songwriters and fans.\n
Das sind sehr deutliche Worte, die man so niemals etwa von YouTube oder Spotify gelesen hat. Beiden Seiten ist das Machtgef\u00e4lle bewusst, \u00fcber das ich hier schreibe.
\nGenerative KI spielt auch hier eine Rolle. Im offenen Brief hei\u00dft es:
\n\n\n On AI, TikTok is allowing the platform to be flooded with AI-generated recordings–as well as developing tools to enable, promote and encourage AI music creation on the platform itself — and then demanding a contractual right which would allow this content to massively dilute the royalty pool for human artists, in a move that is nothing short of sponsoring artist replacement by AI.\n
F\u00fcr TikTok sind die KI-Funktionen eine von vielen Features, die Contentgenerierung in der App einfacher machen. Ein wesentlicher Grund neben dem Algorithmus, warum die App so popul\u00e4r wurde.
\nGleichzeitig st\u00e4rkt das TikToks Position als Plattform nat\u00fcrlich gegen\u00fcber den Labels, die hier Lieferanten sind.
\nTikTok experimentiert unter anderem mit AI Song, einem neuen Feature, das, wie das Unternehmen gegen\u00fcber TechCrunch mitteilte, Bloom verwendet, ein LLM, um Liedtexte auf der Grundlage von Textaufforderungen zu erstellen. Die Texte werden dann mit Musik aus einem in TikTok erstellten, vorab gespeicherten Katalog gepaart.
\nDas ist eine nat\u00fcrliche Weiterentwicklung der Onlinemusikwelt.
\nEs war immer offensichtlich, dass irgendwann Werkzeuge entstehen werden, die es auch Laien und Novizen einfacher machen, eigene Musik zu erzeugen. Dass diese neuesten Tools nun unter das Label „Generative KI“ fallen, \u00e4ndert daran nichts.
\nNat\u00fcrlich meint Universal mit „artist replacement by AI“ die eigenen K\u00fcnstler:innen. Aber es erscheint mir zumindest erw\u00e4hnenswert, dass die Menschen, die erfolgreich AI-Tools auf TikTok verwenden und damit vielleicht einen viralen Hit landen, ebenfalls K\u00fcnstler:innen sind.
\nDie KI-Tools sind Werkzeuge in unseren H\u00e4nden, nicht autonome Agenten.
\nEs wird nicht das letzte Mal sein, dass die sp\u00fcrbare Verschiebung der Machtverh\u00e4ltnisse sichtbar wird. Die Macht der Majorlabels, die als Oligopol die Bedingungen f\u00fcr Musikdienste setzen konnten, hat sich erstaunlich lang gehalten. Zuletzt haben sie es geschafft, die Auszahlungskonditionen bei Spotify zu ihrem Gunsten zu ver\u00e4ndern. Auch da war der vorgeschobene Grund, es w\u00e4re eine Gegenmassnahme zum „massive dilution of the royalty pool“.
\nAber diese historische Marktmacht der Majorlabels ist jetzt sichtbar an einem strukturellen Scheidepunkt angekommen.
\nAuf der einen Seite steht TikTok als Kingmaker, auf den kaum ein:e Musiker:in lang verzichten kann. Auf der anderen Seite steht Streaming (via), das von ungef\u00e4hr gleich vielen Playern (YouTube, Spotify, Apple Music) dominiert wird wie das Majorlabel-Oligopol:
\n\nDie Majorlabels hatten ihre Chance, ein diverses \u00d6kosystem an Musikdiensten zu erm\u00f6glichen. Eine einzigartige Chance dieser Branche, dank des Oligopols, die es so nirgendwo sonst gab.
\nSie h\u00e4tten eine Branchenstruktur f\u00f6rdern k\u00f6nnen und sollen, die dank Wettbewerb sicherstellt, dass auf der anderen Seite dieser Verhandlungstische nicht allein einzelne Giganten wie Apple oder Bytedance sitzen, sondern neben diesen viele kleine und mittelgro\u00dfe Player, die mit einander konkurrieren.
\nAufgrund der Skaleneffekte online dank Netzwerkeffekten und fehlender geografischer Begrenzung gibt es immer Tendenzen zu immenser Gr\u00f6\u00dfe auf der Plattformebene, also der Ebene der Interaktionen und des Matchmakings. Das l\u00e4sst sich als Lieferant nur aktiv steuern, wenn man daf\u00fcr die Marktmacht hat, Passivit\u00e4t f\u00fchrt zu Skalierung.
\nDas einfachste Beispiel: Eine aktive Marktgestaltung h\u00e4tte etwa ein Stufensystem f\u00fcr Lizenzen beinhaltet, das kleine Anbieter beg\u00fcnstigt und gro\u00dfe benachteiligt.
\nVor ungef\u00e4hr 10 Jahren endete meine letzte Kolumne f\u00fcr die mittlerweile eingestellte Fachzeitschrift Musikmarkt mit einer Vorhersage:
\nWenn die Majorlabels nicht aufpassen und die unabh\u00e4ngigen, dedizierten Musikstartups weiter ausbluten lassen, werden sie irgendwann nur noch mit den Musikstreaming-Abteilungen der gro\u00dfen Tech-Konzerne verhandeln.
\nMan erntet, was man s\u00e4t.
\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2024-01-31T13:36:36+00:00", "attachments": [], "image": "http://neunetz.com/wp-content/uploads/Bildschirmfoto-2024-01-31-um-14.26.35-150x150.png" }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15697", "url": "http://neunetz.com/2024/01/30/apple-vs-eu-eine-handgranate-namens-core-technology-fee/", "title": "Apple vs. EU: Eine Handgranate namens Core Technology Fee", "content_html": "Allgemein gesprochen: Nur das absolute Minimum und dabei jede Gelegenheit nutzend, Dinge so zu gestalten, dass sich nicht wirklich etwas \u00e4ndern wird.
\n\n\n\n Apple beh\u00e4lt allerdings auch k\u00fcnftig teilweise die Kontrolle \u00fcber die Installation von Anwendungen, selbst wenn diese au\u00dferhalb des eigenen App Stores stattfindet. Die Apps k\u00f6nnen nicht wie beim Google-System Android einfach mit dem Browser heruntergeladen und auf eigenes Risiko installiert werden. Vielmehr m\u00fcssen die Kunden daf\u00fcr \u201ebeglaubigte\u201c Marktpl\u00e4tze verwenden. Das sind iPhone-Anwendungen, die mit dem Segen von Apple wiederum andere Apps installieren d\u00fcrfen.
\nApple-Topmanager Phil Schiller verweist im Gespr\u00e4ch mit der Nachrichtenagentur dpa auf die Risiken, die mit einer direkten Installation verbunden seien: \u201eWenn jede beliebige Webseite Apps auf das Ger\u00e4t herunterladen kann, stellt dies eine gro\u00dfe Gefahr f\u00fcr die Sicherheit und den Datenschutz der Nutzer dar\u201c, so Schiller.\n
Schiller hat recht damit. Die Notarization durch Apple nutzt Apple allerdings, um alles weitere durchzusetzen wie die CTF, die ich unten bespreche, und die Reporting-Pflichten f\u00fcr App-Marktpl\u00e4tze und alle Apps auf ihnen.
\nDas kann im n\u00e4chsten Schritt nur bedeuten, dass die EU Notarization als unzul\u00e4ssiges Gatekeeping untersagen wird, wenn sich herausstellt, dass sich unter dem DMA dank Apples Gegenmassnahmen in der iOS-Realit\u00e4t nichts \u00e4ndert.
\nUnd dann haben iOS-Nutzer wirklich weniger Sicherheit.
\n(Siehe unter anderem MacStories f\u00fcr alle \u00c4nderungen (NFC, Webrendering))
\nEine gute Zusammenfassung gibt es bei Apple to Developers: Heads I win, tails you lose (part 3) | Mobile Dev Memo. Etwa die neu eingef\u00fchrte CTF-Geb\u00fchr:
\n\n\n Core Technology Fee (CTF). To my mind, this is the most controversial aspect of the new terms. All developers that opt into the new framework will be obligated to pay a \u201ccore technology fee\u201d of \u20ac0.50 for every \u201cfirst annual install\u201d of their app above 1MM generated from either the App Store or an alternative app marketplace. Apple defines a first annual install as (emphasis mine):
\n\n\n The first time an app is installed by an account in the EU in a 12-month period\u2026[resulting] from an app\u2019s first-time install, a reinstall, or an update from any iOS app distribution option.\n
Critically, re-installs and app updates are considered to be first annual installs and presumably count against the 1MM free threshold. Notably, apps that serve as alternative app marketplaces aren\u2019t granted the 1MM free first annual threshold exemptions: per Apple\u2019s documentation, \u201cdevelopers of alternative app marketplaces will pay the CTF for every first annual install of the app, including installs that occur before the 1 million threshold is met.\u201d\n
Das hei\u00dft, Apple hat unter anderem eine neue Geb\u00fchr eingef\u00fchrt, die Apps zahlen m\u00fcssen, die \u00fcber andere Appstores vertrieben werden. Zus\u00e4tzlich m\u00fcssen die neuen Appstores ebenfalls zahlen.
\nDie Struktur der Geb\u00fchr soll offensichtlich sicherstellen, dass die alternativen Wege nicht attraktiv sind:
\n\n\n The Core Technology Fee effectively undermines the viability of the new business terms. First, the applicability on re-installs removes control from the developer over when the 1MM free install threshold is exhausted. Second, applying the CTF to app updates incentivizes the developer to not publish updates and penalizes them for a large existing user base. And third, the fact that the fee is paid on annual installs imposes an ongoing fine on user LTV: a highly-retained, habitual user of an app will trigger a \u20ac0.50 fee for the developer at the time of installation and then every year hence as they update the app.
\nFundamentally, the CTF compromises the freemium business model, which dominates the mobile economy and is predicated on zero marginal distribution costs.\n
Eric Seufert macht hier den wichtigen Punkt. Apples Ziel mit der CTF scheint zu sein, sicherzustellen, dass die Grenzkosten f\u00fcr das Wachstum der Apps hoch genug sind, um Viralit\u00e4t potenziell ruin\u00f6s zu machen.
\nVieles funktioniert online nur weil/wenn die Grenzkosten gleich Null sind.
\nApple sucht also einen \u00f6konomischen Weg, alles abseits der eigenen Plattformwege abzut\u00f6ten.
\n\n\n it would cost an alternative app store operator \u20ac1MM to generate 2MM first-time installs of an alternative app store, not accounting for marketing costs.
\nThe drag on the app economy of the CTF is compounded by this fact: the app stores themselves need to pay for every install they achieve, and the apps that are distributed on those app stores must also pay for the installs they achieve above 1MM (including app updates and re-installs). Every time the CTF is applied, it reduces the LTV of that install by \u20ac0.50, meaning the developer of the app has \u20ac0.50 less to spend on user acquisition for installs.\n
Im Klartext: Es werden dank EU-Regulierung alternative Appstores auf iOS m\u00f6glich. Apple hat sich allerdings eine beschr\u00e4nkende Geb\u00fchrenstruktur \u00fcberlegt, die Parallelwelten verhindern wird. Es wird keine iOS-\u00d6kosysteme geben, die parallel zu iOS entstehen. Zumindest keine mit \u201ekleinen\u201c Apps.
\nF\u00fcr wen lohnt es sich trotzdem:
\nMehr Kandidaten fallen mir nicht ein.
\nDieser Text ist zuerst in Apple vs. EU: Handgranate namens Core Technology Fee, Betriebsysteme richtig regulieren, Steady geht in Werbung, AI Act-Leak, mehr (Nexus 183) am 26.01.2024 erschienen. Nexus ist das Mitgliederangebot von neunetz.com mit zus\u00e4tzlichem Newsletter, exklusiven Podcasts und Forum. Mehr Informationen zum Mitglieder-Angebot hier.
\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2024-01-30T09:54:35+00:00", "attachments": [], "image": "http://neunetz.com/wp-content/uploads/Apple-logo-150x150.jpg" }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15695", "url": "http://neunetz.com/2024/01/25/neunetzcast-100-digitale-bestandsaufnahme-wo-stehen-wir-anfang-2024-mit-sascha-lobo/", "title": "neunetzcast 100: Digitale Bestandsaufnahme \u2013 Wo stehen wir Anfang 2024? mit Sascha Lobo", "content_html": "F\u00fcr die 100. Ausgabe des neunetzcast hat mich Sascha Lobo im Podcast besucht. Wir haben gemeinsam eine Bestandsaufnahme der aus unserer Sicht aktuell gr\u00f6\u00dften Digitalthemen gemacht.
\n\n\n\n In Ausgabe 100 ist Sascha Lobo zu Gast und spricht mit Marcel Wei\u00df \u00fcber die drei aktuell weitreichendsten Themenstr\u00e4nge:
\n\n
\n- Der Vibe Shift in den Social Networks mit dem Niedergang von Twitter und fundamentalen Ver\u00e4nderungen an vielen Stellen
\n- Der rasante Aufstieg von generativer KI und die Bedeutung des KI-Sektors f\u00fcr Europa
\n- Der ebenfalls rasante Aufstieg der chinesischen Marktpl\u00e4tze von Shein bis Temu. Letzteres war 2023 weltweit in fast allen Regionen (u.a USA, Europa) die meistheruntergeladene App des Jahres.
\nHerausgekommen ist eine so informative wie unterhaltsame digitale Bestandsaufnahme.\n
Im neunetzcast rede ich seit 2011 mit Expert:innen \u00fcber digitale Wirtschaftsthemen. Zu den regelm\u00e4\u00dfigen G\u00e4sten z\u00e4hlen etwa Matthias Pfefferle (Open Web Lead bei Automattic), Bertram Gugel (Head of Product Management ARD Online), Markus „Kosmar“ Angermeier (Designer-Urgestein) oder Thierry Chervel (Mitgr\u00fcnder des Perlentauchers).
\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2024-01-25T15:26:16+00:00", "attachments": [], "image": "http://neunetz.com/wp-content/uploads/neunetzfm-logo-2014-Avatar-22-150x150.png" }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15693", "url": "http://neunetz.com/2024/01/25/rabbit-r1-wenn-der-bullshit-detektor-anschlaegt/", "title": "Rabbit R1: Wenn der Bullshit-Detektor anschl\u00e4gt", "content_html": "\nOje. In einem Interview mit Fast Company spricht der Rabbit-CEO Jesse Lyu \u00fcber den R1. Der ehemalige Baidu-Mitarbeiter sagt unter anderem:
\n\n\n If Rabbit were simply an app, Apple could see his code, which Lyu feels would equate to sharing his company’s IP. He’d need to create and maintain apps for both iOS and Android, which requires lots of ongoing investment for a high level of execution. And ultimately, Rabbit would be served up in the same trough of every other app. „Yes, you can be very successful on the App Store, but you have that lack of sense of security,“ says Lyu. „Like, what if tomorrow, there’s a better app? Think of filter apps for Instagram. There’s no loyalty whatsoever!“\n
Die Argumente gegen App und f\u00fcr Hardware vom Rabbit-CEO, und meine Kommentare dazu:
\nLyu deutet, was der Grund f\u00fcr die Hardware ist. Es ist das Interesse des Unternehmens, aus der Masse herauszustechen; nicht zwingend die f\u00fcr die User beste Form ihres Dienstes anzubieten. Und credit where credit is due: Rabbit sticht erfolgreich aus der Masse heraus.
\nLyu weiter:
\n\n\n Its key processing happens in the cloud, where a user’s data is more secure than it can be on most small batch hardware, which saves on hardware cost. Lyu adds that its unit costs leave considerable margins to spend on some AI processing it outsources, like understanding user intention via ChatGPT. (Their own analysis finds the heaviest users would run about $15/month in billings to OpenAI, which Rabbit will cover.)\n
Rabbit nutzt nicht eigene Modelle, zumindest nicht ausschlie\u00dflich, sondern setzt auf kostenpflichtiges GPT von OpenAI. Ich war schon skeptisch bez\u00fcglich des R1 nach der Ank\u00fcndigung, siehe meine Analyse. Weil das Screenscraping ohne eine Genehmigung der damit angebundenen Services keine nachhaltige Anbindung ist, vorsichtig ausgedr\u00fcckt.
\nAber was Lyu hier erz\u00e4hlt, ist nochmal eine ganze andere Nummer.
\nDas hei\u00dft, meine bereits negative Einsch\u00e4tzung bez\u00fcglich des R1 hat sich mit der Offenbarung, dass in der Rabbit-Cloud nicht eigene (Open-Source-basierte) Modelle stecken, sondern ein Teil davon \u00fcber OpenAI l\u00e4uft, dramatisch verst\u00e4rkt.
\nMittlerweile gehe ich wie Benedicts Evans davon aus, dass das haarscharf an Betrug vorbei schrammt und die Grenze wohl eher \u00fcberschreitet:
\n\n\n When companies are asked about stuff that makes no sense, and their replies also don’t make sense, that is, rather often, a red flag for fraud.\n
Das wird ein b\u00f6ses \u00dcberwachen geben bei allen, die das Ger\u00e4t vorbestellt haben.
\nWenn Screenscraping als Basis von fast der gesamten Funktionalit\u00e4t nicht reicht f\u00fcr Skepsis, dann sollten sp\u00e4testens bei einem 200$-Ger\u00e4t, das nur funktioniert, wenn das Unternehmen konstant ein anderes Unternehmen bis zu 15$ pro User pro Monat f\u00fcr die Clouddienste im Hintergrund zahlt, alle Alarmglocken angehen. Deckungsbeitr\u00e4ge aus der H\u00f6lle. Implosion incoming.
\n\n\n „We do have a good margin, at least for the first generation,“ says Lyu. „The real scalable business is when people start teaching rabbits to do their own thing, so that you’re essentially creating rabbits instead of apps.“\n
Das angeblich abo-freie R1 wird kein Jahr ohne Shift hin zu kostenpflichtigen Funktionen \u00fcberleben: 15$*12=180$. Egal wie gut die Gewinnmarge beim R1 ist, der Break Even Point wird in die falsche Richtung lang vorher \u00fcberschritten. (Oder sagt man hier dann besser unterschritten?)
\nSelbst wenn die durchschnittliche Nutzung weit darunter liegt, dann fressen die OpenAI-Geb\u00fchren trotzdem die Ums\u00e4tze von Rabbit. Die Frage ist nur, wie viel Luft das Unternehmen daf\u00fcr haben wird. Endlich ist diese Luft aber so oder so.
\nAlso: Entweder Rabbit wird von Microsoft \u00fcbernommen, das Rabbit R1 zum Lossleader macht, Sataya Nadella ist immerhin schon Fan. Oder Rabbit ist ein Pyramidensystem, das nur so lange \u00fcberlebt, wie neue Gadgetk\u00e4ufer hinzukommen.
\nIch finde es wichtig, das vor dem aktuellen gr\u00f6\u00dferen KI-Kontext zu betrachten: Vieles, was heute mit den KI-Modellen m\u00f6glich ist, selbst mit veralteten Modellen wie GPT-3.5, war vor anderthalb Jahren nicht nur schwer sondern oft undenkbar. Vor diesem Hintergrund explosionsartig ansteigender M\u00f6glichkeiten lassen sich \u00fcberzogene Versprechen, die mindestens langfristig nicht durchhaltbar sind, leichter verkaufen, wie man beim R1 sehen kann.
\nDas quirky Design von Teenage Engineering hat viele Leute \u00fcber die Ungereimtheiten hinwegsehen lassen.
\n(Humane, das im Vergleich zu Rabbit mit sehr viel mehr Spott \u00fcberzogen wurde, ist beim AI Pin vergleichsweise konservativer und vor allem ehrlicher in seinem Ansatz. Das Ergebnis: Man kann sich die Services nicht aussuchen. Man bekommt etwa Tidal f\u00fcr Musik vorgesetzt.)
\nInnerhalb von f\u00fcnf Tagen ist der Rabbit R1 laut Angaben des Unternehmens auf 50.000 Vorbestellungen gekommen, was einem Umsatz von 10 Millionen US-Dollar entsprechen w\u00fcrde.
\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2024-01-25T14:47:44+00:00", "attachments": [], "image": "http://neunetz.com/wp-content/uploads/Bildschirmfoto-2024-01-25-um-15.27.45-150x150.png" }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15684", "url": "http://neunetz.com/2024/01/11/rabbit-r1-und-humane-die-groesste-offene-frage-bei-den-ki-gadgets/", "title": "Rabbit R1 und Humane: Die gr\u00f6\u00dfte offene Frage bei den KI-Gadgets", "content_html": "Die gr\u00f6\u00dfte offene Frage bei all den KI-Gadgets wie Humane AI Pin oder Rabbit R1: Du kannst die App-Rankings einer beliebigen Kategorie nicht auf die Zahl 1 eindampfen. KI ist m\u00e4chtig, aber ganze Branchen wegabstrahierende Chatbots werden aus offensichtlichen Gr\u00fcnden nicht das n\u00e4chste gro\u00dfe Interface sein. Was also stattdessen tun?
\nDenn was das Eindampfen bedeutet, kann man bei Humanes AI Pin sehen. Musik beim AI Pin hei\u00dft: Tidal. Das hat nicht die Nutzerin ausgesucht. Es ist das Ergebnis eines Hinterzimmerdeals zwischen Humane und Tidal.
\nDas KI-Interface mag besser sein. Apps in den Appstores suchen, mag nerven. Aber es ist mit Sicherheit nicht besser, wenn wir zur mobilen Branchenstruktur der Pr\u00e4-Appstore-\u00c4ra zur\u00fcckkehren, als Manager der Mobilfunkanbieter im teuersten Restaurant der Stadt \u00fcberzeugt werden mussten, welche mobilen Programme es wert sind, bis zum Endger\u00e4t durchzukommen, und bitte sch\u00f6n, ich habe ihnen noch ein Geschenk mitgebracht.
\nR1 versucht auch, Apps weg zu abstrahieren, geht aber einen weniger hierarchisch hermetisch abgeriegelten Weg als Humane.
\nWired (von mir \u00fcbersetzt, mit Hilfe von DeepL):
\n\n\n\n Rabbit OS fungiert stattdessen als eine Ebene, auf der man den Zugriff auf ausgew\u00e4hlte Apps \u00fcber ein Webportal freischalten kann. [Jesse Lyu] zeigte mir eine Webseite namens „Rabbit Hole“ mit verschiedenen Links, \u00fcber die man sich bei seinen Konten bei Diensten wie OpenTable, Uber, Spotify, Doordash und Amazon anmelden kann. Tippen Sie auf einen dieser Links und Sie werden aufgefordert, sich anzumelden, wodurch Rabbit OS im Wesentlichen die M\u00f6glichkeit erh\u00e4lt, in Ihrem Namen Aktionen auf dem verbundenen Konto auszuf\u00fchren.\n
Dieser Weg bringt mehrere Herausforderungen mit sich. Wired (von mir \u00fcbersetzt, mit Hilfe von DeepL):
\n\n\n Das klingt nach einem Alptraum f\u00fcr den Datenschutz, aber Rabbit Inc. behauptet, dass es keine Benutzerdaten von Diensten Dritter speichert. Au\u00dferdem erfolgt die gesamte Authentifizierung \u00fcber das Anmeldesystem des Drittanbieters, und Sie k\u00f6nnen den Zugriff auf Rabbit OS jederzeit aufheben und alle gespeicherten Daten l\u00f6schen.\n
Die Erkl\u00e4rung von Rabbit ist Gibberish. Einem LLM einen nichtdokumentierten und damit von den Services/Apps selbst nicht abgesicherten Zugang zu geben, wird Nutzungskatastrophen geradezu heraufbeschw\u00f6ren. Es ist dabei egal, dass das LLM oder, wie Rabbit es nennt, das LAM (Large Action Model) die Login-Daten nicht selbst h\u00e4lt, wenn es die Dienste in einem virtuellen Browser benutzt, in dem es alle Rechte von der Nutzerin erhalten hat, also fast alles im Namen der Nutzerin umsetzen kann.
\nVom Single Point of Failure an dieser Stelle, wenn die Login-Daten von gleich mehreren pers\u00f6nlich genutzten Diensten an einem Ort abgelegt werden, ganz zu schweigen. Man kann diesen Ansatz verfolgen (Zapier und co. sammeln notgedrungen etwa auch viele Login-Daten), ihn aber \u00fcber inoffizielle Wege zu beschreiten, ist…gewagt.
\n\nDie zweite Herausforderung: Rabbit lagert Discovery der Dienste aus. Man loggt sich da ein, was man nutzt; man findet auf dem R1 keine neuen Apps oder Services. Das wird f\u00fcr die Early-Adopter-Phase der n\u00e4chsten Jahre ausreichen. Aber es gibt uns aktuell weniger als die H\u00e4lfte der Geschichte.
\nWie das erste iPhone ohne Appstore. Tolles Interface. Aber das Interface allein war nicht die Disruption. Es war eine Bedingung daf\u00fcr.
\nDie wahre Dynamik, die Musik, spielt in der Discovery. Da, wo diese Zug\u00e4nge Neues erm\u00f6glichen.
\n~\u00a0\ud83d\udce7\u00a0Jetzt Newsletter abonnieren\u00a0und k\u00fcnftig die\u00a0\u00f6ffentlichen Analysen\u00a0von neunetz.com\u00a0kostenfrei\u00a0und bequem einmal pro Woche\u00a0per Email erhalten!\u00a0~
\nDie dritte Herausforderung: Diese Anbindung funktioniert nur f\u00fcr Dienste, die ein Web-Login besitzen. Und diese Art von Zugang nicht sperren. Sollte der R1 halbwegs erfolgreich sein, w\u00fcrden Sperrungen ein konstantes Thema werden. Das geht immer mit nicht-offiziellen Zug\u00e4ngen wie diesem einher.
\nKI-native Gadgets, die nicht direkt von den zwei gro\u00dfen mobilen Anbietern kommen, werden also auf absehbare Zeit eine Apps/Services/Plattform-Herausforderung vor sich sehen, f\u00fcr die aktuell noch keine L\u00f6sung absehbar ist.
\nThat being said.
\nDie Tatsache dass wir nur Monate nach der Vorstellung des Humane AI Pins mit dem R1 schon wieder \u00fcber ein Endkonsumer-Gadget sprechen, das ein neuer tagt\u00e4glicher Begleiter werden will, liegt nicht an der gerade stattfindenden CES. Es liegt am Paradigmenwechsel, der mit dem Aufstieg von LLMs und KI allgemein gerade einhergeht.
\nUnd Rabbits Ansatz zeigt in der Tat eine Richtung auf, die wir in der n\u00e4chsten Zukunft h\u00e4ufiger sehen werden: KI-native Erweiterungen und Zug\u00e4nge zu bestehenden Angeboten k\u00f6nnen diese aus Nutzersicht signifikant erweitern, weil sie mehrere Schritte zu einem zusammenfassen k\u00f6nnen. Damit werden komplexere Vorg\u00e4nge in den Apps, sei es ein Marktplatz oder ein Reiseportal oder oder oder, zug\u00e4nglicher. Daraus folgt wiederum eine h\u00f6chstwahrscheinlich sich signifikant verschiebende Nutzung dieser Dienste.
\nEs \u00f6ffnen sich gerade M\u00e4rkte, welche die letzten Jahre quasi komplett abgeriegelt waren.
\nF\u00fcr den FAZ D:Economy-Newsletter sammele ich k\u00fcnftig regelm\u00e4\u00dfig interessante Papers aus der KI-Forschung. In der ersten Sammlung, f\u00fcr die ich f\u00fcnf Papers kuratiert habe, besch\u00e4ftigt sich ein Paper mit der \u00fcberraschenden Tatsache, dass Finetuning eines Foundation Models dazu f\u00fchren (oder daf\u00fcr genutzt werden) kann, die Sicherheitsplanken auszuhebeln, die dem Modell vom Anbieter mitgegeben wurden:
\n\n\n Daf\u00fcr braucht es nur wenige, nachteilig gestaltete Trainingsbeispiele: Sicherheitsleitplanken von GPT-3.5 Turbo konnten durch ein Finetuning mit nur 10 solchen Beispielen zu Kosten von weniger als 0,20 Dollar \u00fcber die APIs von Open AI ausgehebelt werden, wodurch das Modell auf nahezu alle sch\u00e4dlichen Anweisungen reagiert.
\nForschung zeigt vor allem auch, dass selbst ohne b\u00f6swillige Absichten ein einfaches Finetuning mit gutartigen und h\u00e4ufig verwendeten Datens\u00e4tzen die Sicherheitsausrichtung von LLMs unbeabsichtigt verschlechtern kann, wenn auch in geringerem Ausma\u00df.
\nWichtigste Erkenntnis: Selbst wenn die anf\u00e4ngliche Sicherheitsabstimmung eines Modells einwandfrei ist, muss sie nach dem Finetuning nicht unbedingt weiterhin so sein.\n
Ein wichtiger Aspekt, der bei der Anpassung der Modelle mitgedacht werden muss.
\nHier das Paper: \u201eFine-tuning Aligned Language Models Compromises Safety, Even When Users Do Not Intend To!\u201c (Preprint, PDF auf\u00a0ArXiV)
\nHier der Beitrag bei der FAZ mit allen 5 Papers: Finetuning als Sicherheitsrisiko, Produktivit\u00e4tssteigerungen mit KI, LLM in der Medizin und mehr
\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2023-12-13T17:12:55+00:00", "attachments": [] }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15674", "url": "http://neunetz.com/2023/12/13/krasser-deal-chatgpt-bekommt-axel-springer-infos-gegen-kohle/", "title": "Krasser Deal: ChatGPT bekommt Axel-Springer-Infos gegen Kohle", "content_html": "\nIm Rahmen der Vereinbarung erh\u00e4lt ChatGPT Zugang zu Inhalten von Axel Springer, darunter deutsche Medien wie Bild und Welt und in den USA und Europa vertretenen Medien wie Politico und Business Insider, die es f\u00fcr Echtzeit-Nachrichtenzusammenfassungen und zum Training seiner umfangreichen Sprachmodelle nutzen kann.
\nF\u00fcr Axel Springer: Das schnell einzut\u00fcten ist recht clever f\u00fcr Axel Springer gewesen, weil die verf\u00fcgbaren Summen f\u00fcr derlei Deals nat\u00fcrlich von Deal zu Deal sinken werden.
\nF\u00fcr OpenAI: Deals dieser Art sch\u00fctzen sie k\u00fcnftig vor Kritik aus dieser Richtung und stellen Zugang zu aktuellen Inhalten sicher und schaffen nat\u00fcrlich auch eine Markteintrittsbarriere f\u00fcr alle, die nach OpenAI kommen. Es schafft aber auch einen potenziell folgenreichen Pr\u00e4zedenzfall, den ich pers\u00f6nlich f\u00fcr schwierig halte.
\nKonkret zum Deal:
\nDie Antworten von ChatGPT enthalten eine Quellenangabe und Links zu den vollst\u00e4ndigen Artikeln, denen die Inhalte entnommen wurden. (das ist insgesamt neu f\u00fcr ChatGPT/GPT-4 bei OpenAI, aber \u00fcblich bei Bing und Perplexity etc.)
\nDie finanziellen Bedingungen der Vereinbarung wurden nicht bekannt gegeben.
\n(Bei fr\u00fcheren Vereinbarungen mit Presseverlagen hat OpenAI seine Partner f\u00fcr den Zugang zu deren Inhalten f\u00fcr zwei Jahre bezahlt. Da ging es aber nur um Training)
\nDas alles sollte man im Plattformkontext von OpenAI lesen.
\nHier kann man die Keynote auf YouTube anschauen. Gehen wir in die Details.
\nDie neue Assistants-API, die es einfacher macht GPT-basierte Assistenten zu bauen, und der neue GPT-Store gehen Hand in Hand.
\n\n\n\n\n This API is designed for flexibility; use cases range from a natural language-based data analysis app, a coding assistant, an AI-powered vacation planner, a voice-controlled DJ, a smart visual canvas–the list goes on. The Assistants API is built on the same capabilities that enable our new GPTs product: custom instructions and tools such as Code interpreter, Retrieval, and function calling.\n
Entscheidend ist hier, dass OpenAI einen wichtigen Punkt f\u00fcr angepasste, auf OpenAI aufsetzende Dienste architekturseitig \u00fcbernimmt:
\n\n\n A key change introduced by this API is persistent and infinitely long threads, which allow developers to hand off thread state management to OpenAI and work around context window constraints. With the Assistants API, you simply add each new message to an existing
thread
.\n
Zus\u00e4tzlich hat OpenAI eine neue Plattform gestartet:
\nDas richtet sich an Poweruser wie auch Unternehmen. Im Blogpost erw\u00e4hnt OpenAI etwa GPTs von Canva\u00a0und\u00a0Zapier AI Actions.
\nWarum das wichtig ist:
\nGPTs erinnern uns nat\u00fcrlich an Quoras Poe (siehe meine Analyse).
\nDer gro\u00dfe Unterschied zwischen Poe und OpenAIs GPTs liegt in der vertikalen Integrationsstufe. Dank des Microsoft-Deals (alles, was OpenAI baut, muss als Azure-API verf\u00fcgbar werden), bin ich gespannt, welche First-Party-Vorteile GPTs erhalten werden/k\u00f6nnen.
\nAu\u00dferdem: Noch eine Stufe weiter in die andere Richtung gehen die neuen Modell-Anpassungen. OpenAI hat u.a. ein neues Custom Models program, ein „very limited (and expensive) program“. Sprich ein Enterprise-Angebot, das sich vornehmlich an Konzerne und Regierungen richtet.
\nDie neuen Modelle, via heise:
\n\n\n Die generativen Sprachmodelle GPT 3.5 und GPT 4 erhalten jeweils eine „Turbo“ genannte Version, die mehr kann und billiger zu nutzen ist. Ist das bisherige GPT 4 mit Informationen mit Stand September 2021 trainiert, wurde GPT 4 Turbo Daten bis April 2023 gef\u00fcttert. Bei der Beantwortung von Befehlen (prompts) kann GPT 4 Turbo Context mit bis zu 131,072 Token (128K) auswerten (statt 8,096 bei GPT 4 8K respektive 32,768 bei GPT 4 32K).\n
Der wichtigste Punkt ist die gr\u00f6\u00dfere Token-Zahl bei GPT-4 Turbo.
\nTokens k\u00f6nnen sein: Teile von W\u00f6rtern, W\u00f6rter oder Teile von S\u00e4tzen. Tokens sind die Bausteine der Sprachmodelle, Sinneinheiten, vielleicht vergleichbar mit Noten in der Musik.
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\nKontext:
\nWarum das wichtig ist:
\nMan kann es auch so sagen: Claude 2 und GPT-4 Turbo haben ein ausreichend gro\u00dfes Ged\u00e4chtnis, um mit ihnen in einen „Dialog“1 einzusteigen. Alle anderen Modelle leiden unter „Demenz“.
\nGr\u00f6\u00dfere Kontextfenster erh\u00f6hen die Zahl der m\u00f6glichen Einsatzarten enorm.
\nGPT-4 Turbo und GPT-3.5 16K arbeiten jetzt effizienter, was zu niedrigeren API-Preisen f\u00fchrt. heise:
\n\n\n GPT 4 Turbo verrechnet pro 1.000 Eingabetoken von drei US-Cent (GPT 4 8K) respektive sechs Cent (GPT 4 32K) auf nur noch einen Cent. Bei der Ausgabe f\u00e4llt der Preis von sechs respektive zw\u00f6lf Cent auf drei Cent.\n
Das sind enorme Preissenkungen.
\nWarum das wichtig ist:
\nEs gab noch weitere Neuerungen, aber das sind die entscheidenden Aspekte.
\nKurz erw\u00e4hnen sollte man noch den Copyright-Schutz und die Multimodalit\u00e4t der neuen Modellrichtungen bei OpenAI (Sprache, Dall-E-3-Integration).
\nMacht man einen Schritt zur\u00fcck, ergibt sich ein wenig \u00fcberraschendes, weil in sich schl\u00fcssiges Bild:
\n**Die diesw\u00f6chigen Neuerungen stellen naheliegende Verbesserungen dar. Mit der Richtung, die sie uns zeigen, k\u00f6nnen wir nicht nur jetzt, sondern auch die n\u00e4chsten Jahre rechnen. **Nat\u00fcrlich werden LLMs g\u00fcnstiger weil effizienter werden. Nat\u00fcrlich werden sie effektiver in der Verarbeitung der Inputs. Und nat\u00fcrlich wird Multimodalit\u00e4t eine zunehmend gro\u00dfe Rolle spielen.
\nUnd nat\u00fcrlich wird jeder gro\u00dfe Player in dem Feld versuchen, (mindestens) eine erfolgreiche Plattform aufzubauen.
\nAm 7.11.23 fand die erste Entwickler:innenkonferenz von OpenAI statt. Hier kann man die\u00a0Keynote auf YouTube\u00a0anschauen. Anbei ein paar Aspekte, die man bei OpenAI mitdenken sollte.
\n\nGer\u00fcchte gab es zuhauf. (u.a. t3n, Decoder) Wichtiger ist der Kontext, vor dem man die Verk\u00fcndigungen und Neuerungen von OpenAI einordnen sollte:
\nNachdem die Kooperation mit Ex-Apple-Designer Jony Ive leakte, vermuteten viele, OpenAI k\u00f6nne ein eigenes Smartphone bauen. Es gibt gute Gr\u00fcnde dagegen: Mobile Plattformdynamiken und im Gegensatz zu Apple und Android fehlende Distribution. aiPhone: OpenAIs Hardwarepl\u00e4ne im heutigen Plattformkontext
\nStattdessen: Die Verflechtungen zwischen Humane und OpenAI und die ersten Humane-Gadgets auf einer Fashion-Show zeigen den wahrscheinlichsten Hardware/Kompanion-Weg auf, den OpenAI gehen k\u00f6nnte. Hier ist neben dem MVNO-Weg vor allem interessant, dass OpenAI-CEO Sam Altman nebenbei der gr\u00f6\u00dfte Investor in Humane ist: OpenAI+Humane+MVNO: Der potenzielle Gamechanger
\nDie Quora-Tochter Poe versucht sich an einem Aggregator-Ansatz im LLM-Sektor, indem sie alle wichtigen Foundational Models bei sich unter einem Dach verf\u00fcgbar macht und auf diese aufsetzende „Bots“ erm\u00f6glicht. Letzteres k\u00f6nnte OpenAI heute kopieren. Auch hier personelle Verflechtungen: Der Quora-CEO sitzt im Board von OpenAI: Poe, der erste gro\u00dfe Aggregator-Ansatz im KI-Sektor
\n~\u00a0\ud83d\udce7 Jetzt abonnieren und k\u00fcnftig die\u00a0\u00f6ffentlichen Analysen\u00a0von neunetz.com\u00a0kostenfrei\u00a0und bequem einmal pro Woche\u00a0per Email erhalten!\u00a0~
\nDer strukturelle Hintergrund von OpenAI und seinen LLM-Wettbewerbern:
\nOpenAI und co. h\u00e4ngen dank der hohen Trainingskosten und knappen Chips am Tropf von Big Tech, die Folge ist eine relativ neuartige Plattform-Situation:
\n\nMehr zum Thema KI / Machine Learning auf neunetz.com
\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2023-11-06T13:26:39+00:00", "attachments": [], "image": "http://neunetz.com/wp-content/uploads/Bildschirm\u00adfoto-2023-11-06-um-14.10.16-150x150.png" }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15659", "url": "http://neunetz.com/2023/11/01/frei-nexus-173-60-mio-deutsche-amazon-nutzerinnen-eingeordnet-wie-das-neue-zwei-stufige-streaming-lizenzmodell-long-tail-zu-gunsten-der-majors-entwertet-ki-modell-verbindungen/", "title": "[Frei] Nexus 173: 60 Mio. deutsche Amazon-Nutzer:innen eingeordnet, Wie das neue zwei-stufige Streaming-Lizenzmodell Long Tail zu Gunsten der Majors entwertet, KI-Modell-Verbindungen", "content_html": "Das w\u00f6chentliche Nexus-Briefing von neunetz.com, welches den Kern des Mitgliederangebots bildet, existiert seit beinahe 3 Jahren. Diese aktuelle Ausgabe vom 27.10.23 habe ich nun \u00f6ffentlich gemacht, da einerseits die Amazon-Zahlen in ihren Dimensionen sehr relevant sind. Zugleich gibt sie einen guten Einblick, was Mitglieder w\u00f6chentlich erhalten: Relevante Analysen auf hohem Niveau zu zentralen Themen f\u00fcr Deutschland und Europa.
\nHi,
\nich bin ehrlich gesagt etwas \u00fcberrascht, wie viele Nutzer:innen Amazon in Deutschland hat. Das ist ein kleines bisschen mehr, als ich erwartet hatte. Die wesentliche Implikation davon sehe ich gar nicht so stark im Onlinehandel selbst, sondern viel st\u00e4rker auf der Werbeseite.
\nGemessen an der dank des DSA genannten Nutzer:innenzahl muss man festhalten: Amazons Werbearm verkauft sich hierzulande noch weit unter Wert.
\nAmazing.
\nStay safe,
\nMarcel
Kurzfassung:
\nModellverbindungen oder Modellkaskaden geh\u00f6ren in meinen Augen zu den vielversprechendsten Richtungen bei LLMs, was in den n\u00e4chsten Monaten und Jahren hier gebaut wird.\u00a0Dall-E 3, das einen ChatGPT-Zwischenschritt hat, ist das aktuell prominenteste Beispiel.
\nEntscheidend hier:
\nIch hatte das bereits einmal geschrieben. LLMs werden Anbindungen in naher Zukunft sehr viel leichter erm\u00f6glichen.
\nDas wird auch relevant f\u00fcr KI-First-Hardware.
\nSimon Willison\u00a0\u00fcber Dall-E 3 (unbedingt die Bilder anschauen):
\n\n\n Note how the prompts it generates cover four different styles\u2014photo, illustration, watercolor painting and vector image. They also use pleasing and varied language to describe different aspects of the image.\n
\u200bEr geht auch darauf ein, dass das Seed-Konzept bei Dall-E konkrete Bildelemente reproduzierbar macht. (Im Gegensatz zu bei Midjourney und StableDiffusion, wo der Seed-Wert f\u00fcr ein neues W\u00fcrfeln der Parameter steht.)
\n\u200bArs Technica schreibt etwas ausf\u00fchrlicher\u00a0\u00fcber den geleakten System-Prompt:
\n\n\n OpenAI trained GPT-4 (the AI model used to power the ChatGPT DALL-E interface) on hundreds of millions of documents scraped from the web, so what the model \u201eknows\u201c comes from examples of human communications, which no doubt included many instances of polite language and reactions to it. That also likely explains why asking an LLM to \u201etake a deep breath\u201c can improve its ability to calculate math results.\n
\u200bFaszinierende Einblicke.
\nEine der positiven Effekte des DSA ist mehr (erzwungene) Transparenz der gro\u00dfen Tech-Konzerne, heute Amazon (Amazon, via\u00a0Reuters):
\nLaut dem Statistischen Bundesamt\u00a0leben aktuell 84,5 Millionen Menschen in Deutschland. Wie ordnen wir das ein?
\nWarum weist Amazon\u00a0Besucher:innen als aktive Nutzer:innen\u00a0aus?
\nTransaktion oder nicht:
\n60 Millionen ist ein Paukenschlag. Amazon erfasst damit\u00a0nahezu 100% der erwachsenen Bev\u00f6lkerung\u00a0in Deutschland, die mindestens einmal im Monat im Schnitt mit Amazon in Kontakt kommt.
\nDas erinnert an den Marktanteil von Google in Deutschland: Rund\u00a095%\u00a0bei mobilen Suchen in Deutschland (Statista), rund 89,7% bei Desktop-Suchen (Statcounter) . Auf Platz 2 folgt Bing mit nur 5%. (Statcounter)
\nZum Vergleich: Google liegt in den USA bei 92%, Bing mobil bei 7,7%. (Statista)
\nDer Unterschied ist nicht gro\u00df, aber doch sichtbar vorhanden: Google und Amazon werden zwar in der \u00d6ffentlichkeit in Deutschland sehr kritisch begleitet. Das hat aber offenbar keinerlei Einfluss auf ihre Marktanteile und Nutzung in der Bev\u00f6lkerung.
\nEventuell ein Paradoxon, das auf die\u00a0konservative Grundhaltung des Landes\u00a0zur\u00fcckzuf\u00fchren ist.
\nIn Deutschland benutzt man, was man kennt, Punkt, und ist \u201aExperimenten\u2018 gegen\u00fcber eher verhalten. Also \u201ehassen\u201c wir Google und Amazon, benutzen sie aber trotzdem, weil wir Neues noch mehr hassen.
\nEin letzter\u00a0Vergleich:
\nFrankreich zeigt deutlich, dass die Marktkonzentration (oder zumindest die Markenreichweite und Plattformnutzung) in europ\u00e4ischen M\u00e4rkten f\u00fcr Amazon nicht so hoch sein\u00a0muss\u00a0wie es in Deutschland und Italien der Fall ist.
\nDas ist nicht gegeben.
\nAmazon streicht positive Trends in der\u00a0Missbrauchsbek\u00e4mpfung\u00a0heraus:
\n\n\n The number of bad actor attempts to create new selling accounts decreased from 6 million attempts in 2020, to 2.5 million attempts in 2021, to 800,000 attempts in 2022.\n
Das ist auch ein pr\u00e4ventives Argument gegen kommende Untersuchungen und potenzielle Strafzahlungen.
\nDie Zahlen zeigen aber auch sch\u00f6n das Ausma\u00df, auf dem Plattformen wie der Amazon-Marktplatz mit Missbrauch zu tun haben.
\nDazu passt auch diese Aussage:
\n\n\n Globally, Amazon\u2019s automated technology scans over 8 billion daily attempted changes to product detail pages for signs of potential abuse.\n
Und:
\n\n\n In the first half of 2023, we took 274MM actions on our own initiative, which include actions taken through the proactive content moderation tools we have built to remove content from our EU store, as well as those related to policy violations or other types of non-illegal content\n
Der neueste Entwurf des kommenden\u00a0AI Act\u00a0hat eine urheberrechtliche Erweiterung erhalten. Er sieht vor, dass AI-Entwickler:innen eine Zusammenfassung aller urheberrechtlich gesch\u00fctzten Materialien f\u00fcr das Training nennen m\u00fcssen.
\nIm Falle der gro\u00dfen Foundational Models (GPT, Claude, etc.) l\u00e4uft das de facto auf das halbe Internet hinaus.
\nEine f\u00fcr die EU leider typische regulatorische Eingabe:
\nNamentlich geht es bei der Versch\u00e4rfung darum, dass hier rechtlich reguliert werden soll, was man aus urheberrechtlich gesch\u00fctztem Material lernen und ableiten darf.
\nEinfach nur, weil das Lernen und Ableiten dank Machine Learning nun technisch skalierbar ist.
\nTechdirt\u00a0fasst es gut zusammen:
\n\n\n As I wrote in a column five years ago, that\u2019s ridiculous, because the right to read is the right to mine. Updated for our AI world, that can be rephrased as \u201cthe right to read is the right to train\u201d. By failing to recognize that, the European Parliament has sabotaged its own AI Act. Its amendment to the text will make it far harder for AI companies to thrive in the EU, which will inevitably encourage them to set up shop elsewhere.
\nIf the final text of the AI Act still has this requirement to provide a summary of all copyright material that is used for training, I predict that the EU will become a backwater for AI.\n
Yup.
\nGut sichtbar jetzt bei X/Twitter wie ein Netzwerkabschwung aussieht. Es sieht wie der Anfang einer Abw\u00e4rtspirale aus, die dank der Prominenz der Plattform an niemanden mit Interesse an der Plattform vorbeigeht.
\n\n\n\n These \u201eheavy tweeters\u201c account for less than 10% of monthly overall users but generate 90% of all tweets and half of global revenue. Heavy tweeters have been in \u201eabsolute decline\u201c since the pandemic began, a Twitter researcher wrote in an internal document titled \u201cWhere did the Tweeters Go?\u201d\n
Inhalte:
\n\n\n The study also expressed surprise about the decline in interest for e-sports and online streaming personalities, which were previously growing quickly across Twitter. \u201cThe big communities are now in decline,\u201d the report said.\n
Siehe auch Tech-Analyst Benedict Evans \u00fcber seinen\u00a0Weggang von Twitter.
\nStellantis integriert ChatGPT in sein Incar-System als Experiment.
\n\n\n\n Technisch wird dies durch die Integration der Software Soundhound AI powered by ChatGPT API in das DS-Iris-System erm\u00f6glicht. Dadurch kann auf die aktuelle Version 3.5 von ChatGPT zugegriffen werden. Eine Konkurrenz zu Systemen von Amazon oder Google gibt es bislang nicht, teilte DS Automobiles mit.
\nZun\u00e4chst wird ChatGPT in einer sechsmonatigen Pilotphase angeboten. Der Service ist dabei f\u00fcr die ersten 20.000 Kunden in Deutschland, Frankreich, Gro\u00dfbritannien, Spanien und Italien kostenlos nutzbar.
\nNach der Registrierung auf der Website des jeweiligen Landes erhalten Teilnehmer \u00fcber ein Over-the-Air-Update Zugang zur KI-Software in ihrer Landessprache. Voraussetzung ist, dass das Fahrzeug mit dem DS-Iris-System und Connected-Navigation ausgestattet ist. Sollte die Testphase erfolgreich verlaufen, k\u00f6nnte ein Rollout in weiteren M\u00e4rkten und Marken von Stellantis folgen.\n
Over-the-Air-Update, um den eigenen Kunden Zugang zum Marktf\u00fchrer zu geben.
\nIch klinge wie eine kaputte Schallplatte diesbez\u00fcglich, aber was ist mit der deutschen Autobranche los, dass sie dazu nicht in der Lage ist?
\nMusik/Medien-Analyst Mark Mulligan \u200bauf LinkedIn\u00a0\u00fcber die \u00c4nderung die zu Musikstreaming kommt.
\nKontext: Long Tail, der direct geht (also ohne Label oder zumindest ohne Majorlabel), ist in der Musik prozentual stark gewachsen:
\n\n\n Between 2019 and 2022, artists direct streaming revenue grew by 130% while the majors grew by 58%. Long-tail artists are growing their share of ear (even accounting for the fact that algorithms are not neutral agents). In 2022, artists direct accounted for 8% of global streaming revenue and at current trajectory would reach 10% by 2025. Consider that WMG\u2019s share was 16% in 2022, and it becomes clear just how significant the long-tail pool is.\n
\u200bIn\u00a0Kurzform\u00a0hei\u00dft das:
\nEs ist eine Abwertung des Long Tails zu Gunsten der Majors und der gro\u00dfen Artists, die k\u00fcnftig trotz sinkender Marktanteile wieder mehr vom Streaming-Kuchen bekommen werden.
\nWarum das m\u00f6glich ist:
\nDie Majorlabels nutzen diese Situation erneut, um die Verteilung des Streamingkuchens zu ihrem Gunsten zu ver\u00e4ndern.
\nMulligan:
\n\n\n The majority of artists direct artists will no longer be paid for their contribution to the value of the $11.99 subscription. The c.10% of consumption they will generate will disappear from the streaming revenue map. They will be othered, their revenue becoming a new black box for the biggest artists to share between themselves. Which means that, hey presto, all that annoying artists direct market share suddenly gets reallocated to everyone else.\n
\u200bMulligan mit deutlichen Worten (Hervorhebung von mir):
\n\n\n The two-tier system does not even try to turn back the clock on the rise of independence, it simply funnels the growing revenue from this cultural paradigm shift to the bigger artists who are losing share.\u00a0If DSP streaming was the only game in town, then the risks of antagonising long-tail artists (label and direct) would be relatively low. But the music consumption and creation landscapes are changing. Non-DSP streaming revenue is outgrowing DSP streaming, while creators choosing to release only on non-DSP platforms is growing twice as fast as artists releasing onto DSPs.
\nPerhaps it would serve bigger labels and artists well, to have smaller artists and labels focus their attention elsewhere. But if they do so, then they will take audience attention and cultural capital with them. At some stage or another, that kind of shift will start to bite into DSP acquisition and retention rates. By which stage it may be too late to halt the decline.\n
\u200bIch sehe die unmittelbaren Auswirkungen nicht so dramatisch, gehe aber auch davon aus, dass diese Prognose 5 bis 10 Jahre in der Zukunft liegt.
\nIch halte sie also f\u00fcr zutreffend. Die Majors machen das klassische Streaming a la Spotify/Apple Music maximal unattraktiv f\u00fcr den wachsenden Direct/Indie/Long-Tail-Teil der Musikbranche, der zunehmend kulturpr\u00e4gend ist. (siehe die Zahlen oben, die nicht einmal Soundcloud einbeziehen)
\nEine Chance nicht nur f\u00fcr Soundcloud sondern auch f\u00fcr TikTok, das weit mehr Verhandlungsmacht hat als Spotify et al \u2026
\nEs w\u00e4re nicht das erste Mal, dass die kurzfristig orientierte Gier der Majorlabels ihnen langfristig teuer zu stehen kommt.
\nLast not least: Ich gehe davon aus, dass z\u00fcgig ein cleverer\u00a0Distributor wie bsp. Distrokid ein Self-Serve-Label-Konstrukt aufsetzen wird, in das die bestehenden Kund:innen freiwillig eintreten k\u00f6nnen, mit dem Ziel gro\u00df genug zu werden, um gemeinsam in die h\u00f6here Lizenzstufe wechseln zu k\u00f6nnen.
\nUnd sei es nur, um damit \u00f6ffentlichkeitswirksam Druck auszu\u00fcben. (Weil die Grenze nat\u00fcrlich arbitr\u00e4r ist, und ein Self-Serve-Konstrukt genau das ist, was die Majors in ihrem hochpreisigen Kreis\u00a0nicht\u00a0sehen wollen.)
\nNME:
\n\n\n Grimes and CreateSafe have partnered up with Slip.stream to make 200+ GrimesAI songs available for content creators to use on any platform
\nEarlier this year, the singer unveiled Elf.Tech, her own AI voice-mimicking software that will allow users to record vocals in Grimes\u2019 voice. The software is powered by CreateSafe\u2019s Triniti API, and enables artists to distribute their creations to DSPs like Spotify, Apple, Tidal, and others. Over 1000 songs have been created since its launch.
\nNow, her partnership with Slip.stream \u2013 the largest royalty-free music resource \u2013 content creators and fans will be able to use GrimesAI songs in their video content and live streams on any platform.\n
Entscheidend finde ich hier zwei Dinge:
\nSpannend.
\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2023-11-01T11:05:29+00:00", "attachments": [], "image": "http://neunetz.com/wp-content/uploads/neunetzcom-Logo-2015-Avatar-150x150.jpg" }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15654", "url": "http://neunetz.com/2023/10/17/der-kontext-hinter-marc-andreessens-techno-optimist-manifest/", "title": "Der Kontext hinter Marc Andreessens \u201eTechno-Optimist-Manifest\u201c", "content_html": "\nAls ich gestern Abend das a16z-Manifest sah, dachte ich bei mir, da sehen wir morgen also wieder das erwartbare rage-posting von den \u00fcblichen Verd\u00e4chtigen.
\nUnd bereits heute fr\u00fch wird mir das hier schon in den LinkedIn-Feed gerepostet.
Das ist noch vergleichsweise harmlos f\u00fcr die mittlerweile hochemotionalisierten Grabenk\u00e4mpfe auch bei Techthemen. Aber es gibt 2 Dinge die beispielhaft f\u00fcr diese Debatten mittlerweile sind, und die wir hier gut daran durchexerzieren k\u00f6nnen.
\nErstens: Maximal breitgestreute Ablehnung mit \u00f6ffentlicher Drohung, Leute aus dem eigenen Bekanntenkreis notfalls auszuschlie\u00dfen.
\n\n\n At some point soon, someone might share ‚The Techno-Optimist Manifesto‘ with you in glowing terms. At least that will be a great opportunity for you to reflect on, if nothing else, that person’s character.\n
Es hat sich in manchen Kreisen mittlerweile eingeb\u00fcrgert, sofort Persona non grata zu rufen, wenn jemand bei einem beliebigen aktuellen Lieblings\u00e4rgernis eine andere Ansicht hat. „Du hast eine andere Position als ich dazu, also hast du einen schlechten Charakter.“ ist keine gute Ausgangslage f\u00fcr eine Debatte. Es geht hier nicht um Undiskutierbares wie Menschenrechte.
\nZweitens: Diese breitestm\u00f6gliche Ablehnung geht immer einher mit einem geradezu pendantischen Blick fast immer auf die Wortwahl.
\n\n\n „Techno-Optimists believe that societies, like sharks, grow or die.“
\nThe common belief people hold is that ‚if sharks stop moving, they die‘. Not ’stop growing‘. Moving. It’s not even true of all sharks, but that’s beside the point.\n
Als w\u00fcrde es Metaphern und sprachliche Bilder nicht geben. Als w\u00e4re nicht klar, dass hier grow und move f\u00fcr das Gleiche stehen.
\nEs ist etwas irre, wie zuverl\u00e4ssig dieses Diskurspattern (1+2) zu beobachten ist.
\nBeides, die breitestm\u00f6gliche Ablehnung mit pers\u00f6nlicher Sanktionsandrohung und der pedantische Blick auf Nebens\u00e4chlichkeiten, haben den gleichen gemeinsamen Effekt: Blo\u00df nicht mit dem eigentlichen Ding auseinandersetzen. (Das muss man auch nicht. Das Manifest ist inhaltlich relativ bedeutungslos. Wenn ich mich nicht mit etwas auseinandersetzen will, dann \u00e4u\u00dfer ich mich nicht dazu \u00f6ffentlich but that’s just me.)
\nNeben offensichtlich \u00fcbertriebenem Unsinn hat Andreessen auch oft Recht, wenn man Technologie wortw\u00f6rtlich nimmt, also beim Rad oder der Landwirtschaft anf\u00e4ngt, und nicht mit „irgendwas mit Software“ gleichsetzt.
\nEr macht eine offene Feindschaft auf gegen\u00fcber einer Ansammlung von Gruppierungen, die \u00f6ffentlich als Expert:innen auftreten mit einem sehr ausgepr\u00e4gten Righteousness-Sinn bei Tech-Themen & einer gleichzeitig leider sehr stark ausgepr\u00e4gten Abneigung gegen\u00fcber Details.1
\nDas ist, was auf der anderen Seite der VC-Arroganz gegen\u00fcbersteht.
\nEin Beispiel f\u00fcr die Detailscheu, um zu verdeutlichen wovon ich rede: Ich hatte vor geraumer Zeit eine Diskussion mit einem Professor f\u00fcr Medienwissenschaft und Digitales, der weitreichende gesellschaftliche Voraussagen zu KI machte. Im Gespr\u00e4ch stellte sich heraus, dass er keine KI-Dienste au\u00dfer ChatGPT kannte und keine Newsletter oder dergleichen zum Thema verfolgte.
\nMangels \u00dcberblick \u00fcber (oder auch nur fl\u00fcchtigen Einblick auf) den ganzen Sektor w\u00fcrfelte er folglich strukturelle Umst\u00e4nde und Inkarnationen munter durcheinander.2
\nDas ist mir so \u00e4hnlich so oft die letzten Jahre passiert, dass ich das nicht mehr ausblenden kann:
\nZu viele als Expert:innen ausgewiesene Leute glauben zu wissen, was Technologie X f\u00fcr die Gesellschaft(!) in Y Jahren bedeuten wird (in der Regel Dystopie..), zeigen in Gespr\u00e4chen aber nicht einmal rudiment\u00e4res Grundwissen \u00fcber die Dinge, die heute passieren.
\nExtrapolationen aus dem Bauchgef\u00fchl heraus.
\nDas ist offenbar gut f\u00fcr die pers\u00f6nliche Medienpr\u00e4senz, aber eins ist es nicht: Ernsthaft.
\nRisikokapitalgeber stellen die gr\u00f6\u00dften Ressourcenallokatoren in der Privatwirtschaft dar.3
\nDamit geht entsprechende gestalterische Macht einher. Besonders seit das Internet unter anderem einen, wie ich es nenne, Systemwechsel in der gesamten Wirtschaft angesto\u00dfen hat, weil die Industrien zunehmend anders arbeiten und zusammenarbeiten. Was das Internet f\u00fcr Distribution macht, macht KI/ML die n\u00e4chsten Jahrzehnte f\u00fcr den Rest der Wertsch\u00f6pfung. Die gestalterische Macht der VCs wird also im Guten wie im Schlechten in den n\u00e4chsten Jahren nicht zwingend sinken.4
\nDazu braucht es ein Korrektiv.
\nDenn das muss, nat\u00fcrlich!, kritisch begleitet werden.
\nAllzu viele Leute, die sich als dieses Korrektiv sehen oder so medial gesehen werden, sind aber geradezu haarstr\u00e4ubend detailscheu. Das hat \u00fcber die letzten Jahre massiv zugenommen, sicher auch getrieben von Ideologien und einer Onlineradikalisierung an den R\u00e4ndern, die nicht nur rechts sondern auch links beobachtbar ist.
\nAls ich das Manifest von Andreessen gelesen habe, war mir sofort klar, was er meint, wenn er schreibt:
\n\n\n Our present society has been subjected to a mass demoralization campaign for six decades — against technology and against life — under varying names like „existential risk“, „sustainability“, „ESG“, „Sustainable Development Goals“, „social responsibility“, „stakeholder capitalism“, „Precautionary Principle“, „trust and safety“, „tech ethics“, „risk management“, „de-growth“, „the limits of growth“.
\nThis demoralization campaign is based on bad ideas of the past — zombie ideas, many derived from Communism, disastrous then and now — that have refused to die.\n
Es sind nicht immer die Themen per se, sondern die Gruppendynamiken, die sich hinter den Themen antagonistisch in Stellung gebracht haben. Sustainability ist wichtig, darunter l\u00e4sst sich aber auch gut nihilistischer weil rein diskursiv getriebener Antagonismus verstecken. Das Gleiche gilt f\u00fcr Trust & Safety, Tech Ethics, wichtige, aber oft gehijackte Themen.5
\nBesonders extrem f\u00e4llt es beim Thema „De-Growth“ bei linken Klimaaktivist:innen auf. Weil Antikapitalismus im Blut steckt, kann man nicht anders, als selbst das alles (eigentlich!) \u00fcberschattende Klimathema in den Kampf hineinzuziehen. Das schadet den Klimaaktivist:innen bei ihrem eigentlichen Ziel, weil es ein gesellschaftlich schon schweres Vorhaben noch schwerer, beziehungsweise unm\u00f6glich macht.
\nEs ist auch noch faktisch v\u00f6llig unn\u00f6tig. Ich hatte vor geraumer Zeit dar\u00fcber geschrieben:
\n\n\n Wir stehen vor enormen Herausforderungen und erleben massiven Widerstand gegen alles, was gegen die Klimakrise hilft. Ich sehe es mit Sorge, wie mit dem unsinnigen Degrowth, das simplizistisch und schlicht falsch Wirtschaftswachstum mit steigendem Ressourcenabbau gleichsetzt, den gesellschaftlichen Widerstandskr\u00e4ften ausreichend Munition f\u00fcr einen diskursiven Nebenkriegsschauplatz gibt, f\u00fcr den uns gesellschaftlich schlicht die Zeit fehlt.
\nDabei liegen die positiven realistischen(!) Narrative auf der Hand.
\nSiehe Noah Smith zu u.a. kommenden Energierevolution. (Ich hatte f\u00fcr meine Mitglieder 2021 dar\u00fcber geschrieben)
\nUnd zu den massiven, seit l\u00e4ngerem beobachtbaren Skaleneffekten bei erneuerbaren Energien siehe u.a. immer Azeem Azhar www.exponentialview.co\n
Der Wandel zu erneuerbaren Energien ist durch die Bank positiv. Er hilft uns enorm beim Klimawandel und macht uns alle reicher, weil er mittelfristig Strom so g\u00fcnstig wie nie machen wird. So g\u00fcnstig, dass v\u00f6llig neue Dinge m\u00f6glich werden. Was f\u00fcr eine gesellschaftliche realistische(!) Erz\u00e4hlung, mit der alle ohne eigenes Kohlekraftwerk abgeholt werden k\u00f6nnen. Stattdessen De-Growth und Verzicht, weil, ja, warum eigentlich.
\nDiese Unernsthaftigkeit. Diese Weigerung, Fakten oder Zahlen anzuerkennen, wenn sie nicht in die eigenen Narrative passen, selbst wenn diese Narrative wie bei Degrowth gegen das eigene Ziel arbeiten, ist wirklich bemerkenswert.
\nWer die Zahlen kennt, siehe Azhar, wer die Fakten, kennt, wer auf das Ziel schaut, wer auf die Entwicklungen heute schaut, sieht, dass Degrowth und die Entwicklung bei den Erneuerbaren nicht zusammenpassen. Wer Klimawandel ernst nimmt, kann am Degrowth-Fetisch verzweifeln.
\nDaraus kann, ja, muss man vielleicht sogar schlie\u00dfen, dass Degrowth der Feind ist. Weil es, ideologisch verbr\u00e4mt, uns im Klimakampf gesellschaftlich unn\u00f6tig ausbremst. Neben den 1.000 anderen Bremsen. Das ist keine turbokapitalistische Sichtweise, es ist erst einmal nur eine Sichtweise, die nicht auf Wissenschaftsleugnung setzt.
Verpackt Andreessen seine Argumente gut lesbar? Mitnichten. Nicht ansatzweise.
\nIch vermute, dass seine Absicht mit dem Manifest nicht ist, Leute zu \u00fcberzeugen. Es geht darum, Gleichgesinnte zusammenzubringen.
\nViel interessanter als der Inhalt des Manifests ist deshalb, warum er das schreibt.
\nEs ist ein Signal an Gr\u00fcnder und Wirtschaftspartner.
\nEin maximal dick aufgetragenes Signal. F\u00fcr maximale Signalwirkung.
\nAndreessens „Software is eating the world“ von 2011 im Wall Street Journal war damals ein so erfolgreiches Signal, das die \u00dcberschrift heute mittlerweile ein Meme ist. „Time to build“ war ebenfalls ein Signal. Das Manifest d\u00fcrfte in Reichweite und Auswirkungen f\u00fcr a16z n\u00e4her bei ersterem landen.
\nDenn ein Manifest dieser Art bringt das Blut zum Kochen bei den \u00fcblichen Verd\u00e4chtigen. Dazu z\u00e4hlen auch viele Journalist:innen, die in den USA ausf\u00fchrlichst darauf reagieren werden. A lot of free press. Das Signal wird ankommen.
\nWomit ich nicht unterstellen w\u00fcrde, dass er nicht glaubt, was er da schreibt.
\nIn den USA ist unter den Eliten ein kleiner B\u00fcrgerkrieg ausgebrochen zur Frage, was „das Richtige“ f\u00fcr die Gesellschaft ist. Bei Interesse das hier in Tablet Mag lesen, es erkl\u00e4rt einige der zum Teil bizarren \u00f6ffentlichen \u00c4u\u00dferungen & Handlungen aus dem Silicon Valley in letzter Zeit:
\n\n\n In this environment, founders routinely turned down high-paying jobs at management consulting firms and hedge funds in order to start fledgling businesses with uncertain outcomes. This fostered a new set of cultural values and myths that rival the ones upheld by older elite institutions. In the new ethos of Silicon Valley, talent matters more than credentials. The individual is prized as the fulcrum of social change–a truly talented and ambitious person can accomplish just about anything, so long as they aren’t impeded by obtuse regulations.\n
Das und die gesamtgesellschaftlichen Folgen des Internet of Beefs, die Radikalisierung von Interessensgruppen zwischen Narzissten und Plattformdynamiken, treiben Bl\u00fcten wie dieses Manifest, das ist der gesellschaftliche Kontext.
\nEine Leseempfehlung dazu ist dieser Text auf Ribbonfarm von 2020, The Internet of Beefs:
\n\n\n The end of history is why beef-only thinking is crash-only thinking for humans. The IoB is a way of shorting our collective humanity and crashing old ways of being entirely, with no promise of recovery and reboot.
\nTo participate is to lose.\n
Das Internet of Beefs, zu deutsch etwa Internet der Streitereien, ist ein wesentlicher Grund, warum das Andreessen-Manifest existiert und der Grund, warum es als Signal funktioniert.
\nOpenAI will wohl eigene Chips bauen. (Rappler, Reuters) Grunds\u00e4tzlich sinnvoll, angesichts der LLM-Kosten und der Knappheit von Nvidia-Hardware.
\nAber: Eigene Chips kommen mir ein bisschen gr\u00f6\u00dfenwahnsinnig vor angesichts der Gr\u00f6\u00dfe und des Alters des Unternehmens. Au\u00dferdem: Zum Microsoft-Deal geh\u00f6rt, dass OpenAI Azure intern benutzt.
\nWas ist der Zeithorizont hier? Geht Altman davon aus, dass sie in 5 bis 10 Jahren schon aus dem exklusiven Microsoft-Deal herausgekommen sein werden, weil sie dann die Umsatzziele f\u00fcr die R\u00fcckzahlung erreicht haben? Wer jetzt in eigene Chips geht, will das in 5+ Jahren sp\u00e4testens einsetzen.
\nOder: Es geht bei diesem Ger\u00fccht nicht um Chips f\u00fcr Training oder Inferenz im Serverpark sondern um Chips f\u00fcr Endkonsumentenger\u00e4te, die einen Teil des Processings lokal machen werden.
\nDas passt hierzu:
\nAltman ist der gr\u00f6\u00dfte Investor in Humane. Humane arbeitet am AI Pin, dem ersten AI-Wearable. (via Janko R\u00f6ttgers)
\n\nJanko R\u00f6ttgers hat au\u00dferdem herausgefunden, dass Humane in den USA als MVNO starten wird. MVNOs (Mobile Virtual Network Operators) sind virtuelle Mobilfunknetzwerke, also Reseller von bestehenden Mobilfunknetzen unter eigener Marke. Hierzulande sind das beispielsweise G\u00fcnstiganbieter wie DeutschlandSIM, Mobilcom, Simyo oder ALDItalk.
\nIch stimme R\u00f6ttgers\u2018 Vermutung zu:
\n\n\n\n
\n- Humane aims to establish a billing relationship with its customers, which means that it actually wants to make money with services, as opposed to just hardware sales.
\n- I\u2019d expect the company to introduce the AI pin with a monthly service plan that includes both connectivity as well as cloud storage and processing for captured photos and video.
\n
Der MVNO-Weg bedeutet f\u00fcr Humane:
\nR\u00f6ttgers:
\n\n\n\n
\n- Altman owns \u201e14.93% equity and voting through a number of holding companies none of which individually holds 10% or greater ownership interest in Humane,\u201c the filing states.
\n
Es d\u00fcrfte jetzt klar sein, dass Humane bei der KI exklusiv auf OpenAI setzen wird.
\nHumane k\u00f6nnte \u00fcber kurz oder lang die erste \u00dcbernahme von OpenAI werden.
\nNeue Hardware zu etablieren, ist schwer. Humane wird mit der OpenAI-Marke und der ChatGPT-Marke von Beginn an stark werben.
\nDie Verbindung wird dann schon in den K\u00f6pfen der Leute da sein.
\nDie enge Humane-Bindung, Humanes sinnvoller MVNO-Weg und Altmans Investment lassen die j\u00fcngsten Ger\u00fcchte mit Ive unter neuem Licht erscheinen.
\nIn Nexus 169 schrieb ich dazu:
\n\n\n Also stattdessen: Ein Companion-Ger\u00e4t.
\n\n
\n- Gepaart mit Telefon f\u00fcr Internetzugang.
\n- Zus\u00e4tzliches Ger\u00e4t, reduziert Telefonnutzung im Alltag.
\n- M\u00f6glicherweise Smartwatch oder Wearable.
\n- Vorteile eines Companion-Ger\u00e4t:
\n- Weniger Eingabeoptionen n\u00f6tig.
\n- Gutes Mikro, Kamera und Screen ausreichend.
\n- Hardwareverkauf und Abonnement-Kombination.
\n
Als ich das schrieb, hatte ich das Gef\u00fchl, dass mir ein Teil des Puzzles fehlt, ich konnte aber den Finger nicht darauf legen. Ein solches Companion-Ger\u00e4t erschien mir nicht attraktiv genug und auch im Setup f\u00fcr die Nutzung problematisch.
\nAbonnement-Kombination war offensichtlich. Aber MVNO hatte ich nicht als Option gesehen.
\nDas ist aber f\u00fcr einen First-Mover, der weder iOS noch Android sein Eigen nennen kann, der mit Abstand spannendste Weg.
\nEin potenzieller Gamechanger.
\nDieser Text ist zuerst in Nexus 171: OpenAI+Humane, Humanes MVNO-Weg, DMARC & GMail, DMA: Plattformabrenzung bei iPadOS, LinkedIns Aufstieg und Zahlen am 13.10.2023 erschienen. Nexus ist das Mitgliederangebot von neunetz.com mit zus\u00e4tzlichem Newsletter und weiteren exklusiven Angeboten. Mehr Informationen zum Mitglieder-Angebot hier.
\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2023-10-16T14:41:09+00:00", "attachments": [], "image": "http://neunetz.com/wp-content/uploads/Bildschirm\u00adfoto-2023-10-16-um-16.29.56-150x150.png" }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15647", "url": "http://neunetz.com/2023/10/12/warum-activitypub-fuer-wordpress-com-ein-paukenschlag-fuer-das-social-web-ist/", "title": "Warum ActivityPub f\u00fcr WordPress.com ein Paukenschlag f\u00fcr das Social Web ist", "content_html": "Auf WordPress.com gehostete Blogs k\u00f6nnen heute direkt mit ActivityPub ausgestattet werden. Ein Paukenschlag, dessen Bedeutung f\u00fcr ein dezentrales Social Web kaum \u00fcbersch\u00e4tzt werden kann.
\nWer neunetzcast h\u00f6rt, wusste bereits, dass dieser Paukenschlag dieses Jahr noch kommt.
\n\nMatthias Pfefferle, seit Anfang des Jahres Open Web Lead bei Automattic, hatte im Podcast bereits angek\u00fcndigt, dass WordPress.com ActivityPub bekommt. Funktionalit\u00e4t, die selbstgehostete WordPress-Publikationen mit seinem Plugin bereits seit Jahren umsetzen k\u00f6nnen.
\nWas hei\u00dft das konkret:
\nSiehe u.a. das WordPress.com-Blog
\n\u200bWarum das wichtig ist liegt einerseits an WordPress.com selbst. WordPress ist das CMS, auf dem ein Drittel aller Websites im Netz laufen. Die offizielle Hostingplattform WordPress.com ist der gr\u00f6\u00dfte Hostingdienst f\u00fcr Blogs und Puplikationen im Netz.
\nIch habe keine Zahl der aktuell auf WordPress.com gehosteten Publikationen gefunden. Aber hier ein paar andere offizielle Zahlen:
\nEinerseits also das sehr gro\u00dfe WordPress.com. Der wichtigste Hoster f\u00fcr kleine und gro\u00dfe Publikationen bis hin zu TechCrunch und CNN.
\nZus\u00e4tzlich ist diese Entwicklung wichtig wegen dem, was ActivityPub f\u00fcr das Publizieren im Netz repr\u00e4sentiert.
\nIn meinem diesj\u00e4hrigen re:publica-Talk \u00fcber das Social Web hatte ich das Protokoll in den gr\u00f6\u00dferen Publishingkontext gesetzt.
\nEs gibt, grob gesagt, strukturell zwei Arten von Wegen, wie Publisher, egal ob Blogger oder Verlage, ihr Publikum erreichen k\u00f6nnen.
\nDie eine Art ist propriet\u00e4r. Also in Form von Accounts auf propriet\u00e4ren Plattformen wie Twitter, Facebook, Telegram, LinkedIn und so weiter, wo die Inhalte auf separaten dortigen Plattform-Accounts verlinkt eingespielt werden.
\nDie andere Art der Wege, das Publikum zu erreichen, ist offen. Also basierend auf Standards bzw. Protokollen. Offensichtlich hat diese Art viele Vorteile: Sie gibt den Publishern mehr Gestaltungsmacht und, vielleicht sogar wichtiger, weniger Abh\u00e4ngigkeit von der vermittelnden Plattform.
\nBis dato gab es allerdings nur 2 Standards bzw. Protokolle, die \u00fcberhaupt eine Rolle gespielt haben.
\nEmail und RSS.
\nActivityPub hat diesen illustren, aber kleinen Kreis auf drei vergr\u00f6\u00dfert. ActivityPub wird langsam relevant. Es ist offen. Und mehr noch, ActivityPub hat etwas, das die anderen nicht haben. Es erlaubt Interaktion. (Tats\u00e4chlich habe ich im neunetzcast letztes Jahr von Matthias Pfefferle gelernt, dass ActivityPub seinen Ursprung als eine konzeptionelle Weiterentwicklung von Atom mit dem Ziel hatte, einen Atom/RSS-Standard mit Interaktionsm\u00f6glichkeit zu erschaffen.)
\nDas ist, pardon my French, a big f***ing deal.
\n\nEs ist kein Zufall, dass die einzigen resilienten weil wirtschaftlich nachhaltigen, longtailig-nischigen Online\u00f6ffentlichkeiten nur auf diesen Standards basierend entstanden sind. Emails haben Newsletter erm\u00f6glicht. RSS hat Podcasts erm\u00f6glicht.
\nIn beiden F\u00e4llen wachsen die \u00d6kosysteme rund um die wachsenden Publisherwelten seit Jahren weiter und professionalisieren sich.
\nActivityPub bringt die \u00d6ffentlichkeitspotenziale von Social Networks und die Kontrolle bei den Usern und Publishern/Kreativen/Creators zusammen.
\nWordPress.com ist jetzt mit einem Schlag ein wichtiger Player in diesem noch jungen Kosmos geworden.
\nAndere, wie Threads, werden folgen.
\nSo funktionieren Standards. Dass WordPress.com diese Funktion bietet, macht es f\u00fcr Threads noch attraktiver, ActivityPub einzubinden. F\u00fcr Publisher auf WordPress.com wiederum wird es mit Threads erst recht attraktiv, ActivityPub einzuschalten.
\nIn ein paar Jahren, ist zu hoffen, wird ActivityPub so popul\u00e4r und etabliert sein, dass WordPress.com ActvityPub per Default einschaltet.
\nSo wie es bei RSS-Feeds der Fall ist.
\n~
\nW\u00e4hrend in den USA TechCrunch, The Verge und andere angemessen berichten, hat hierzulande bis dato nur heise dar\u00fcber berichtet.
\nDas zeigt, dass die Tragweite noch nicht in den K\u00f6pfen hierzulande angekommen ist.
\nDas merkt man auch daran, dass auch \u00fcber ein Jahr nach den ersten Schlagzeilen, die das ActivityPub-basierte Mastodon dank Musk-Twitter machte, keine NGOs, die sich mit Online\u00f6ffentlichkeit besch\u00e4ftigen, aktiv das ActivityPub-\u00d6kosystem nach ihren Werten und Vorstellungen mitgestalten.
\nAuch mein Aufruf an alle NGOs diesbez\u00fcglich auf der re:publica hatte keine Resonanz gebracht.
\nEs gibt noch viel zu tun.
\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2023-10-12T17:10:11+00:00", "attachments": [], "image": "http://neunetz.com/wp-content/uploads/Bildschirm\u00adfoto-2023-10-12-um-18.43.54-150x150.png" }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15645", "url": "http://neunetz.com/2023/10/10/der-bluesky-hype-im-kontext/", "title": "Der Bluesky-Hype im Kontext", "content_html": "\nToday \u00fcber Booktok:
\n\n\n Data by NPD BookScan revealed 825 million books were sold in the U.S. in 2021, up 9 percent from the previous year. The company said it was the highest number it had seen since 2004.
\n\u201cI feel confident in saying this is some of the biggest social media impact we\u2019ve seen concentrated in a single platform since I\u2019ve been tracking books,\u201d Kristen McLean, executive director at NPD BookScan, wrote in a post on LinkedIn.\n
Twitter, das selbst zum Peak kleiner war als Snapchat, lebte davon, dass es bev\u00f6lkert war von Multiplikatoren aus Politik, Journalismus und Popkultur. Das (und ein paar andere netzwerkart-eigene Dynamiken) lies es f\u00fcr Poweruser gr\u00f6\u00dfer erscheinen als es war.
\nDas merkt man auch daran, dass Twitter-Nutzer, die jetzt Twitter/X verlassen, so tun, als w\u00e4re Social Media als Ganzes gerade in einem riesigen Umbruch, weil ihr altes Twitter tot ist.
\nDerweil sind die meisten Leute auf Instagram, TikTok und/oder YouTube. Alles Plattformen, die um ein Vielfaches gr\u00f6\u00dfer als Twitter sind. Twitter war wichtig, aber es wurde von seinen Usern in der Bedeutung immer \u00fcbersch\u00e4tzt. (Die meisten Interaktionen auf seine Tweets hatte US-Pr\u00e4sident Trump seinerzeit auf seine Tweet-Screenshots auf seiner Facebook-Page.)
\nAktuell erlebt Bluesky einen Hype in Deutschland, weil Teile der Politik und der Medienwelt sich aktiv dort anmelden und gegenseitig finden. Das war\u2019s. Mehr gibt es zu Bluesky nicht zu wissen.
\nEine Zusammenfassung, was Bluesky ist, findet man beim SMWB.
\nWarum Kontext wichtig ist:
\nBeide sind junge Produkte/Netzwerke, denen noch Kernfunktionen fehlen. Sie sind au\u00dferdem noch nicht \u00fcberall frei verf\u00fcgbar. Bluesky setzt noch auf Invites, Threads ist in Europa noch nicht verf\u00fcgbar.
\nFolge davon:
\nThreads hat die Aussicht auf \u00d6ffnung mit ActivityPub.
\nZuckerberg letzte Woche im Verge\u2013Interview:
\n\n\n I think that there\u2019s value in being on one of these protocols, but it\u2019s not the only way to deliver value, so the opportunity cost of doing this massive transition is kind of this massive thing. But when you\u2019re starting from scratch, you can just design it so it can work with that. And we want to do that with this because I thought that that was one of the interesting things that\u2019s evolving around this kind of Twitter competitive space, and there\u2019s a real ecosystem around that, and I think it\u2019s interesting. [\u2026]
\n Well, I guess my view is that the more that there\u2019s interoperability between different services and the more content can flow, the better all the services can be. And I guess I\u2019m just confident enough that we can build the best one of the services, that I actually think that we\u2019ll benefit and we\u2019ll be able to build better quality products by making sure that we can have access to all of the different content from wherever anyone is creating it.\n
Threads kann von ActivityPub n\u00e4chstes Jahr schnell profitieren, was Funktionalit\u00e4ten im Wahljahr angehen. Ein weiterer Grund f\u00fcr Meta neben den anderen.
\nBluesky steht ebenfalls noch vor der \u00d6ffnung.
\nWie sich das alles entwickeln wird, ist noch v\u00f6llig offen und wird sich erst n\u00e4chstes Jahr zeigen, wenn Pr\u00e4sidentschaftswahlen in den USA sind, was die Nutzung der Plattformen nach oben schnellen lassen wird.
\nFazit:
\nThreads ist von allen potenziellen Twitter-Nachfolgern (Mastodon/ActivityPub, Bluesky, Nostr, Lens) noch mit Abstand der Gr\u00f6\u00dfte.
\nAber das Rennen geht gerade erst los. 2023 sind alle in ihre Startpositionen gegangen.
\nDer wichtigste Punkt bei alldem: Alle, die ich gerade aufgez\u00e4hlt habe, setzen auf Dezentralit\u00e4t und Protokolle. Nicht im gleichen Ausma\u00df und zum Teil noch in der Umsetzungsphase, aber trotzdem: Das ist der eigentliche gro\u00dfe Umbruch im Social Web.
\nDieser Text ist zuerst in Nexus 170: Bluesky im Kontext, Amazons Preisalgorithmus und Dominanzfolgen, KI-Playlists am 06.10.2023 erschienen. Nexus ist das Mitgliederangebot von neunetz.com mit zus\u00e4tzlichem Newsletter, exklusiven Podcasts und einem Discord-Forum. Mehr Informationen zum Mitglieder-Angebot hier.
\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2023-10-10T15:53:49+00:00", "attachments": [], "image": "http://neunetz.com/wp-content/uploads/Bildschirm\u00adfoto-2023-10-10-um-16.38.02-150x150.png" }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15643", "url": "http://neunetz.com/2023/10/09/poe-der-erste-grosse-aggregator-ansatz-im-ki-sektor/", "title": "Poe, der erste gro\u00dfe Aggregator-Ansatz im KI-Sektor", "content_html": "Poe, eine Tochter der Q&A-Plattform Quora, bietet in einer Oberfl\u00e4che den Zugang zu allen relevanten Large Language Models (LLMs) und Text-zu-Bild-Generatoren an, die heute f\u00fcr Endnutzer:innnen verf\u00fcgbar und per API einbindbar sind.
\nWarum es wichtig ist: Es ist noch alles andere als offensichtlich, wie sich die Arbeitsteilung zwischen den Anbietern im generativen KI/ML-Sektor entwickeln wird. Ein Aggregator, der Nutzer auf der einen Seite versammelt und mit den Modellen auf der anderen Seite zusammenbringt, kann theoretisch m\u00e4chtig werden. Offen nat\u00fcrlich noch, ob das hier funktionieren wird. Es ist das etablierte Plattform-Playbook, das wir etwa vom Amazon-Marktplatz und anderen kennen, an dem sich Quora hier mit Poe versucht.
\n\nPoe, das kurz f\u00fcr ‚Platform for Open Exploration‘ steht, hat diverse LLMs integriert:
\nPoe ist sicher der beste Weg aktuell, wenn man sich einen \u00dcberblick \u00fcber die F\u00e4higkeiten von endkonsumentengerichteten LLMs machen will.
\nZu den spezialisierteren Angeboten z\u00e4hlen etwa:
\nEs sind neben den popul\u00e4ren Modellen nat\u00fcrlich diese Special-Interest-Bots, die Poe versammelt bereits heute eine gewisse Distributionsmacht geben.
\nAus der j\u00fcngsten Pressemitteilung:
\n\n\n\n
\n- New bots: We are excited about the variety in these latest bot launches:\n
\n- \n
\nStableDiffusionXL turns prompts into high quality, expressive images within seconds. You can build bots on top of this with simple prompts! There are hundreds of image generating bots already created.
\n- Web search is capable of conducting web searches as necessary to inform its responses and is great for queries that require up-to-date information or accurate long-tail facts. […]
\n- Solar is a fine tune of Llama 2 created by Upstage which scored especially highly on third party evaluations.
\n- \n
\nCode Llama is a new model from Meta focused on coding.
\n- \n
\nAPI v2: For developers who want to build a chat-based AI product and bring it to a mass audience quickly and cost effectively, we have made some major API improvements. Developers\u2019 bots on Poe now have the ability to call any other bot on Poe for free and use their output as input. Bots can also now return images and Poe clients will render them as first class image objects, as you saw above with the StableDiffusionXL bot. We built the StableDiffusionXL and Web Search bots ourselves using the same API that we\u2019re making available to everyone else, and made a large number of additional small improvements in the process. To get started building a bot, visit developer.poe.com for more documentation.
\n
Hier sehen wir erste, aggregierende Plattformdynamiken bzw. zun\u00e4chst deren technische Grundlage. Mit der neuen API werden unter anderem Verbindungen von Modellen m\u00f6glich:
\n\n\n Developers\u2019 bots on Poe now have the ability to call any other bot on Poe for free and use their output as input.\n
Das hei\u00dft, Poe wird der Knotenpunkt, an dem Entwickler verschiedene Modelle miteinander verkn\u00fcpfen k\u00f6nnen. Spezialisierte Modelle zu verkn\u00fcpfen, ist ein spannender Weg, aus LLMs qualitativ bessere Resultate zu bekommen. (Modellkaskaden k\u00f6nnten eine der strukturellen Grenzen f\u00fcr OpenAI sein.)
\nHeute bereits noch relevanter ist Poes kommender B2B-Ansatz: Poe ist auf iOS, Android und als Desktop-App auf dem Mac verf\u00fcgbar. Einen Enterprise-Plan wird es bald geben. (aktuell gibt es nur eine Warteliste)
\nF\u00fcr smarte Unternehmen wird Enterprise-Poe ein sinnvoller Weg werden, die „geheimen Cyborgs“ (Mitarbeitende, die LLMs heimlich benutzen), in die offiziellen & erlaubten Werkzeugk\u00e4sten zu holen.
\nTats\u00e4chlich liegt bei weitem das gr\u00f6\u00dfte Potenzial f\u00fcr Poe in B2B.
\nPersonalie: Quora-CEO Adam D’Angelo, seinerzeit Teil des Facebook-Gr\u00fcndungsteams, sitzt auch im Board von OpenAI.
\nExtrapolieren wir ein bisschen in die Zukunft, dann stellt sich die Frage, warum es einen Aggregator braucht. D’Angelos Antwort leuchtet ein: Es wird sehr viele Bots/Modelle geben.
\n\n\n\n „I think there’s going to be this massive ecosystem similar to what the web is today,“ D’Angelo recently said. „I could imagine a world in which most companies have a bot that they provide to the public.“\n
Die Frage ist nat\u00fcrlich, ob das dann alles in einem Chat-Interface aggregiert stattfinden wird. Das ist eher unwahrscheinlich, wie wir auch im j\u00fcngsten neunetzcast besprechen.
\nAber wer einmal die Distribution hat, kann dann auch am Interface drehen und iterieren. (Generative KI geht als Querschnittstechnologie trotzdem \u00fcber jede noch so gro\u00dfe Plattform hinaus.)
\nLast not least, ein gewichtiger Grund, warum Aggregatorans\u00e4tze zumindest aktuell noch eine Chance haben: Jeder LLM-Dienst kostet f\u00fcr die volle Funktionalit\u00e4t 20+/-\u20ac pro Monat. Das sorgt daf\u00fcr, dass selbst Poweruser selten mehr als einen dieser Dienste abonnieren, und nur in wirklich seltenen Ausnahmef\u00e4llen mehr als zwei Dienste. Warum also nicht dahingehen, wo man die meisten Modelle hinter der Aboschranke verf\u00fcgbar sind.
\nEin Grund, der dagegen spricht: KI-Elemente werden in bestehende Tools integriert.
\nIm neuen neunetzcast 97 sprechen Markus Angermeier und ich dar\u00fcber, wie wir ‚KI‘ im Arbeitsalltag einsetzen:
\n\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2023-10-09T13:17:57+00:00", "attachments": [], "image": "http://neunetz.com/wp-content/uploads/Bildschirm\u00adfoto-2023-10-09-um-10.40.27-150x150.png" }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15639", "url": "http://neunetz.com/2023/10/04/aiphone-openais-hardwareplaene-im-heutigen-plattformkontext/", "title": "aiPhone: OpenAIs Hardwarepl\u00e4ne im heutigen Plattformkontext", "content_html": "OpenAI will irgendwann Endkonsument:innen Hardware verkaufen.
\nProminente Kollaboratoren: Ex-iPhone/Apple-Designer Jony Ive soll die Hardware designen. Softbanks Son will es mitfinanzieren.
\nThe Information berichtete zuerst, Financial Times hat mehr Details:
\n\n\n Altman and Ive have held brainstorming sessions at the designer\u2019s San Francisco studio about what a new consumer product centred on OpenAI\u2019s technology would look like, the people said.
\nThey hope to create a more natural and intuitive user experience for interacting with AI, in the way that the iPhone\u2019s innovations in touchscreen computing unleashed the mass-market potential of the mobile internet.
\nThe process of identifying a design or device remains at an early stage with many different ideas on the table, they said.
\nSon, SoftBank\u2019s founder and chief executive, has also been involved in some of the discussions, pitching a central role for Arm \u2014 the chip designer in which the Japanese conglomerate holds a 90 per cent stake \u2014 as well as offering financial backing.
\nSon, Altman and Ive have discussed creating a company that would draw on talent and technology from their three groups, the people said, with SoftBank investing more than $1bn in the venture.
\nDiscussions are said to be \u201cserious\u201d, but no deal has been agreed, they cautioned, and it could be several months before a venture is formally announced. Any resulting hardware product is likely to take years to bring to market.\n
\u200bViele haben das missverstanden mit \u201eOpenAI baut ein Smartphone mit KI im Zentrum\u201c.
\nDas wird nicht passieren.
\nHere\u2019s why.
\nKI, besonders echte multimodale LLMs, k\u00f6nnen und werden Interfaces neu denken. Aber altmodische Apps werden deshalb nicht (sofort) verschwinden. Genau so wie das Web.
\nWeiterlesen in Nexus 169: Kein aiPhone \u2013 OpenAIs Hardwarepl\u00e4ne im heutigen Plattformkontext, Netzwerksegmentierung, Plattform-Playbook chinesischer Angreifer, Onlinewerbung im Wandel, FAZ, erschienen am 29.09.2023. Nexus ist das Mitgliederangebot von neunetz.com mit zus\u00e4tzlichem w\u00f6chentlichen Newsletter und mehr. Mehr Informationen zum Mitglieder-Angebot gibt es hier.
\nAlle Themen in Nexus 169:
\nDas Wall Street Journal berichtet heute, dass OpenAI auf der aktuellen Suche nach neuen Investoren mit einer Bewertung von 90 Milliarden US-Dollar arbeitet, was ungef\u00e4hr einer Verdreifachung der Bewertung seit Anfang des Jahres entsprechen w\u00fcrde.
\n\nOpenAI ist also fast ein Jahr nach dem Launch von ChatGPT weiterhin auf einem einzigartigen H\u00f6henflug. Das ist nicht \u00fcberraschend. Large Language Models sind v\u00f6llig zu recht aktuell das prominenteste Techthema.
\nSiehe hierzu auch das Briefing zu Large Language Models f\u00fcr Unternehmen, das ich gemeinsam mit InnoQ Anfang des Sommers herausgebracht habe. Einen besseren Einstieg in die m\u00f6glichen Einsatzarten und die Reichweite der Use Cases gibt es nicht auf deutsch. (Und, ich w\u00fcrde sagen, auch nicht auf englisch.)
\nOpenAI ist zwar aktuell Marktf\u00fchrer und Qualit\u00e4tsf\u00fchrer. Das \u00fcberdeckt aber, dass diese Situation absehbar nicht von Dauer sein wird.
\nWir k\u00f6nnen bereits heute einige strukturelle Grenzen identifizieren:
\nKI ist zu gro\u00df f\u00fcr OpenAI.
\nDas hei\u00dft nicht, dass OpenAI nicht sehr gro\u00df werden kann. Es hei\u00dft auch nicht, dass Schieflagen in den Modellen keine schwerwiegenden Folgen haben k\u00f6nnen. Wir befinden uns aktuell noch in einer Situation, in der wenige Zulieferer die Basis f\u00fcr eine neue Tech-Generation stellen. Und OpenAI dominiert noch mit gro\u00dfem Abstand diese bereits kleine Gruppe.
\nDiese Situation aber wird tempor\u00e4r sein.
\nKI ist zu gro\u00df f\u00fcr OpenAI.
\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2023-09-27T11:20:34+00:00", "attachments": [], "image": "http://neunetz.com/wp-content/uploads/Bildschirm\u00adfoto-2023-09-27-um-12.12.54-150x150.png" }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15626", "url": "http://neunetz.com/2023/09/25/ki-macht-openai-as-komponente-bei-azure-anthropic-als-komponente-bei-aws/", "title": "KI-Macht? OpenAI als Komponente bei Azure, Anthropic als Komponente bei AWS", "content_html": "Amazon plant wohl, in Anthropic zu investieren, bis zu vier Milliarden US-Dollar laut Financial Times.
\nAnthropic besteht massgeblich aus Ex-OpenAI-Mitarbeitern und hat unter anderem das „Claude“-Modell gebaut.
\n\nIch habe auf neunetz.com f\u00fcr Mitglieder schon einige Male \u00fcber die besondere Plattformsituation bei OpenAI geschrieben, die aus der engen Bindung an Microsoft entsteht. Anthropic (das massgeblich aus Ex-OpenAI-Mitarbeitern besteht) scheint sich in eine ganz \u00e4hnliche Richtung zu entwickeln.
\nIn Nexus 148 schrieb ich \u00fcber die exklusive Verf\u00fcgbarkeit bei Azure und Microsoft von allem, was OpenAI baut:
\n\n\n Wir werden also 2 Plattformen mit der selben zugrundeliegenden Technologie haben, die sehr \u00e4hnlich funktionieren, und teilweise austauschbar sind.\n
Im April diesen Jahres schrieb ich (\u00f6ffentlich):
\n\n\n Die Azure-Seite des Deals stellt au\u00dferdem sicher, dass man OpenAIs Kerntechnologie bequem im Bouquet als Cloud-API bei sich einbauen kann.
\nDas wirft viele spannende Fragen auf.
\nMonopolist als B2C-Plattform ist etwas anderes als Monopolist in der Backend-Infrastruktur. Und es ist sehr unwahrscheinlich, dass OpenAI als letzteres \u00fcberhaupt mittel- bis langfristig die Qualit\u00e4tsf\u00fchrerschaft wird halten k\u00f6nnen.\n
Die Macht der Hersteller der LLMs wird neben anderen Aspekten schon allein davon beschr\u00e4nkt, dass die gro\u00dfen Cloud-Computing-Anbieter sie eng an sich binden. Was strukturell auch nicht \u00fcberrascht. Training ist teuer und etwa Amazon und Microsoft haben die Ressourcen und die Rechenzentren.
\nAmazon, Microsoft und Google (das seinerseits ebenfalls ein gro\u00dfer Investor in Anthropic ist) wiederum haben nat\u00fcrlich gro\u00dfes Interesse daran, LLM-Funktionalit\u00e4t in ihren Cloud-APIs anbieten zu k\u00f6nnen.
\nIm Ergebnis hei\u00dft das, dass OpenAIs Modelle als Komponenten bei Azure und Anthropics Modelle als Komponenten bei AWS verf\u00fcgbar sind.
\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2023-09-25T08:54:18+00:00", "attachments": [], "image": "http://neunetz.com/wp-content/uploads/Bildschirm\u00adfoto-2023-09-25-um-10.38.35-150x150.png" }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15615", "url": "http://neunetz.com/2023/09/04/aldi-vs-picnic-und-co-meinaldi-setzt-auf-milchmannprinzip-und-versandgebuehren-ein-himmelfahrtskommando/", "title": "Aldi vs. Picnic und co.: meinALDI setzt auf Milchmannprinzip und Versandgeb\u00fchren \u2013 ein Himmelfahrtskommando?", "content_html": "\u200b
\nAldi setzt f\u00fcr den ersten Lieferversuch mit meinALDI auf das Milchmannprinzip von Picnic (Fahrer fahren feste Routen), verlangt aber im Gegensatz zu Picnic Versandgeb\u00fchren. (siehe u.a. Golem)
\n\u200bDas zeigt uns eigentlich schon die Ambitionen. Ein gro\u00dfer Wurf erscheint das nicht sein zu wollen.
\nDas ist insofern auch kurios, weil ich bei der Recherche f\u00fcr den Mitgliedernewsletter letzte Woche festgestellt hatte, dass meinALDI ausgerechnet in allen drei Pilotm\u00e4rkten mit Picnic konkurriert:
\nAngesichts der gem\u00e4chlichen Verf\u00fcgbarkeit von Picnic in Deutschland eine interessante Leistung bei der Auswahl der Pilotm\u00e4rkte..
\nMein Fazit: „Als wolle man sehen, ob die Leute lieber mehr Geld bei Aldi ausgeben als bei Picnic zu bestellen.“
\nUdo Kiesslich meint dazu auf LinkedIn:
\n\n\n Wenn es ein belastbarer Test sein soll, dann w\u00e4re es mE schr\u00e4g, in einer A- oder B-Stadt (mit hinreichend Bev\u00f6lkerungsdichte und Haushalten) zu starten ohne relevante online Konkurrenz.\n
Meine Antwort darauf:
\n\n\n Das stimmt, aber ‚Markenreichweite gegen geb\u00fchrenfreie Lieferung‘ kommt mir jetzt nicht wie der wichtigste Test vor. Da die Mehrheit der deutschen Regionen noch komplett ohne Lieferoptionen sind und das absehbar ein Wachstumsmarkt sein wird, w\u00fcrde ich au\u00dferdem denken, dass es wichtig w\u00e4re zumindest an einer Stelle zu testen, womit man als lokaler First-Mover mit starker Marke durchkommt oder eben nicht durchkommt.
\nDas hat mich ja verwundert, keiner der 3 Pilotm\u00e4rkte ist picnicfrei. Das ist schon kurios.\n
Das deutet zumindest darauf hin, dass der niederl\u00e4ndische Newcomer Picnic in der Branche sehr ernst genommen wird.
\nSiehe auch Jochen Krisch auf Exciting Commerce dazu:
\n\n\n Im Grunde m\u00fcssen sich Discounter wie Aldi oder Lidl zwei Fragen stellen: Wie kann bzw. muss ein discountgerechtes Liefermodell aussehen? Bzw. wie k\u00f6nnen/m\u00fcssen wir unser Sortiment anpassen/erweitern, damit es sich f\u00fcr eine Online-Lieferung eignet?
\nWo ist das Gesch\u00e4ftsmodell?\n
Ich bin gar nicht so skeptisch wie Jochen, was Discounter und Lieferung angeht, aber ALDIs Ansatz ist..interessant.
\nEs nimmt das kostensparende Modell (feste Routen) mit konkretem Nachteil f\u00fcr die Kund:innen (weniger Flexibilit\u00e4t) und verbindet das aber mit einem f\u00fcr Kund:innen als negativ wahrgenommenem Preismodell. (Versandgeb\u00fchren erzeugen mentale Transaktionskosten, was sich unter anderem auf die Konversionsrate auswirkt und grunds\u00e4tzlich je nach Umsetzung das gesamte Angebot stark f\u00e4rben kann.)
\nOder anders gefragt: Ist ALDI operativ so schlecht oder sind bei ALDI die Margen so gering, dass es bei vergleichbaren Kosten wie beim viel kleineren Picnic ein unattraktiveres Geb\u00fchrenmodell fahren muss? (Picnic wirbt mit vergleichbar niedrigen Preisen, Oda lag in den glorreichen 2 Minuten des Deutschlandgesch\u00e4fts sogar auf bis unter Discounter-Niveau bei den Preisen.)
\nVielleicht trifft das eine oder andere zu vielleicht nicht, entscheidend ist aber ein Umstand, auf den ich ebenfalls auf LinkedIn verwies:
\n\n\n D\u00fcrfte das typische Ergebnis des typischen internen Gerangels sein, wenn ein alteingesessenes Unternehmen ein neues Gesch\u00e4ftsfeld aufzubauen versucht. Das ist organisatorisch immer herausfordernd, und ich meine das gar nicht wertend.\n
Lebensmittellieferungen z\u00e4hlen neben Home Office zu den \u00fcberraschend wenigen Dingen in Deutschland, die sich als neue Gewohnheiten in der Pandemie etabliert haben.
\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2023-09-04T11:13:24+00:00", "attachments": [], "image": "http://neunetz.com/wp-content/uploads/neunetzcom-Logo-2014-Avatar.png" }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15601", "url": "http://neunetz.com/2023/07/07/die-neue-social-media-aera-wie-threads-die-spielregeln-aendert/", "title": "Die neue Social-Media-\u00c4ra: Wie Threads die Spielregeln \u00e4ndert", "content_html": "\nWie wurde Instagram so gro\u00df wie es heute ist?
\nInstagram war weder die erste noch zwingend die beste Foto-App auf dem iPhone, damals vor 300 Jahren, als die Welt noch heil war.
\nInstagram war die erste Foto-Filter-Sharing-App, die einen eigenen Feed mit eigenem Netzwerk in die App integriert hat.
\nInstagram nutzte die die Twitter-API, um bestehenden Twitter-Nutzer:innen einen Weg zu geben, Verbindungen von Twitter auf Instagram wiederzufinden. Als Twitter merkte, wie rasant Instagram popul\u00e4r wurde und dass sie \u00fcber ihre API ihr wichtigstes Asset, den Follower-Graph, frei verf\u00fcgbar machten, war es schon zu sp\u00e4t, aber Twitter schloss diese API-Funktionalit\u00e4t. Kein Verbindungssync mehr f\u00fcr dich.
\nDann \u00fcbernahm Meta, das sich damals noch Facebook nannte, verr\u00fcckt ich wei\u00df, das noch junge Instagram.
\nAuch zu diesem Zeitpunkt war Instagram noch weit vom Juggernaut entfernt, der es heute ist.
\nDie \u00dcbernahme erlaubte Instagram verschiedene Dinge: Das kleine Instagram-Team erhielt alle notwendigen Ressourcen, um die App weiterzuentwickeln und zu verbessern; Server, Fundraising oder gar IPO und andere Ablenkungen waren f\u00fcr immer von der Tagesordnung verschwunden. Facebook band im Backend Instagram in seine Angebote f\u00fcr Werbekunden ein. Insta musste jetzt selbst nicht einmal \u00fcber Erl\u00f6sstr\u00f6me nachdenken. Praktisch!
\nDas Wichtigste aber: Facebook bewarb Instagram massiv in seiner eigenen Facebook-App. Was viele nicht wissen (wollen): Facebook war damals und ist immer noch das gr\u00f6\u00dfte Social Network der Welt. Lediglich, je nach Definition und Messgr\u00f6\u00dfe, von YouTube herausgefordert.
\nInstagram hat 90% seines Aufstiegs unter seiner Mutter Facebook und massgeblich -nicht ausschlie\u00dflich aber massgeblich- \u00fcber die interne Bewerbung des Netzwerks erhalten.
\n2023 wird die Anzahl der aktiven Instagram-Nutzer auf etwa 1,35 Milliarden weltweit gesch\u00e4tzt. (u.a. Oberlo) Das ist eine konservative Sch\u00e4tzung.
\nSo weit zum Geschichtsunterrricht. Bitte im Hinterkopf behalten, das wird Teil des Tests.
\nGestern ist Threads gestartet. Threads ist Metas Twitter-Alternative. Gestartet in 100 L\u00e4ndern, nur noch nicht der EU, dazu unten mehr.
\nWas ist Threads:
\nInstagram wuchs seinerzeit initial \u00fcber die Twitter-API und nutzt jetzt die gleiche Mechanik in die andere Richtung, als First-Party-Verbindung f\u00fcr den eigenen Twitter-Ersatz. Full Circle.
\n\u200b
\nDer langfristig signifikanteste Aspekt an Threads aber ist, dass der mit gro\u00dfem Abstand wichtigste Social-Network-Konzern der Welt f\u00fcr sein neuestes Netzwerk-Baby angek\u00fcndigt hat, es kompatibel mit dem Social-Network-Protokoll ActivityPub zu machen.
Auf einem Text zu Threads von Markus Beckedahl kommentierte ich (auf LinkedIn) die Bedeutung so:
\n\n\n Jede bessere Infrastruktur f\u00fcr eine vernetzte \u00d6ffentlichkeit braucht mehr Interoperabilit\u00e4t. Weil das die notwendige technische Grundlage f\u00fcr geringere Machtasymmetrien ist als wir sie heute sehen. (Und alles, was daraus folgt.)
\nEin (semi-neues) Social Network vom Meta-Konzern, das eine wie auch immer geartete Interoperabilit\u00e4t mitbringen wird, ist in meinen Augen durch die Bank zu begr\u00fc\u00dfen. Weil das allen, die aktiv an einer offeneren Struktur arbeiten (egal ob man das nun Fediverse nennt oder nicht), die Chance gibt, direkt Nutzer:innen Optionen zu geben. Optionen, die leichter wahrzunehmen sind. Stichworte: Wechselkosten & Netzwerkeffekte.
\nIch sehe den kommenden Meta-Schritt ernsthaft als die gr\u00f6\u00dfte Chance f\u00fcr protokollbasierte Ans\u00e4tze.
\nDie Alternative -also weiterhin keinerlei Ber\u00fchrungspunkte zwischen Meta und ActivityPub- w\u00fcrde bedeuten, dass Ver\u00e4nderungen in der Nutzung um Jahrzehnte(!) l\u00e4nger dauern w\u00fcrden. Jetzt sehen wir dagegen eine realistische Chance, dass wir ’nur‘ ein Jahrzehnt brauchen, um eine ges\u00fcndere \u00d6ffentlichkeitsstrukur in die Mitte der Gesellschaft zu bekommen.\n
\n\n \u201cTwitter has got a lot of history; it has an incredibly strong and vibrant community on it. The network effects are incredibly strong.\u201d\n
Der Instagram-Chef im Interview mit The Verge
\nEs gibt bizarre Diskussionen auf Mastodon, in denen sich manche Mastodon-User sehr sicher sind, dass Meta mit der kommenden ActivityPub-Anbindung von Threads Mastodon und das „Fediverse“ (Dienste, die auf ActivityPub aufsetzen) vernichten will; embrace-extend-extinguish.
\nEs ist das beste Beispiel daf\u00fcr, dass man auch ohne grundlegende Mathematik-Verst\u00e4ndnisse Vollblutnerd sein kann.
\nMastodon, das f\u00fcr ein paar wenige Tage noch der gr\u00f6\u00dfte Dienst im „Fediverse“ sein wird, hat um die 10 Millionen registrierte Nutzer:innen und um die 2 Millionen aktive Nutzer:innen. Das ist besser als jedes andere protokollbasierte Social Network, das \u00fcber die letzten 10+ Jahre versucht wurde!
\nAber, jetzt haltet euch fest, das ist sehr, sehr viel weniger als die 1,3+ Milliarden aktive Nutzer auf Instagram. (Meta hat \u00fcber all seine Services \u00fcber 3 Milliarden t\u00e4glich aktive Nutzer) Und sogar schon weniger als das keine drei Tage alte Threads mit seinen \u00fcber 30 Millionen Signups.
\nSpeaking of numbers: Selbst Facebook, das von weltfremden Tech-Expert:innen gern mit „und dann gibt es noch Facebook, aber da ist niemand mehr, lol“ umschrieben wird, hat weltweit \u00fcber 2 Milliarden t\u00e4glich aktive Nutzer:innen. Und ist im ersten Quartal 2023 um 4% gewachsen im Vergleich zum Vorjahresquartal. (siehe Q12023-Report von Meta)
\nFunny Sidenote, die mir gerade beim Schreiben aufgefallen ist: Ich habe die 2,04 Milliarden Facebook-Nutzer:innen auf 2 Milliarden abgerundet. Aufmerksamen Leser:innen d\u00fcrfte auffallen, dass die Differenz dem Doppelten der 2 Millionen aktiven Mastodon-Accounts entspricht. Mastodon ist literally ein Rundungsfehler f\u00fcr Meta. Korrektur: Ich wurde per Email und auf Threads darauf hingewiesen, dass ich mich um eine Null vertan habe, und Facebook um 40 Millionen abgerundet habe, was dem 20fachen von Mastodon entspricht. Point stands und zwar even stronger. /Korrektur
\nActivityPub ist Meta relativ egal. Oder konkreter: Das Fediverse ist Meta egal. Es hat fast keine Bedeutung f\u00fcr Meta.
\nWarum also? Well..
\nIch bin/war seit M\u00e4rz 2007 auf Twitter. I’ve seen things, tears, rain, etc. Ich habe Freunde gefunden, ich habe gesehen, wie sich Bekannte radikalisiert haben.
\nIch habe seit den Nuller Jahren peinlich viel \u00fcber Twitter geschrieben. (Gemessen daran, dass deutsche Texte keinen Einfluss auf ein US-Unternehmen haben und das Thema hierzulande immer Nische war: peinlich.)
\nIch habe seit Anfang der 2010er Jahre darauf gewartet, dass irgendetwas Twitter ersetzt. Weil dem Potenzial, das asymmetrische Verbindungen erlauben, ein sehr geringer lokaler Peak bei Twitter gegen\u00fcber steht.
\nIch habe irgendwann um 2008/9, damals noch auf netzwertig.com, \u00fcber das, was ich damals das „Follower-Prinzip“ nannte, geschrieben. Unvorstellbar heute, aber damals war das, was Twitter machte, ein kleiner Durchbruch. Bis dahin wurde jede Art von Verbindung, wie ein gegenseitig zu best\u00e4tigende Freundschaft behandelt. Das Wachstum von MySpace wurde seinerzeit unter anderem davon verlangsamt, weil Bands alle Fans, die sich mit ihnen auf MySpace verbinden wollten, einzeln als Verbindung hinzuf\u00fcgen mussten.
\nVerbindungsart und Use Case waren offensichtlich nicht optimal aufeinander abgestimmt. Early Days!
\nDas Besondere an asymmetrischen Verbindungen ist, dass symmetrische Verbindungen eine Untermenge von ihnen sind. Sie k\u00f6nnen also theoretisch alles abdecken. Mehr aber noch ist das Besondere an ihnen, dass sie alle anderen Arten von Verbindungsgr\u00fcnden abdecken: Die Klimaforscherin, der Influencer, die ARD, die Band, die Expertin in meinem Fachgebiet oder meine Kollegin: Ich kann ihnen „folgen“, auf Twitter, LinkedIn, Instagram et al, aus den unterschiedlichsten Gr\u00fcnden.
\nWeil das vor allem interessensbasierte Verbindungen sind, fing man irgendwann an, hier vom „Interest Graph“ statt „Social Graph“ zu sprechen.
\nEine wichtige Erkenntnis aus den letzten 10 Jahren: Asymmetrische Vernetzungen f\u00fchren zu besonders starken Netzwerkeffekten.
\nDas sieht auf den ersten Blick kontraintuitiv aus: Je weniger nah sich Menschen stehen, desto st\u00e4rker ist die Netzwerkbindung? H\u00e4? Denkt man aber etwas dar\u00fcber nach, dann ergibt das Sinn:
\nF\u00fcr asymmetrische Follow-Verbindungen hei\u00dft das:
\nF\u00fcr ‚klassische‘ symmetrische „Freundschafts“-Verbindungen hei\u00dft das:
\nAsymmetrische Follower-Verbindungen dagegen haben die Asymmetrie schon im Namen. Diese wiederum f\u00fchrt zu Verdr\u00e4ngungsmechanismen was etwa verf\u00fcgbare Aufmerksamkeit angeht (und daraus folgend Aktivit\u00e4t).
\nTwitter war nie gro\u00df. Die letzte offizielle Zahl ist vom zweiten Quartal 2022: insgesamt 237,8 Millionen monetarisierbare t\u00e4glich aktive Nutzer (mDAU). Mittlerweile d\u00fcrften es einige wenige Millionen weniger sein.
\nTwitter aber war immer kulturell relevant. Trotz dieser kleinen Gr\u00f6\u00dfe. Der Grund liegt, wieder, im asymmetrischen Follower-Prinzip, weil es klassisches Broadcasting, Interaktionsm\u00f6glichkeit und Social Web zusammenbringt. Da reicht sogar eine vergleichsweise kleine Gr\u00f6\u00dfe f\u00fcr kulturelle Relevanz.
\nTwitter hat Anfang der 2010er Jahre angefangen, aus Erl\u00f6ssucht/e die API und das darauf basierende \u00d6kosystem an Tools und Diensten Schritt f\u00fcr Schritt zur\u00fcckzubauen (bzw. abzuw\u00fcrgen).
\nDieses Vorgehen plus die historisch dysfunktionale Produktumsetzung des Unternehmens Twitter sorgte f\u00fcr eine historische Diskrepanz zwischen Realit\u00e4t und Potenzial.
\nEin paar Zahlen f\u00fcr den Kontext:
\nTwitter hatte 2022 wie gesagt 237,8 Millionen t\u00e4glich aktive Nutzer. Das war weniger als Snapchat. (347 Millionen DAUs in Q2 2022, Snap) Dank der kulturellen Relevanz kennt jede:r Twitter. Twitter hat \u00fcber eine Milliarde Karteileichen. Das hei\u00dft, \u00fcber eine Milliarde Menschen weltweit haben Twitter ausprobiert und sind zu der rationalen Entscheidung gekommen, das lieber wieder zu lassen.
\nDie Grundstruktur von Twitter (und Mastodon und ActivityPub etc.) hat das Potenzial f\u00fcr ein Netzwerk mit einer Milliarde und mehr aktiver Nutzer:innen. So wie Instagram. Nur die aktuelle Inkarnation von Twitter kann das nicht leisten.
\nAlso. Warum ActivityPub?
\nMeta versucht nichts dem Zufall zu \u00fcberlassen:
\nAber das allein reicht immer noch nicht. Was wenn du dich f\u00fcr Leute und Institutionen interessierst, die nicht auf Instagram/Threads sind oder gar dort gar nicht sein wollen?
\nWell.
\nSobald Threads ActivityPub unterst\u00fctzt, k\u00f6nnen Threads-Nutzer:innen europ\u00e4ischen Institutionen \u00fcber social.network.europa.eu via Mastodon/ActivityPub folgen, sie k\u00f6nnen deutschen staatlichen Stellen via social.bund.de folgen.
\nIch will nicht sagen, dass diese Spa\u00dfhupen f\u00fcr ein neues Netzwerk kriegsentscheidend w\u00e4ren. Es sind einfach nur zwei sehr anschauliche Beispiele. Denn das ist, worum es hier ganz banal geht: Um ein umf\u00e4ngliches Umfeld. Interest Graph funktioniert nur, wenn m\u00f6glichst viele meiner Interessen von mir gegrapht werden k\u00f6nnen, if you get my drift.
\nDas gilt f\u00fcr solche Institutionen ebenso wie f\u00fcr Katastrophendienste, die lokale Polizei und alle Dienste, die als Bots auf Twitter existiert haben.
\nDie Mainstream-Reichweite auf Threads plus die bessere Stabilit\u00e4t des \u00d6kosystems dank ActivityPub macht \u00f6fffentliche staatliche Dienstleistungen und so, so viel mehr einfacher umsetzbar.
\nWenn man sich das kurz vorstellt, dann ist diese Vision einer Online\u00f6ffentlichkeit ganz klar einer Alternative vorzuziehen, bei der staatliche Stellen auf dem Angebot eines Unternehmens stattfinden m\u00fcssen, wenn sie die Leute dort erreichen wollen.
\nNach dem 2022 begonnenen Twitter-Meltdown ist es vor allem die Existenz dieser offiziellen Server zu verdanken, dass selbst Meta 2023 kein eigenes neues Netzwerk ohne Interoperabilit\u00e4t angeht.
\nAuch bei der API-Frage und dem Potenzial einer Plattform f\u00fcr \u00f6ffentliche Debatten kommt ActivityPub ins Spiel. Ein Protokoll ist eine Basis f\u00fcr ein Business, eine propriet\u00e4re Plattform, bei der die API potenziell den Erl\u00f6sen im Weg steht, ist es nicht.
\nInstagram ist eine wichtige Plattform, um die sich herum viele Dienstleister angesiedelt haben.
\nThreads, das an der H\u00fcfte mit Instagram verbunden ist, wird diese Dienstleister auch anziehen. Mit ActivityPub bekommen sie mehr Spielraum und mehr Sicherheit.
\nAuch das macht es wahrscheinlicher f\u00fcr Threads, hier erfolgreich zu sein.
\nDenn der Erfolg ist zwar sehr wahrscheinlich aber nicht gegeben.
\nFassen wir zusammen:
\nIch will ehrlich sein: Ich bin sehr beeindruckt von Metas Ansatz hier. Sie machen alles, was sie machen k\u00f6nnen, um dem eine Chance zu geben. Und man sieht, wie viel Respekt sie vor den nach wie vor starken Netzwerkeffekten auf Twitter haben. (so wie ich)
\nMan muss auch bedenken, dass Meta keine Netzwerke mehr kaufen kann, sie m\u00fcssen also selbst bauen, wenn sie expandieren wollen. Das Vorgehen hier k\u00f6nnte zur Blaupause werden.
\nKommen wir zum zweiten gro\u00dfen Grund.
\nFast jedes Social Network braucht heute eine Strategie, wie es attraktiv f\u00fcr die Kreativschaffenden wird, f\u00fcr die Influencer (Stars) und die Creators („Nische“). W\u00e4hrend Phony Stark sie von seinem Netzwerk verscheucht, macht sich Meta Gedanken \u00fcber das Mindset, dass diese Kreativen umtreibt, n\u00e4mlich konkret die Frage nach der Kontrolle \u00fcber das eigene Publikum und damit \u00fcber die Zukunft des eigenen Gesch\u00e4fts.
\nDer Instagram-Chef auf Threads:
\n\n\n We’re committed to building support for ActivityPub, the protocol behind Mastodon, into this app. We weren’t able to finish it for launch given a number of complications that come along with a decentralized network, but it’s coming.
\nIf you’re wondering why this matters, here’s a reason: you may one day end up leaving Threads, or, hopefully not, end up de-platformed. If that ever happens, you should be able to take your audience with you to another server. Being open can enable that.\n
Im Interview mit The Verge spricht der Instagram-Chef Adam Mosseri das noch deutlicher an:
\n\n\n Meta plans to eventually hook Threads into ActivityPub, the decentralized social media protocol that also powers Mastodon. That integration isn\u2019t ready at launch, though, as I previously reported. When it\u2019s enabled, Threads users will be able to interact with Mastodon users and take their accounts with them to other clients that support the ActivityPub standard.
\nAs Mosseri puts it, this is a move designed to appease creators who have grown increasingly wary of relying on the whims of centralized social media companies. \u201cI think we might be a more compelling platform for creators, particularly for the newer creators who are more and more savvy, if we are a place where you don\u2019t have to feel like you have to trust us forever,\u201d he says.\n
(Hervorhebung von mir)
\nWir haben im Mitgliederbereich Nexus die letzten 2 Jahre intensiv auch dar\u00fcber gesprochen (siehe unter anderem Nexus 109 von vor einem Jahr): Instagram hat einen starken Herausforderer an der Creator-Front. TikTok hat ebenfalls \u00fcber eine Milliarde aktive Nutzer und ist eine popul\u00e4re Plattform f\u00fcr Creators.
\nEin Weg f\u00fcr Instagram, attraktiver f\u00fcr Creators zu werden, neben dem Reels-Tab, war die \u00dcberlegung, sich zu \u00f6ffnen. Also Macht an die Kreativschaffenden abzugeben und daf\u00fcr attraktiver zu werden. Statt kontinuierlich mehr Marktanteil an TikTok zu verlieren.
\nDas war die \u00dcberlegung hinter den ersten NFT-Integrationen. Mosseris Talk bei TED hie\u00df wortw\u00f6rtlich: A Creator-Led Internet, Built on Blockchain
\n\u200b
\nDas ist zum Leidwesen der Kreativen nicht eingetreten.
Was sie und wir jetzt bekommen, ist besser als nichts aber es ist weniger als die NFT/SBT-Vision: ActivityPub kann heute weitaus weniger abdecken als NFTs es k\u00f6nnten und es kommt zum kleinen Insta-Bruder Threads nicht zur gro\u00dfen Schwester Instagram selbst.
\nMosseri im Verge-Interview \u00fcber die Anf\u00e4nge eines neuen Mindsets, von Blockchain bis ActivityPub:
\n\n\n I do think that more and more people are going to be interested in and appreciate more open systems. And I think that\u2019s the direction of travel for the industry. That\u2019s going to be a painful shift for a lot of the larger platforms that already exist out there. But as people become more and more savvy about the benefits and the risks involved with using any of these platforms, then I think they\u2019re going to be demanding more.
\nCreators are a really good example. Creators are becoming more and more savvy. They\u2019re using more and more platforms. It\u2019s becoming rarer that a creator is completely attached to one platform because they\u2019re always worried about the risk of being overly beholden to one company that they obviously can\u2019t control. So I do think this is the direction of travel, and I think that a new app offers us the opportunity to really step into this space. It would be very, very difficult to take an existing app like Instagram and then integrate it.\n
\u200b(Hervorhebung von mir)
\nDieses von Mosseri angesprochene Multi-Plattform-Verhalten von Kreativschaffenden online ist essenziell. Daf\u00fcr gibt es grob zwei Gr\u00fcnde:
\nInstagram geht mit Threads gleich beide Themen an. Mit ActivtyPub sprechen sie direkt die Risikominimierung der professionellen Kreativen an.
\nDie Verbindung aus Threads und Instagram bedeutet au\u00dferdem mehr Spielraum, intern auf Instagram voranzukommen. Das Negativbeispiel dazu: Als Instagram Reels voranbringen wollte/musste, um gegen TikTok zu punkten, haben Creators auf Instagram festgestellt, dass alles, was kein Video war, pl\u00f6tzlich sehr viel schlechter intern rankte und weniger Reichweite erhielt. Ergo: Grmpf, wir m\u00fcssen Videos machen.
\nThreads‘ Verbindungen zu Instagram k\u00f6nnten ebenfalls ins Ranking reinspielen. Sie werden aber auf jeden Fall Creators neue Wege er\u00f6ffnen zu wachsen.
\nOder anders: Kreative, die heute noch nicht erfolgreich sind auf Instagram, k\u00f6nnen das \u00fcber den Threads-Weg werden.
Diese Creator-/Kompatibilit\u00e4ts\u00fcberlegungen gehen bei Instagram \u00fcber ActivityPub hinaus, wie man im Verge-Interview deutlich erkennen kann (Hervorhebung von mir):
\n\n\n The one that I think resonates the most with creators, in my experience, is that you should own your audience. If you decide to leave Threads one day, you should be able to bring your audience with you. I\u2019ve talked about this idea in a couple of different contexts. There are, I think, better ways to do this over the long run, but I do think ActivityPub allows you to support that. I think we might be a more compelling platform for creators, particularly for the newer creators who are more and more savvy, if we are a place where you don\u2019t have to feel like you have to trust us forever or you can build up an audience, and then you can bring that audience with you elsewhere if you really have to at the end of the day.
\nIt\u2019s a combination of trying to lean into where the world is going, trying to empower creators, and also trying to learn and be honest and humble about the fact that we [Meta] come from a very different phase of the internet. We know that we need to evolve, or else we run the risk of becoming irrelevant.\n
(Es ist in meinen Augen deutlich, dass er bei den better ways vom aus kombinatorischer Sicht technisch \u00fcberlegenen NFT-Ansatz spricht, der sich f\u00fcr Meta nicht schnell genug durchsetzen konnte.)
\nMan kann es auch so sagen: Sie integrieren ActivityPub nicht wegen der Netzwerke, die heute schon auf den Standard setzen, sondern f\u00fcr das, was da noch kommen mag, weil die damit einhergehende Investitionssicherheit Dienstleister aber vor allem Influencer/Creators anlocken soll.
\nMan sollte hier nicht vergessen: Threads selbst wird zwar durchl\u00e4ssig, aber Instagram selbst bleibt propriet\u00e4r/geschlosssen.
\nDie \u00dcberlegung kann man also so zusammenfassen: Instagram hilft heute Threads, damit Threads k\u00fcnftig Instagram helfen kann, relevant zu bleiben.
\nK\u00fcnftig, wenn sich die Social-Web-Landschaft drastisch \u00e4ndern wird.
\nDrastisch?
\nMastodon hat dank Phony Stark zu den wichtigsten Tech-Themen 2022 gez\u00e4hlt. Aber, um ehrlich zu sein, ich bin da zwar aktiv und unterst\u00fctze Mastodon finanziell, aber wirklich wichtig ist es mir nicht. Mir ist ActivityPub wichtig. Das Protokoll unter Mastodon, das Protokoll, das Threads interoperabel mit anderen Diensten machen wird, ist das, was hier wichtig ist.
\nDieser Text ist bereits lang, deshalb will ich nicht viel zu diesem Punkt schreiben. Ich empfehle meinen re:publica-Talk zum Thema.
\nActivityPub erlebt gerade mehrere Wellen an Aufmerksamkeit. Reddit hat seine API-Zug\u00e4nge neu geregelt, damit Clients abgew\u00fcrgt und die freiwilligen Moderatoren (Power-User, die diese Apps nutzen) ver\u00e4rgert. Es hat eine Migration zu ActivityPub-basierten Reddit-Alternativen ausgel\u00f6st. (Man kann das auf fedidb.org tracken.)
\nEs ist das gleiche Muster wie bei Twitter. Die ActivityPub-Alternativen stehen bereit, wenn das f\u00fchrende propriet\u00e4re Netzwerk (Power-)User ver\u00e4rgert.
\nGleichzeitig sind diese Migrationswellen noch vergleichsweise langsam.
\nJetzt stelle man sich aber einmal einen Reddit-Aufruhr in einem oder zwei Jahren vor.
\nDie aufgebrachten Nutzer haben dann nicht nur die Option, zu weniger bekannten offenen Alternativen zu wechseln.
\nSie haben dann die Option, zu zwar noch tempor\u00e4r weniger bekannten offenen Alternativen zu wechseln, die aber gleichzeitig kompatibel mit einem Netzwerk sind, auf dem sich Hunderte Millionen Menschen tummeln.
\nDas l\u00e4sst sich f\u00fcr jede Netzwerkart wiederholen.
\nThreads und die Masse an Nutzer:innen, die es mitbringen wird, wird ein Durchlauferhitzer f\u00fcr den Standard ActivityPub, der bei den Dynamiken weit \u00fcber „das ist dann halt ein bisschen gr\u00f6\u00dfer“ hinausgeht.
\nMehr ist anders.
\nMehr ist anders!
\nInstagram-Chef Adam Mosseri, der selbst im UK lebt, \u00fcber die EU:
\n\n\n We don\u2019t want to launch anything that isn\u2019t forward-compatible with what we know and what we think is coming. It\u2019s just going to take longer to make sure not only that it\u2019s compliant but that any claims we make about how we\u2019ve implemented compliance stand up to our very high set of documentation and testing centers internally.
\nTo be really honest, I\u2019m bummed about it. I\u2019ve been living outside of the US for a year now. I\u2019m on a total kick pushing teams [inside Meta] to stop leaving things half-launched and get them out to the rest of the world. I meet creators who are asking questions like, \u201cDo I need to move to the US to get access to such and such feature?\u201d And it breaks my heart. But this one is just going to take a bunch of time.\n
Je nachdem wie schnell Threads wachsen wird und wie wichtig es f\u00fcr die internen Dynamiken auf Instagram wird, wird das Influencern und Creators in der EU \u00fcberhaupt nicht schmecken.
\nSie k\u00f6nnen sich damit tr\u00f6sten, dass es sie nicht so schlimm trifft, wie die TikTok-Creators in Indien, denen mit dem App-Bann in ihrem Land ihre Gesch\u00e4ftsbasis entzogen wurde.
\nAber dieser Fall zeigt auf, dass Regulierung in einem Winner-takes-All-Markt, den wir hier zumindest noch haben, nicht auf eine Klasse von Anbietern trifft sondern auf einzelne Anbieter. Die Auswirkungen sind entsprechend drastisch.
\nIch habe keine Antwort darauf. Aber es ist zumindest \u00fcberlegenswert, was genau EU-B\u00fcrger durch eine Verz\u00f6gerung von Threads gewinnen, wovor sie konkret damit besch\u00fctzt werden. Besonders vor dem Hintergrund der kommenden \u00d6ffnung des Netzwerks.
\nDass Meta dank der starken Netzwerkeffekte lieber sofort in der EU starten w\u00fcrde, sollte mittlerweile auf der Hand liegen.
\nEine dank DMA geringere Datendurchdringung zwischen Instagram und Threads in der EU wird dann kaum mehr Privatsph\u00e4re f\u00fcr B\u00fcrger:innen bringen, aber gleichzeitig die Werbem\u00f6glichkeiten von KMUs in der EU einschr\u00e4nken.
\n\u200b
Ich w\u00fcnschte, ich k\u00f6nnte sagen, dass diese X Gr\u00fcnde gegen einen Erfolg von Threads sprechen. Aber das w\u00fcrde von der erdr\u00fcckenden Wahrscheinlichkeit ablenken, dass Threads erfolgreich sein wird. Meta kann Umsetzung, sie haben bei der Anbindung alles richtig gemacht (Insta statt FB). Instagram hat die Gr\u00f6\u00dfe als Netzwerk und die Prominenz, die Influencer und die wichtigen Personen\u2122, die User anlocken. Sie launchen zu einem Zeit der gr\u00f6\u00dften Schw\u00e4che von Twitter und sie achten auf die Zukunft und die Bed\u00fcrfnisse der Creators mit der kommenden Protokollintegration.
\nMeta macht hier gerade alles richtig. Egal, ob uns das jetzt freut oder \u00e4rgert.
\nVielleicht erreicht Threads einen Peak bei 300 Millionen, vielleicht bei 500 Millionen, vielleicht werden sie in 5+ Jahren bei 1 Milliarde aktive Nutzer:innen landen. Dieses Peak in der t\u00e4glichen Nutzung ist nicht absehbar. Absehbar dagegen ist, dass Threads Twitter vom Thron sto\u00dfen wird.
\nIch habe 2010, als viele Techexpert:innen noch davon ausgingen, dass Facebook so schnell verschwinden werde wie MySpace, geschrieben, dass wir jetzt das Facebook-Jahrzehnt erleben werden.
\nDas ist eingetreten. Der Start von Threads diese Woche markiert einen Wendepunkt. Einen Wendepunkt f\u00fcr Social Media, f\u00fcr Social Networks, f\u00fcr die vernetzte \u00d6ffentlichkeit und damit f\u00fcr das Internet als Ganzes.
\nMastodon war der T\u00fcr\u00f6ffner f\u00fcr ActivityPub. Es hat lang genug durchgehalten auf kleinstem Niveau, was Nutzer:innen und Ressourcen angeht. Und Mastodon wird es auch weiterhin geben. Aber in dem Moment, in dem Metas Threads AcitivityPub bei sich freischaltet, dann beginnt erst wirklich ActivityPub. Das wird die Geburt eines Standards.
\nDenn Standard-Specs sind entweder eine Punchline bei XKCD oder Teil von echten Standards.
\nStandards werden genutzt oder sie sind keine.
\nDie Gr\u00fcnde f\u00fcr Meta sind nat\u00fcrlich egoistisch. Es ist ein Unternehmen, after all.
\nAber mit Blick auf die Reifen, durch die doch erstaunlich viele Leute letztes Jahr gesprungen sind, um sich und Teile ihres Netzwerks von Twitter zu Mastodon zu retten, dr\u00e4ngt sich mir die Frage auf, ob Instagram/Meta die Folgen von Interoperabilit\u00e4t nicht untersch\u00e4tzt.
\nDaten sind nicht wie \u00d6l, sie sind wie Wasser und suchen sich ihren Weg.
\nEs ist fast schon egal, wie sie ActivityPub integrieren werden. Die Existenz der Interoperabilit\u00e4t und die Kreativit\u00e4t aller interessierter Entwickler:innen und Influencer (mit entsprechendem finanziellen Anreiz) werden das Instagram-Netzwerk weit aufbrechen.
\nNicht heute, nicht morgen, aber dieses Jahrzehnt.
\nUnd so kommt, irgendwann, endlich, die Mitte der Gesellschaft ins offene, echte Social Web.
\nDas wird der Anfang einer neuen \u00c4ra der vernetzten \u00d6ffentlichkeit.
\nDie aktuelle Entwicklung unterstreicht, was ich in meinem diesj\u00e4hrigen re:publica-Talk \u00fcber ActivityPub und die vernetzte \u00d6ffentlichkeit gesagt habe. YouTube:
\n\nAlle Institutionen, die sich mit der vernetzten \u00d6ffentlichkeit, \u00d6ffentlichkeitsstrukturen und Machtasymmetrien im Netz besch\u00e4ftigen, also Think Tanks, Stiftungen, NGOs aller Art, aber auch staatliche Stellen und der \u00f6ffentlich-rechtliche Rundfunk etwa, sie stehen hier vor einer neuen Situation, die noch nicht angekommen ist, deshalb hier noch einmal in aller Deutlichkeit:
\nIhr k\u00f6nnt jetzt das System aktiv mitgestalten, Ihr k\u00f6nnt Ressourcen bereitstellen, eigene Dinge entwickeln, gew\u00fcnschte soziale Strukturen (f\u00fcr Governance) konzipieren und pushen. Ihr m\u00fcsst nicht mehr nur Papers schreiben, die niemand liest, und hoffen, dass Ihr damit \u00fcber Bande Regulierer oder \u00fcber zweifache Bande eine Produktmanagerin in Kalifornien erreicht.
\nNothing’s a given:
\nEs geht gerade eine T\u00fcr auf, und was wir auf der anderen Seite der T\u00fcr finden werden, h\u00e4ngt nahezu komplett davon ab, wie die ActivityPub-Strukturen au\u00dferhalb von Meta aussehen werden.
\nDie Creator-Dienstleister kommen eh, Firmen wie Flickr und Automattic (WordPress und tumblr) kommen auch. Weitere werden folgen, wie SaaS-Motten zum Insta-Licht.
\nDas ist aber nicht genug.
\nWollt Ihr starke nicht-kommerzielle Strukturen f\u00fcr die Online-\u00d6ffentlichkeit? Sie fallen nicht vom Himmel. Sie werden nicht aus Kalifornien kommen. Sie entstehen nicht an der Seitenlinie.
\nAktive Mitgestaltung, das ist neu f\u00fcr europ\u00e4ische Institutionen, die sich mit diesen Themen besch\u00e4ftigen.
\nAu\u00dferdem zum Thema: Ich spreche mit Matthias Pfefferle im Podcast seit Jahren \u00fcber das offene Web und explizit auch \u00fcber das „Fediverse“. Matthias ist der Macher des ActivityPub-Plugins f\u00fcr WordPress und arbeitet seit diesem Jahr als Open Web Lead bei den WordPress-Machern Automattic an diesen Themen. H\u00f6renswerte Podcastfolgen mit uns:
\nApples Headset, „Apple Vision Pro“, das das Unternehmen diese Woche auf der Entwicklerkonferenz WWDC ank\u00fcndigte und erstmals pr\u00e4sentierte, wird erst „early 2024“ erscheinen. Und wird 3.499$ in den USA kosten.
\nBeides macht deutlich, dass es sich hier um einen neuen gro\u00dfen Wurf handelt. Es kommt nicht oft vor, dass Apple ein Produkt pr\u00e4sentiert, das erst \u00fcber ein halbes Jahr sp\u00e4ter erscheinen wird. Der Preis spricht auch f\u00fcr sich: Es ist eine V1 in einer neuen Produktkategorie.
\nWie wichtig wird dieses Produkt werden?
\nDiese Frage kann man an verschiedenen Aspekten festmachen:
\nDas Interface (Punkt 1) funktioniert. Die ersten Tester sind sich einig.
\nBen Thompson auf Stratechery:
\n\n\n The high expectations came from the fact that not only was this product being built by Apple, the undisputed best hardware maker in the world, but also because I am, unlike many, relatively optimistic about VR. What surprised me is that Apple exceeded my expectations on both counts: the hardware and experience were better than I thought possible, and the potential for Vision is larger than I anticipated. […]
\nthis isn\u2019t a user interface like iOS or iPadOS that has to accommodate big blunt fingers; rather, visionOS\u2019s eye tracking is so accurate that it can easily delineate the exact user interface element you are looking at, which again, you trigger by simply touching your fingers together. It\u2019s extraordinary, and works extraordinarily well.\n
Ben Bajarin f\u00fcr Creative Strategies:
\n\n\n I have never used a device that nailed eye tracking, and Apple Vision Pro did just that.\n
Matthew Panzer auf Techcrunch:
\n\n\n After a roughly 30 minute demo that ran through the major features that are yet ready to test I came away convinced that Apple has delivered nothing less than a genuine leapfrog in capability and execution of XR \u2014 or mixed reality with its new Apple Vision Pro. […]
\nThe eye tracking and gesture control is near perfect. The hand gestures are picked up anywhere around the headset, that includes on your lap or low and away resting on a chair or couch. Many other hand tracking interfaces force you to keep your hands up in front of you, which is tiring. Apple has high resolution cameras dedicated to the bottom of the device just to keep track of your hands. Similarly, an eye tracking array inside means that, after calibration, nearly everything you look at is precisely highlighted. A simple low-effort tap of your fingers and boom, it works.\n
Aber passt es in den Alltag?
\nVon den ersten Personal Computern in den Achtzigern bis zu den heutigen Smartphones, es ist nur erfolgreich, was in unseren Alltag passt, was irgendetwas am Alltag verbessert.
\nApples Headset-Ansatz ist vielseitig spannend, was diesen Aspekt angeht. Vor allem, weil sie es sehr pragmatisch angehen.
\nThompson fasst es gut zusammen auf Stratechery:
\n\n\n Apple Vision is technically a VR device that experientially is an AR device, and it\u2019s one of those solutions that, once you have experienced it, is so obviously the correct implementation that it\u2019s hard to believe there was ever any other possible approach to the general concept of computerized glasses.\n
Apple Vision ist VR, weil es ein Screen ist, der das gesamte Sichtfeld abdeckt. Apple Vision ist in der Nutzung AR, weil die nach au\u00dfen gerichteten Kameras Dinge im Umfeld abbilden k\u00f6nnen. Das ist zum Beispiel praktisch, wenn man f\u00fcr lange Zeit etwas in VR im Apple Vision macht und jemand den Raum betritt. Wichtig f\u00fcr das eigene Gef\u00fchl w\u00e4hrend der Nutzung.
\nPragmatisch ist auch, dass im Apple Vision Pro vor allem 2D-Programme dargestellt werden. Disney+ wird prominent genannt. iPad-Apps k\u00f6nnen direkt in Vision laufen. Vision Pro kann als Monitor f\u00fcr den Mac agieren.
\nEyeSight dagegen, eine Abbildung der Augen des Headsettr\u00e4gers auf der Au\u00dfenseite, hat noch niemand in Action gesehen. Ich sch\u00e4tze, dass es zu den Features geh\u00f6rt, die auf dem Papier gut klingen, in der Praxis aber einfach creepy sind. Ich bezweifele, dass diese Funktion sich durchsetzen wird. Lieber das Headset absetzen.
\nZum Creepy-Faktor z\u00e4hlt auch, dass sich kein Apple-Manager mit einem Headset filmen lies. Gemessen daran, wie die Presse mit jedem Detail von Apple umgeht, sicher eine gute PR-Entscheidung.
\nWo und wann wird es genutzt werden?
\nNeben den heute noch nicht absehbaren Nutzungsszenarien, die neu dank dieses Formfaktors erm\u00f6glicht werden, sehe ich relativ offensichtliche Einsatzarten:
\nEs scheint mir ziemlich offensichtlich zu sein, wenn ich mir so manches hochgepimpte Home-Office-Setup anschaue, dass Apple Vision Pro f\u00fcr viele Mac-Home-Office-Arbeiter:innen eine sinnvolle Erweiterung sein wird, besonders in Gro\u00dfstadtwohnungen mit wenig Platz, kann es in ein paar Jahren Standard f\u00fcr besser betuchte Heimb\u00fcro-Arbeiter:innen sein, ein Computer-Setup aus Apple Vision Pro, Bluetooth-Tastatur und Macbook zu benutzen.
\nAlso welche Ger\u00e4te wird ein Vision Pro, dessen Interface in Nutzung, Aufl\u00f6sung und Reaktionsgeschwindigkeit bereits in der V1 sehr gut zu sein scheint, ersetzen oder erg\u00e4nzen/leicht verdr\u00e4ngen?
\nExterne Computermonitore. Konsolen. Fernseher.
\nJe nach Nutzer wird das weniger und st\u00e4rker der Fall sein. Wer viel unterwegs ist wegen des Jobs bekommt hiermit ein mobiles Multimonitor-Setup. Spiele werden ein Thema. Fernseher? Filme auf dem Vision Pro und anderen kommenden Headsets mit entsprechender Aufl\u00f6sung werden sehr imersiv.
\nAber schauen wir Filme immer allein? Vision Pro ist eher eine zus\u00e4tzliche Alternative zum Fernseher im Wohnzimmer. So wie nah ans Gesicht gehaltene Tablets und Smartphones TV-Alternativen sind.
\nDas wirft eine weitere Frage auf: Arbeit im Vision Pro k\u00f6nnte bequemer und besser sein als auf dem Laptop oder Tablet, aber wie n\u00fctzlich werden Videocalls sein, wenn ausreichend viele Kolleg:innen Visions tragen und deshalb nur als Avatare dabei sind. Oder anders: Wie awkward wird eine Mischung aus Laptop-Kolleg:innen und Vision-Angebern im Zoom-Call werden? Funktioniert Vision Pro nur im Einzelb\u00fcro oder im Einzelzimmer daheim?
\nIch schreibe das alles so ausf\u00fchrlich auf, weil ich schon bei Metas Headsets davon ausgegangen bin, dass irgendwann ein wesentlicher erste Use Case dieses Formfaktors ein potenzieller Monitor-Ersatz im Arbeitsalltag ist, wenn Aufl\u00f6sung und Rechenleistung das erm\u00f6glichen. (Again: Es geht hier nicht um einen 100%igen Ersatz, was nat\u00fcrlich gar keinen Sinn ergeben w\u00fcrde. Unterschiedliche Situationen, unterschiedliche Formfaktoren.)
\nApple hat alles, vom hochaufl\u00f6senden Interface, der Mac- & iPad-Anbindung und der 2D-Fixierung, und dem AR/VR-Mix -also: ich sehe dich, wenn du reinkommst- genau auf diesen ersten Einsatzzweck hin ausgelegt. Das klingt banal, weil es das Gegenteil von shiny new Killerapp ist. Das hei\u00dft aber nicht, dass es nicht f\u00fcr ausreichend viele Leute ausreichend n\u00fctzlich sein wird.
\nUnd nat\u00fcrlich: Vision Pro ist, wie schon davor Apple Watch und AirPods, in nahezu jeder Hinsicht eine Erweiterung des bestehenden Apple-\u00d6kosystems. Und wird demzufolge fast ausschlie\u00dflich bestehende Apple-Nutzer:innen ansprechen.
\nDas bringt uns zum dritten Aspekt, der Plattform-Frage.
\nJede Plattform steht am Anfang vor dem Henne-Ei-Problem, oder Cold-Start-Problem. F\u00fcr App-Plattformen bedeutet das die Herausforderung, das der Plattformanbieter Entwickler:innen davon \u00fcberzeugen muss, f\u00fcr die Plattform ohne Nutzer:innen Apps zu schreiben. Und er muss gleichzeitig die Nutzer:innen davon \u00fcberzeugen, die Hardware zu kaufen, mit der sie Zugang zur Plattform bekommen, f\u00fcr die Entwickler:innen noch keine Apps geschrieben haben.
\nDamit steht und f\u00e4llt der Anfang von jeder Plattform.
\nDass wir heute im Gegensatz zu den Neunzigern etwa so viele Betriebssysteme haben (heute: Windows, Mac, iOS, iPadOS, Android, Linux) liegt in erster Linie am Web, das der gemeinsame Zugang zu vielen, sehr vielen Dingen darstellt.
\nApple hat den Vorteil, dass sie etwas vergleichbares Propriet\u00e4res haben:
\nDie Apple Watch ist ein Erfolg (siehe unten) nicht weil sie ein supertolles eigenst\u00e4ndiges Produkt ist, sondern weil sie ein praktisches Zubeh\u00f6r zum iPhone ist und direkt in die iPhone-Plattform integriert ist. Das iPad ist vor allem deshalb das erfolgreichste Tablet, weil es ein gro\u00dfes iPhone ist. Es ist so nah an der iPhone-Plattform, dass es leicht Apps vom kleinen, gro\u00dfen Bruder „erben“ kann. Das Gleiche gilt f\u00fcr iOS, iPadOS und Mac: Die sind zwar alle drei eigenst\u00e4ndige Betriebssysteme auf dem Papier, r\u00fccken aber auf der wichtigen App-Seite immer n\u00e4her zusammen.
\nWie bekommt Apple jetzt also die neue Plattform off the ground?
\nSie haben gleich mehrere, clevere Dinge gemacht:
\nNat\u00fcrlich werden und sollen genuine 3D-Apps f\u00fcr visionOS gebaut werden.
\nAber Vision Pro wird auch ohne diese out of the box bereits n\u00fctzlich sein dank dieser sehr umsichtigen Plattform-Vorarbeit von Apple.
\nDas sind Apples strukturelle Vorteile heute:
\nErfolg?
\nWird Apple Vision Pro ‚erfolgreich‘ sein?
\nErfolg l\u00e4sst sich schwer ohne Kontext messen. Apples vorletztes neue Produkt, Apple Watch, wird oft als Flop aufgez\u00e4hlt von Laien. Verglichen mit dem iPhone, dem erfolgreichsten Produkt der Wirtschaftsgeschichte, ist die Apple Watch kein Erfolg. Ein Hit ist sie trotzdem.
\nApple verkauft seit mindestens 2020 mehr Apple Watches pro Jahr als die gesamte Schweizer Uhrenindustrie im gleichen Zeitraum Uhren verkauft. (The Verge) (Apple verkauft 2,5 Mal so viele Watches wie der n\u00e4chstgr\u00f6\u00dfte Smartwatch-Konkurrent Samsung, und mehr Einheiten als die sechs gr\u00f6\u00dften Rivalen zusammen. (Apple Insider))
\nIch sehe \u00e4hnliche Betrachtungen auf uns zukommen, was Apple Vision Pro angeht.
\nVision Pro wird nur Apple-Nutzer ansprechen. Das beschr\u00e4nkt zwar den Markt, wird aber die ersten 10 bis 15 Jahre nicht die entscheidende Einschr\u00e4nkung sein.
\nApple hat weltweit aktuell ungef\u00e4hr 2 Milliarden aktive Ger\u00e4te. (MacRumors) Ungef\u00e4hr eine Milliarde Menschen weltweit benutzen ein iPhone. (The Verge)
\nDie Beschr\u00e4nkungen werden massgeblich der Preis und das fr\u00fche Stadium der Technologie sein.
\nTiming und Timetables:
\nJede digitale Technologie muss iterativ gedacht werden. Wollen wir verstehen, wo sich Technik X hinentwickelt, m\u00fcssen wir neben dem gesellschaftlichen Kontext und den wirtschaftlichen Hintergr\u00fcnden immer auch die iterative Natur mitdenken. Das gilt besonders stark f\u00fcr jede Art von Software.
\nEs gilt aber auch f\u00fcr die Hardware, auf der die Software l\u00e4uft.
\nDas sollte 2023, nach 16 Jahren iPhone, eigentlich allen klar sein, die sich mit diesem Thema besch\u00e4ftigen.
\nWenn ein Produkt funktioniert, also Nutzer findet, f\u00fcr die es praktisch genug ist, dass sie auch eine verbesserte Version kaufen werden, dann wird dieses Produkt weiterentwickelt werden, positive Deckungsbeitr\u00e4ge auf den entscheidenden Ebenen vorausgesetzt.
\nAnyway, f\u00fcr Apple gilt das noch mehr als f\u00fcr andere Tech-Hersteller.
\nIn der Regel bringt Apple nicht Produkte auf den Markt und schaut dann mal ob das was werden k\u00f6nnte und stellt sie wieder ein, das machen andere. (wie Google etwa bei Google Glass, siehe meine Fassungslosigkeit zur Berichterstattung damals 2013)
\nWenn Apple eine neue Produktreihe startet, dann fehlen dem ersten Eintrag vielleicht offensichtliche Features (hallo, Copy&Paste bei den ersten iPhones(!)). Apple iteriert dann aber kontinuierlich an dieser Produktreihe. Die heutigen iPhones sind in nahezu jeder Hinsicht die besten Smartphones auf dem Markt und werden lediglich von sehr wenigen High-End-Android-Ger\u00e4ten wie dem Google Pixel in wenigen Dingen wie Fotografie bei schlechtem Licht herausgefordert.
\nDie Extrapolation mit der sichersten Wahrscheinlichkeit bez\u00fcglich des Apple Vision Pro sieht deshalb so aus:
\nUngef\u00e4hr jedes Jahr wird eine neue Version des Vision Pro erscheinen. Es wird unterschiedliche Preispunkte bekommen. Und g\u00fcnstiger werden. Das Headset wird leichter, die Batterie l\u00e4nger halten (was nicht so wichtig ist, da man es auch direkt an die Steckdose anschlie\u00dfen kann), die Leistungsf\u00e4higkeit gleichzeitig zunehmen.
\nDie Frage ist nicht ob das passieren wird, sondern „nur“ in welcher Geschwindigkeit.
\nDie daran anschlie\u00dfende Frage ist die Frage nach Kipppunkten: Ab welchem Preis werden wie viele Nutzer:innen das Headset erwerben.
\nApples Headset ist ein Produkt f\u00fcr bestehende Apple-Nutzer:innen. Wenn das Produkt gut genug ist, also kein Homepod mit Siri ist, dann wird die Preissensitivit\u00e4t gering sein. Sprich, das Headset wird sich f\u00fcr einen sehr viel h\u00f6heren Preis als die Meta-Headsets verkaufen. (Last not least weil es als Ersatz f\u00fcr multiple High-End-Monitore dienen kann.)
\nAus der H\u00fcfte geschossen w\u00fcrde ich sagen, dass ein k\u00fcnftiges Apple Vision Pro oder g\u00fcnstigeres Vision Air ab einem Preis in H\u00f6he eines Macbook Airs also ab um die 1.500\u20ac ein Massenprodukt wird.
\nNiemand kann heute sagen, wann sie diesen Punkt erreichen werden. Ich w\u00fcrde aber sch\u00e4tzen, dass es fr\u00fchestens mit der dritten Iteration, also bei j\u00e4hrlichen Iterationen ungef\u00e4hr ab 2027 so weit sein wird. But who knows!
\nBis dahin l\u00e4sst sich viel Aufmerksamkeit gewinnen mit „schaut mal, was f\u00fcr ein Headset-Flop!“.
\nApple vs. Meta
\nAR, VR, XR kommt. Es ist noch lang nicht da. Es ist aber auch nicht etwas, das niemals kommen wird.
\nDer Trend ist offensichtlich. Zumindest f\u00fcr Expert:innen.
\nIch zitiere hier immer gern diese ironische Aussage von Epic Games CEO (Fortnite) Tim Sweeney:
\n\n\n The metaverse is dead! Let’s organize an online wake so that we 600,000,000 monthly active users in Fortnite, Minecraft, Roblox, PUBG Mobile, Sandbox, and VRChat can mourn its passing together in real-time 3D.\n
\u200bEs spielt erst einmal eine untergeordnete Rolle, ob wir diesen Lanzeittrend „Metaverse“ oder „Spatial Computing“ oder etwas anderes nennen. Es passiert. Aber die entscheidenden Auswirkungen liegen weit in der Zukunft. (Weshalb man Leute, die heute Webinare mit Metaverse-Strategien verkaufen, getrost ignorieren kann.)
\nWas nat\u00fcrlich eine Rolle spielt ist, ob die Vision von Apple oder von Meta gewinnen wird.
\nFacebook-Mutter Meta hat nat\u00fcrlich den Schwerpunkt auf Social, auf Vernetzung. Apple traditionell nicht.
\n\n\n\n What is more striking, though, is the extent to which Apple is leaning into a personal computing experience, whereas Meta, as you would expect, is focused on social. I do think that presence is a real thing, and incredibly compelling, but achieving presence depends on your network also having VR devices, which makes Meta\u2019s goals that much more difficult to achieve. Apple, meanwhile, isn\u2019t even bothering with presence: even its Facetime integration was with an avatar in a window, leaning into the fact you are apart, whereas Meta wants you to feel like you are together. […]
\nOne wonders, though, if Meta is in fact fighting Apple not just on hardware, but on the overall trend of society; to put it another way, bullishness about the Vision Pro may in fact be a function of being bearish about our capability to meaningfully connect.\n
\u200bMehr zum Thema VR, AR, Metaverse f\u00fcr Mitglieder:
\nNachdem die letzten Jahre aus nicht n\u00e4her gekl\u00e4rten Gr\u00fcnden relativ arm an Vortr\u00e4gen und Talks waren, stehe ich in diesen Tagen gleich zwei Mal auf der B\u00fchne.
\n\nAm 6.6. sprach ich 18 Uhr auf der re:publica \u00fcber ActivityPub, Mastodon und die Zukunft der vernetzten \u00d6ffentlichkeit. Es ging vor allem darum, welche Partizipationsm\u00f6glichkeiten es f\u00fcr alle interessierten Institutionen jetzt gibt. Und nat\u00fcrlich, warum es wichtig ist, sich bei diesem sehr wichtigen Thema jetzt einzubringen. Der Talk kann auf YouTube nachgeschaut werden.
\nAm 20.6. werde ich auf der K5 \u00fcber die vielen Einsatzarten und Potenziale von Large Language Models im Onlinehandel sprechen. Hier werde ich an meine Branchenanalysen f\u00fcr das INNOQ-Briefing zu LLMs ankn\u00fcpfen.
\nAuch auf der K5 werde ich wieder zum Ausklang des Tages sprechen.
\nDas Beste kommt eben immer zum Schluss.
\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2023-06-05T16:18:04+00:00", "attachments": [], "image": "http://neunetz.com/wp-content/uploads/Bildschirm\u00adfoto-2023-06-05-um-18.03.16-150x150.png" }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15585", "url": "http://neunetz.com/2023/05/25/nein-openai-wird-die-eu-trotz-warnung-nicht-verlassen-aber-der-ai-act-ist-trotzdem-katastrophal/", "title": "Nein, OpenAI wird die EU trotz Warnung nicht verlassen, aber der AI Act ist trotzdem katastrophal", "content_html": "Regulierung und das sie begleitende S\u00e4belrasseln. Tagesschau:
\n\n\n Der ChatGPT-Anbieter OpenAI denkt angesichts der geplanten Regulierungen der Europ\u00e4ischen Union (EU) f\u00fcr k\u00fcnstliche Intelligenz (KI) \u00fcber einen R\u00fcckzug aus Europa nach. „Der derzeitige Entwurf des EU-KI-Gesetzes w\u00e4re eine \u00dcberregulierung“, sagt Sam Altman, Mitgr\u00fcnder und Chef der Microsoft-Beteiligung OpenAI. Zwar wolle sich der Konzern bem\u00fchen, neue gesetzliche Regulierungen einzuhalten, doch im Zweifelsfall w\u00e4re das Unternehmen bereit, dem europ\u00e4ischen Markt den R\u00fccken zu kehren, so Altman.\n
Es k\u00f6nnen verschiedene Dinge gleichzeitig wahr sein.
\nJa, was die EU mit dem AI Act plant, ist wenig \u00fcberraschend die Art von Regulierung, die gleichzeitig dank Missverst\u00e4ndnis des zu regulierenden Sektor viele ungewollte Nebeneffekte hat und ihr Ziel verfehlen wird. Erinnert auf viele Arten an die DSGVO! (siehe unten)
\nNein, OpenAI wird die EU nicht verlassen. Daf\u00fcr ist der Aufbau von Reichweite, Markenbekanntheit und potenziellen Netzwerkeffekten, auch wenn sie noch so schwach sein m\u00f6gen, zu wichtig.
\nOpenAI/Altman will die Richtung beeinflussen, wie die EU in naher Zukunft LLMs und andere ML-Ans\u00e4tze regulieren wird. OpenAI will geh\u00f6rt werden. (Da die EU erstaunlich schnell ist, werden viele L\u00e4nder weltweit sich anschauen und potenziell daran orientieren, was die EU macht.)
\nWas passieren w\u00fcrde ist, dass OpenAI ein festgeschriebenes, schnell veraltendes Modell, das in der EU registriert wird, anbietet.
\nIst das potenziell schlecht f\u00fcr OpenAI? Nicht zwingend.
\nEine der vielen Gefahren, die OpenAI in den n\u00e4chsten Jahren die Marktf\u00fchrerschaft streitig machen k\u00f6nnen, ist vor allem der gesamte, gerade un\u00fcbersichtlich schnell wachsende Open-Source-Bereich der LLMs. Open Source wird unter dem AI Act sehr viel schwerer bis unm\u00f6glich werden.
\nVor allem verliert Open Source unter dem AI Act den strukturellen Vorteil, dass hier schnell gleichzeitig von vielen Seiten Verbesserungen kommen und Spezialisierungen in alle Richtungen parallel vorangetrieben werden. Vielfalt und Geschwindigkeit in Open Source werden mit dem AI Act, so wie er jetzt geplant ist, minimiert. Dann k\u00f6nnen sich auch kleine Organisationen mit propriet\u00e4ren Modellen wie OpenAI im EU-Markt gem\u00fctlich zur\u00fccklehnen.
\nSelbst wenn OpenAI findet, ein Exempel statuieren zu m\u00fcssen und die EU als Markt bereit w\u00e4re aufzugeben, die obige Drohung also ernst zu nehmen w\u00e4re, und das Startup die „Europ\u00e4ische Union verlassen“ w\u00fcrde, selbst dann m\u00fcssen wir die besondere Plattform-Situation von OpenAI mitdenken.
\nDenn quasi alles, was OpenAI anbietet ist auch bei Microsoft zu finden.
\nZum Beispiel die von mir antizipierten GPT-Plugins so wie bei OpenAI sind mittlerweile von Microsoft angek\u00fcndigt worden.
\nBesonders wichtig aber sind hier die GPT-APIs bei Azure.
\nEs ist v\u00f6llig ausgeschlossen, ausgeschlossen!, dass Microsoft auf seinen enormen Wettbewerbsvorteil verzichtet, die Modelle von OpenAI per API im Azure-Portfolio anbieten zu k\u00f6nnen. W\u00e4hrend AWS etwa immer noch \u00c4quivalentes im Angebot trotz Ank\u00fcndigung fehlt.
\nDer gleiche Anreiz gilt bei Microsoft f\u00fcr die Integrationen in Bing, Teams und co.
\nDas hei\u00dft, mindestens Microsoft wird immer alles versuchen, regulierungskonforme Versionen der OpenAI-Modelle im EU-Markt anzubieten. Vorausgesetzt, das ist technisch \u00fcberhaupt machbar, nat\u00fcrlich.
\nThat being said. Der geplante AI Act ist eine Katastrophe. Ich habe in Nexus 153 dar\u00fcber geschrieben. Hier der komplette Textblock zum AI Act:
\nSascha Lobo auf Spiegel Online \u00fcber \u00dcberregulierung in der EU zum Thema KI:
\n\n\n Eines der Alarmzeichen ist eine Meldung zu einem Entwurf des EU-Parlaments: Es hei\u00dft n\u00e4mlich, das EU-Parlament wolle \u00bbdie weltweit erste umfangreiche Regulierung der KI\u00ab vorlegen. In einem Halbsatz wird das gigantische, gesellschaftliche, politische Problem der EU, Europas offensichtlich. Die USA wollen die beste KI der Welt, China will die effizienteste KI der Welt, Europa will die regulierteste KI der Welt, und zwar als Erster, hurra!
\nEs gibt ernsthaft EU-Abgeordnete, die auf die Frage nach den besten Exporten aus Europa antworten: die Datenschutzgrundverordnung DSGVO! Weltweites Erfolgsmodell! So als sei Regulierung f\u00fcr sich genommen ein tolles Produkt, nach dem die Menschen begeistert fragen, das Europa Reichtum bringt und Ansehen verschafft in der Welt.\n
Vor einigen Wochen meinte jemand online, ob diejenigen, die f\u00fcr den Cookie-Banner verantwortlich sind, wirklich auch diejenigen sein sollten, die KI regulieren.
\nDas ist nat\u00fcrlich ein bisschen unfair, es sind nicht umf\u00e4nglich die gleichen Personen, \u201enur“ der gleiche regulatorische K\u00f6rper mit den gleichen Prozessen.
\nEs wirft allerdings eine unsch\u00f6ne Wahrheit auf. Wir k\u00f6nnen alle nach Regulierung rufen, aber wie ernsthaft kann dieser Ruf sein ohne eine Auseinandersetzung mit der Tatsache, dass alle Gesetze und Richtlinien der j\u00fcngeren Zeit, auf EU-Ebene und dann auf nationaler Ebene, schlicht schlecht umgesetzt waren, zumindest soweit ich mich erinnern kann: Leistungsschutzrecht f\u00fcr Presseerzeugnisse, NetzDG, DSGVO, usw. (DSA und DMA machen eine vergleichsweise gute Figur, welche unbeabsichtigten Folgen sie haben werden, werden wir aber erst ab 2024 sehen.)
\nJemand meinte mal, dass eine walkable city, in der Wohnraum zu teuer f\u00fcr Busfahrer:innen und Lehrer:innen ist, keine walkable city sondern ein Themepark ist. Das l\u00e4sst sich auf die Regulierungsdebatte \u00fcbersetzen. Jeder Ruf nach Regulierung ohne eine Auseinandersetzung damit, dass unsere aktuellen Gesetzgebungsprozesse in EU und Deutschland nachweislich und zuverl\u00e4sslich zu Gesetzesrahmen f\u00fchren, die ihr proklamiertes Ziel nicht erreichen und massive negative Nebenfolgen haben, ist nur eine Themeparkversion von politischer Debatte. Erst recht wenn wir von der bis dato komplexesten zu regulierenden Thematik sprechen, LLMs und generative KI allgemein.
\nBesonders die DSGVO und ihr Cookiewahn sind ein gutes Beispiel daf\u00fcr. Entgegen der Warnungen aller Expert:innen, die nicht auf der Gehaltsliste von Axel Springer sa\u00dfen, wurde die DSGVO umgesetzt mit einem grundlegenden, gerade zu bizarren Missverst\u00e4ndnis einfachster digitaler Zusammenh\u00e4nge.
\nDas vorhersehbare Ergebnis war eine St\u00e4rkung der Online-Werberiesen Facebook und Google und eine massive Schw\u00e4chung der kleineren Werbenetzwerke daneben.
\nIch habe bis heute kein nachvollziehbares Argument gesehen, wie die DSGVO Endnutzer besser gestellt hat.
\nDie indirekten negativen Folgen durch eine weitere Konzentrierung auf wenige Knoten d\u00fcrften dagegen nicht gering sein.
\nDas fehlt mir in der Debatte: Wie bekommen wir vern\u00fcnftige Regulierung f\u00fcr komplexe Themen wie KI/ML? Es reicht nicht, einfach gegen Regulierung allgemein zu sein. Und es reicht auch nicht einfach nur f\u00fcr Regulierung, egal wie, zu sein.
\nUnd damit kommen wir zum AI Act.
\nTechnomancers.ai, eine junge Publikation zu LLM-Themen mit einem interessanten Site-Footer:
\n\n\n In a bold stroke, the EU’s amended AI Act would ban American companies such as OpenAI, Amazon, Google, and IBM from providing API access to generative AI models. The amended act, voted out of committee on Thursday, would sanction American open-source developers and software distributors, such as GitHub, if unlicensed generative models became available in Europe. While the act includes open source exceptions for traditional machine learning models, it expressly forbids safe-harbor provisions for open source generative systems.
\nAny model made available in the EU, without first passing extensive, and expensive, licensing, would subject companies to massive fines of the greater of \u20ac20,000,000 or 4% of worldwide revenue. Opensource developers, and hosting services such as GitHub — as importers — would be liable for making unlicensed models available. The EU is, essentially, ordering large American tech companies to put American small businesses out of business — and threatening to sanction important parts of the American tech ecosystem.\n
\u200bLizenzierungen f\u00fcr AI-Modelle bedeutet: Nur Konzerne werden das in der EU machen.
\nDie j\u00fcngsten Durchbr\u00fcche in der generativen KI von Image-Diffusion \u00fcber Audio und Video bis hin zu LLMs ist das Ergbnis einer Gemengelage aus T\u00e4tigkeiten privater Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Online-Communities und Open-Source-Kollaborationen.
\nWas der AI Act abverlangt, funktioniert f\u00fcr ein extrem kollaboratives Feld nicht, es funktioniert nur f\u00fcr streng hierarchisch organisierte gro\u00dfe Unternehmen, die separat im stillen K\u00e4mmerlein an ihren eigenen Projekten arbeiten, diese lizenzieren und dann anbieten.
\nEs ist, mal wieder, wie immer, ein zutiefst r\u00fcckw\u00e4rtsgewandter Blick auf die Prozesse, wie Wertsch\u00f6pfung digital entsteht. Statt die organisatorische Vielfalt zu ber\u00fccksichtigen, wird vom Konzern als einziger zu beachtender Organisationsform ausgegangen, mit Fu\u00dfnote f\u00fcr Resarch f\u00fcr die Universit\u00e4ten. Vielleicht liegt hier auch die \u00fcberraschende Geschwindigkeit, mit der der AI Act Form annimmt. Es muss massive Lobbyanstrengungen europ\u00e4ischer Konzerne im Hintergrund geben.
\nDie funktionengebundene Registrierung denkt einerseits die iterative Art jeder digitalen Technologie nicht mit (mal wieder!), sie ist bereits heute unrealistisch einschr\u00e4nkend:
\n\n\n You have to register your „high-risk“ AI project or foundational model with the government. Projects will be required to register the anticipated functionality of their systems. Systems that exceed this functionality may be subject to recall. This will be a problem for many of the more anarchic open-source projects. Registration will also require disclosure of data sources used, computing resources (including time spent training), performance benchmarks, and red teaming. (pg 23-29).\n
Man beachte hierzu auch das unten im KI-Segment angef\u00fchrte Paper zur Effizienzsteigerung und Kostenersparnis durch Modell-Kaskaden.
\nDas gleiche Argument gilt f\u00fcr Modelle, die per API angeboten werden und weiterentwickelt werden: \u200b
\n\n\n API Essentially Banned. API’s allow third parties to implement an AI model without running it on their own hardware. Some implementation examples include AutoGPT and LangChain. Under these rules, if a third party, using an API, figures out how to get a model to do something new, that third party must then get the new functionality certified.\n
\u200bDas hei\u00dft, soweit ich das jetzt verstehe, dass z.B. OpenAI unter dem aktuellen Stand des AI Acts k\u00fcnftig per Azure und eigener API eine festgeschriebene, lizenzierte Version anbietet und EU-Unternehmen auf dieser festgeschriebenen Version sitzen bleiben, bis OpenAI die n\u00e4chste gr\u00f6\u00dfere Version f\u00fcr die EU-Lizenzierung bereit macht. W\u00e4hrend alle API-Kunden au\u00dferhalb der EU die aktuelle Version abrufen.
\nDa die langsamere Geschwindigkeit durch die Lizenz-Situation alle Anbieter trifft UND die Konkurrenz durch Open-Source-Projekte und Startups in der EU voraussichtlich sehr viel geringer ausfallen wird, k\u00f6nnte die Diskrepanz zwischen den EU-Versionen der Modelle und dem Rest der Welt sehr gro\u00df sein. Ich sehe keine starken wettbewerblichen Anreize f\u00fcr (ressourcenintensive?) schnelle Lizensierung, die den Abstand gering halten w\u00fcrde.
\nDer AI-Act mach LoRa unm\u00f6glich. LoRA steht f\u00fcr Low-Rank Adaptation und ist eine Training-Art zum Finetuning von aktuell vor allem Stable Diffusion-Modellen. Stable Diffusion ist bekanntlich Open Source. ie Mac-App \u201eDraw Things“ etwa erlaubt den Download verschiedener LoRA-Modelle.
\n\n\n LoRA Essentially Banned. LoRA is a technique to slowly add new information and capabilities to a model cheaply. Opensource projects use it as they cannot afford billion-dollar computer infrastructure. Major AI models are also rumored to use it as training in both cheaper and easier to safety check than new versions of a model that introduce many new features at once. (pg 14).
\nIf an Opensource project could somehow get the required certificates, it would need to recertify every time LoRA was used to expand the model.\n
Es handelt sich bei solchen Opensource-Projekten sehr oft um Nebenbeiprojekte, die bei jedem Anzeichen von gesetzlicher Grauzonigkeit sofort auf Nummer sicher gehen. In diesem Fall also die EU m\u00f6glichst aussperren. Lizenzpflicht zerst\u00f6rt hier jede Open-Source-T\u00e4tigkeit in der EU.
\n\u200b
\nLast not least noch ein interessanter Aspekt, dass gro\u00dfe LLMs bessere Ergebnisse in ihren Feldern produzieren k\u00f6nnen als die heute eingesetzten, sehr beschr\u00e4nkten ML-Algorithmen:
\n\n To top everything off, the AI Act appears to encourage unsafe AI. It seeks to encourage narrowly tailored systems. We know from experience — especially with social media — that such systems can be dangerous. Infamously, many social media algorithms only look at the engagement value of content. They are structurally incapable of judging the effect of the content. Large language models can at least be trained that pushing violent content is bad. From an experience standpoint, the foundational models that the EU is afraid of are safer than the models they are driving.\n
Ben Thompson schreibt auf Stratechery \u00fcber AI bei Big Tech:
\n\n\n Once again there is a conventional wisdom take: „Haha silly Europe and its regulations means it will miss out on AI“, and, for now, that’s obviously true. It seems like a safe bet, though, that Google and Microsoft and Meta and other tech giants will indeed be a „helpful and engaged partner to regulators“ to their ultimate benefit. [\u2026]
\nWhat is worth noting is that it is very much in Google’s interest that this alignment becomes concrete: the best way to forestall truly disruptive technologies is to regulate them away.\n
\u200bDer AI Act ist ein Geschenk an Meta, Google, Microsoft, OpenAI und Amazon. Auch wenn er von europ\u00e4ischen Konzernen im Hintergrund getrieben werden sollte.
\nVerlierer sind alle, die an Open-Source-Modellen arbeiten, und alle die von mehr Wettbewerb an dieser Stelle in der EU profitieren w\u00fcrden.
\nDie einzige Frage bleibt, wie die USA darauf reagieren wird, dass die EU US-Unternehmen f\u00fcr ihre OS-Modelle haftbar machen will.
\nBTW.: Die negativen Folgen generativer KI, z.B. Deepfakes und die kommende Spamflut, wird der AI Act nicht aufhalten.
\nWer vom Gegenteil ausgeht, hat die letzten 20 Jahre friedlich geschlafen. W\u00fcrde ich jetzt auch gern.
\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2023-05-25T12:29:21+00:00", "attachments": [] }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15583", "url": "http://neunetz.com/2023/05/25/stochastischer-papagei-unscharfes-jpeg-autovervollstaendigung-auf-steroiden/", "title": "Stochastischer Papagei, unscharfes JPEG, Autovervollst\u00e4ndigung auf Steroiden", "content_html": "Mit LLMs ist das Gleiche passiert, was mit jedem gesellschaftlichem Thema ab einer bestimmten H\u00f6he passiert. Die Thematik wird in einem identit\u00e4tsgetriebenen, selbst-radikalisierenden Diskurswettstreit zu Best\u00e4tigungsfutter und Aufmerksamkeitsw\u00e4hrung zermahlen. Debatten, die sich anf\u00fchlen wie Take-out-Werbung, die an die T\u00fcren anderer Restaurants geh\u00e4ngt wird.
\nLLMs sind in den letzten 6 Monaten nicht nur in der N\u00fctzlichkeit explodiert, sie sind unweigerlich auch sofort Kanonenfutter im Internet of Beefs geworden. Das geh\u00f6rt heute leider zusammen. Jedes Thema mit hoher Dynamik und entsprechenden Potenzialen und Gefahren wird so diskursiv teilweise gehijackt.
\nDas Ergebnis ist Herdenbildung und viel L\u00e4rm, was eine kollektive Einordnung dieser neuen Arten von Informationssynthese sehr stark erschwert.
\nEin sehr guter Text \u00fcber AI Ethics und AI-„Kritik“, der das streift, ist auf dem \u00fcberhaupt sehr lesenswerten The Algorithmic Bridge erschienen, wo sich Alberto Romero sehr bedacht mit dem Thema generative KI auseinandersetzt:
\n\n\n Yet, as honorable as their goals may be, I’ve noticed, like surely many of you, that their manners have degraded with time. I’m hesitant to quote them anymore because the hostility they show toward anyone who disagrees with them in the slightest makes me uneasy. (Of course, I’m referring to the visible leaders, not everyone. I won’t quote them because people see the group as a monolithic entity; their names are irrelevant to the point.)
\nI don’t recall having this sensation a couple of years ago; why have they turned more aggressive? Perhaps because they feel like they’re shouting into the void as the world keeps going and people are increasingly hyping–and getting hyped by–these systems? Could be, that’s definitely happening and it’s infuriating. Perhaps because they’re tired of fighting a war they can’t win, even when they’re right? It’s discouraging how power can silence the loudest truth. But perhaps also because some of the central arguments they were putting forward to support their narrative began to crumble in the face of undeniable practical improvements, such as ChatGPT.
\nTo sustain the thesis that corporations and greedy executives (and the decisions they make) are the true threat behind the algorithms, it’s necessary to first dismantle the illusion that AI systems have–or are on the brink of having–intelligence (or agency, thoughts, sentience, or the ability to set themselves free from our control). And to do so (which I agree with) the easiest path–the one they took–is to disparage any apparent progress and ridicule the capabilities of ChatGPT and its cousins (which I disagree with) by putting them in the worst possible light, bordering on outright contempt.\n
Sorry f\u00fcr das lange Zitat. Mehr:
\n\n\n „Stochastic parrot“ was not the first but became the most famous of the many ridiculing metaphors that the ethicists wanted to get across to the general public. The paper that coined the term was widely read by supporters and detractors alike. Linguist Emily M. Bender et al. raised important points that remain true for all GPT-like systems despite the iterations that came afterward. But in no time the catchy analogy about the limitations of language models (LMs) turned into a weapon to signal one’s beliefs about the non-progress of AI. People soon began to say „stochastic parrot, so what?“ and Sam Altman, OpenAI’s CEO, mocked the concept. It became an ideological flag emptied of meaning.
\nI could no longer use it. It was corrupted. Most people interpreted it as a rejection of AI advances–which are overhyped, yes, but not non-existent. Other metaphors followed. It seemed like a contest to find the perfect reductionist description of ChatGPT, a far more pathetic tool than the mainstream was portraying it to be: „autocomplete on steroids“ or „super-autocomplete,“ „blurry JPEG,“ „information-shaped sentence“ generator, and even a „‚say something that sounds like an answer‘ machine.“ I played the game too, with my „eraser of the implausible.“
\nI confess that I actually like these. They’re useful in a way: They provide a familiar example of what’s wrong with LMs, which, being so novel, don’t yet have a place in our mental repository of concepts. They capture their limitations, downsides, and shortcomings. But, in all their imaginative power, not even once did AI ethicists try to popularize an analogy that, while denouncing exaggerations, reflected the utility common people are finding in products like ChatGPT, Bing, Bard, Claude, or their open-source versions.\n
(Hervorhebungen von mir)
\nIch unterschreibe das alles komplett. Das hier trifft meinen eigenen Ansatz ganz gut, nicht nur gegen\u00fcber LLMs und und anderer generativer KI/ML, sondern gegen\u00fcber Technik allgemein:
\n\n\n I believe it’s necessary to assess the failure modes of new technology, but not without ever admitting its perks and virtues.\n
Dass man die Aussage \u00fcberhaupt machen muss, dass eine Technologie notwendig nur dann richtig eingeordnet wird, wenn man neben den Nachteilen und Versagensarten auch die N\u00fctzlichkeit und Vorteile der Technologie anspricht, zeigt, wie extrem die Schieflage mancherorts mittlerweile ist.
\nEr hat auch Tipps wie man all die kritischen Aspekte diskursiv besser angehen sollte:
\n\n\n give up the aggressive discourse around the performance and „intelligence“ of AI systems. It’s not worth it. Even if you’re mostly right, you can’t fight against the perception of millions of people. You can’t win. LMs, with all their flaws, are „incredibly powerful,“ and with all their limitations, can be super useful. Focus instead on all the other points that you’ve been repeatedly–and rightly–raising: governance, data provenance, regulation, algorithmic discrimination, harmful deployment, and other social and ethical repercussions.\n
In den n\u00e4chsten Tagen erscheint ein Briefing zu LLMs, an dem ich unter anderem gemeinsam mit einer f\u00fchrenden Expert:in hierzulande zu diesen Themen -governance, data provenance, algorithmic discrimination, harmful deployment- gearbeitet habe. Es gibt Menschen, die sich ernsthaft mit all diesen Aspekten besch\u00e4ftigen und das seit Jahren. Das sind nicht zwingend die lautesten Stimmen im heutigen Diskurs. (Zumindest in Deutschland ist das leider fast nie der Fall.)
\n(Ich schreibe seit letztem Jahr sehr viel \u00fcber LLMs und generative KI allgemein im Mitglieder-Newsletter, weil es sp\u00e4testens seit ChatGPT und der darauf folgenden Entwicklung in diesem Sektor zum aktuell wichtigsten Tech-Thema geworden ist. Siehe die Themen\u00fcbersicht. So es meine Zeit erlaubt, werde ich das auch mehr \u00f6ffentlich machen.)
\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2023-05-25T09:44:33+00:00", "attachments": [], "image": "http://neunetz.com/wp-content/uploads/parrot-150x150.png" }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15566", "url": "http://neunetz.com/2023/04/14/braucht-substack-notes-moderation/", "title": "Braucht Substack (Notes) Moderation?", "content_html": "Zu Substack Notes (Substacks Twitter-Alternative), Substacks Haltung zur Moderation und dem Verge-Interview (siehe diesen Ausschnitt) empfehle ich meinen Text von vor einem Jahr.
\nIch hatte \u00fcber Plattform-Assoziation geschrieben als ein Framework f\u00fcr ein besseres Verst\u00e4ndnis wie Verantwortung (also Moderation) f\u00fcr Inhalte in der \u00d6ffentlichkeit entsteht (zus\u00e4tzlich zum gesetzlichen Rahmen):
\n\n\n Wann immer \u00d6ffentlichkeit Plattformprovider f\u00fcr Inhalte verantwortlich macht, h\u00e4ngt stark von der Assoziation der Inhalte mit der Plattform ab. […]
\n Substack ist zwar eine Newsletter-Plattform, mit Kommentarfunktion, Podcast- und bald Videofunktion etc., aber sie sehen sich, trotz ihres Anschub-Programms, als einen Newsletter-Anbieter wie Mailchimp oder ConvertKit.
\n \u200b
\n \u200bSeien wir ehrlich: Impfgegner, die reine Newsletter \u00fcber letztgenannte Dienste verschicken, w\u00fcrden nicht im Guardian auftauchen. Nicht zuletzt weil ihre Aktivit\u00e4ten privat w\u00e4ren und ihre Reichweite und Eink\u00fcnfte schwerer bis gar nicht ermittelbar w\u00e4ren.
\n \u200b
\n \u200bAber selbst wenn Gr\u00f6\u00dfe und Reichtum eines solchen Impfgegner-Newsletters \u00f6ffentlich w\u00fcrde. Wer nach st\u00e4rkerer Moderation bei Substack ruft, w\u00fcrde bei dieser hypothetischen Situation gr\u00f6\u00dfere Bauchschmerzen haben, von Mailchimp oder ConvertKit eine Moderation der verschickten Inhalte zu fordern.
\n \u200b
\n \u200bVielleicht weniger starke Bauchschmerzen bei ConvertKit. Weil dieser Emaildienstleister auch Paymentfunktionen direkt mitbringt.
\n \u200b
\n \u200bAber was ist mit Stripe?
\n \u200b
\n \u200bSubstack, Patreon, ConvertKit, Ghost, sie alle setzen f\u00fcr Payments auf Stripe. Ist es ein Problem, eine Verantwortung f\u00fcr Stripe, dass \u00fcber ihr Paymentangebot auf Substack Impfgegner reich werden?
\n \u200b
\n \u200bIch sage nicht, dass ich auf all diese Fragen endg\u00fcltige Antworten habe. Ich tendiere, aber ich sitze noch nicht.
\n \u200b
\n \u200bWas ich mit diesen Ausf\u00fchrungen sagen wollte ist, dass wir als Gesellschaft uns langsam an dieses Thema herantasten. Und dass unser Herantasten oft \u00fcber nicht wahrgenommene, oft eher gef\u00fchlsgetriebene Plattform-Assoziationen, also Zuordnungen der Inhalte an unserer Ansicht nach Verantwortliche, geschieht.\n
Substack Notes erh\u00f6ht die Plattform-Assoziation f\u00fcr Substack weiter, w\u00e4hrend Substack sich weiterhin wie ein Email-Dienstleister wie Mailchimp oder ConvertKit sehen will. Das ist nachvollziehbar (es ist bequem; die Ursprungsposition kommt vom Unternehmensanfang als Emaildienstleister und Freund der Publisher) geht aber nicht zusammen, das wird nicht gutgehen.
\nMan muss aber auch dazu festhalten, dass das Gesamtgebilde Substack tats\u00e4chlich einen Zwischenschritt zwischen verschiedenen Anbieterarten darstellt, was die Herangehensweise f\u00fcr Substack komplexer macht als es die meisten Betrachter von der Seitenlinie darstellen.
\nDer Punkt bleibt ein Jahr sp\u00e4ter der gleiche: Je st\u00e4rker Distribution \u00fcber die eigene Destination also Plattform, desto mehr Assoziation mit den Inhalten und mehr Verantwortung beim Dienstanbieter.
\nDaraus folgt: Substack Notes braucht Moderation. Und zwar \u00fcber die gesetzlichen Bestimmungen hinaus. Es ist eine Situation, in der keine Entscheidung auch eine Entscheidung ist.
\n---\nDie \u00f6ffentlichen Analysen auf neunetz.com per Email oder RSS-Feed abonnieren.", "date_published": "2023-04-14T10:31:23+00:00", "attachments": [], "image": "http://neunetz.com/wp-content/uploads/neunetzcom-Logo-2014-Avatar.png" }, { "id": "https://neunetz.com/?p=15564", "url": "http://neunetz.com/2023/04/04/die-besondere-plattform-situation-von-openai/", "title": "Die besondere Plattform-Situation von OpenAI", "content_html": "Zu den vielen interessanten Aspekten rund um OpenAI z\u00e4hlt die besondere Beziehung zu Microsoft. OpenAI musste einen Deal eingehen, der jetzt bedeutet, dass sie nicht zwingend die allm\u00e4chtige B2C-Plattform mit ihren Plugins werden kann, die jetzt schon viele am Horizont sehen.
\nDas ist eine v\u00f6llig neue Plattform-Situation, die wir so noch nicht hatten..
\nIch hatte im letzten Nexus-Newsletter dar\u00fcber geschrieben:
\n\n\n Bing Chat wird ebenfalls Plugins bekommen. Ich sehe keinen Grund, warum Microsoft das nicht machen sollte.
\nWir werden also 2 Plattformen mit der selben zugrundeliegenden Technologie haben, die sehr \u00e4hnlich funktionieren, und teilweise austauschbar sind.
\nOb das so bleiben wird, ist offen, aber der wichtigste Unterschied heute ist, dass Bing Chat werbefinanziert sein wird und ChatGPT einen Freemium-Ansatz f\u00e4hrt.\n
Die Azure-Seite des Deals stellt au\u00dferdem sicher, dass man OpenAIs Kerntechnologie bequem im Bouquet als Cloud-API bei sich einbauen kann.
\nDas wirft viele spannende Fragen auf.
\nMonopolist als B2C-Plattform ist etwas anderes als Monopolist in der Backend-Infrastruktur. Und es ist sehr unwahrscheinlich, dass OpenAI als letzteres \u00fcberhaupt mittel- bis langfristig die Qualit\u00e4tsf\u00fchrerschaft wird halten k\u00f6nnen.
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\nKI/ML/LLMs dominiert aktuell die Newsletter-Themen, wenig \u00fcberraschend. Die Themen der j\u00fcngsten Ausgabe Nr. 148:
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